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Musiktheater

Liebe, Mord und Adelspflichten

A Gentleman's Guide To Love And Murder // Musical Comedy in zwei Akten // Buch und Gesangstexte von Robert L. Freedman // Musik und Gesangstexte von Steven Lutvak // Nach dem Roman Israel Rank von Roy Horniman // Deutsche Fassung von Daniel Große Boymann Leitung Besetzung

24. September 2022 – 16. Juni 2024

Dauer Ca. 180 Minuten inkl. Pause

Termin anklicken, um Tagesbesetzung anzuzeigen.

Nach dem Tod seiner Mutter erfährt der junge, verarmte Monty Navarro, dass er eigentlich der Spross einer vornehmen englischen Adelsfamilie mit dem unaussprechlichen Namen D’Ysquith ist und er deshalb Lord werden könnte. Es gibt nur ein klitzekleines Problem: Innerhalb der Erbfolge stehen leider acht Kandidaten vor ihm. Nicht nur um reich zu werden, sondern auch um seine angebetete Sibella heiraten zu können, wird der sympathische Monty zum phantasievollen Gelegenheitsmörder. Alles läuft überraschend gut, bis seine mörderische Strategie plötzlich eine dramatische Wendung nimmt…

Vier Tonys, darunter als Bestes Musical, gewann A Gentleman’s Guide To Love And Murder. Das makabre Musical wurde 2012 in den USA uraufgeführt und besticht durch seinen schwarzen britischen Humor, seine liebenswert-schrulligen Figuren und seinen mitreißenden Broadway-Sound. Die mörderische Handlung rund um Monty Navarro basiert auf dem Roman Israel Rank von Roy Horniman aus dem Jahre 1907 und wurde hierzulande vor allem durch die britische Kriminalfilm-Komödie Adel verpflichtet (1949) mit Alec Guinness bekannt.

Christian Spielmann, Musical Today, 27.03.2024

Ein amüsantes Musical, dessen Besuch man einplanen sollte!

„Liebe, Mord und Adelspflichten“ bietet britischen Humor und nostalgisch angehauchte Musik.

Im britischen Filmklassiker „Adel verpflichtet“ spielte Alec Guinness 1949 gleich alle acht Mitglieder der adligen D’Ascoyne-Familie – in der 2012 uraufgeführten und im Jahr darauf erstmals am Broadway gezeigten Musical-Version „A Gentleman’s Guide to Love and Murder“ („Liebe, Mord und Adelspflichten“) von Steven Lutvak und Robert L. Freedman wurden daraus die D’Ysquith. Der Film besticht durch seinen beißenden britischen Humor und ist sicher eine der besten englischen Komödien aller Zeiten. Die Idee, einen Schauspieler gleich neun Rollen (im Musical kommt noch eine hinzu) auf einer Bühne spielen zu lassen, ist eine Herausforderung für jeden Theaterregisseur und natürlich den omnipräsenten Darsteller. In der Broadway-Produktion war es Jefferson Mays, der in Windeseile seine Kostüme wechselte, in Mönchengladbach ist es jetzt Markus Heinrich.

[…] Britischen Humor ins Deutsche zu übersetzen ist keine einfache Aufgabe. Als gelungenes Beispiel gilt „Spamalot“. Daniel Große Boymann gelingt es mit gewissen Abstrichen: Der schwarze Humor bleibt präsent, auch wenn die Gags nicht in Lachmuskel-Torturen ausarten. Interessant ist die Idee, die stilisierten Bühnenbilder (Siegfried E. Mayer) von Montys Wohnung, Highhurst Castle, dem Anwesen von Henry D’Ysquith oder dem Salon von Lord Adalbert mit kurzen Animationen zu beleben, darunter eine Ratte, Bienen oder Blut. Vorbild für diese Kulissen und die Animationen sind die grafischen Novellen. Die Ratte und das Skelett verschieben das vordere Bühnenbild, sodass stets der Eindruck entsteht, man würde durch ein Objektiv das Geschehen verfolgen.

Ein echter Ohrwurm ist in der nostalgisch klingenden Musik nicht auszumachen. Lediglich „Du bist ein D’Ysquith“ und „Monty, was täte ich ohne Dich?“ heben sich etwas ab. Diese Songs werden von den durch Giovanni Conti geleiteten Niederrheinischen Sinfonikern entsprechend aufgedreht.

Regisseur Thomas Weber-Schallauer und Choreografin Bridget Quinn Petzold arrangieren mit Geschmack und Geschick kurzweilige Szenen und amüsante Tableaux. Aus dem überzeugend aufspielenden Ensemble stechen Oliver Arno als Mörder in der Not und Markus Heinrich als Verwandlungskünstler hervor. Ein amüsantes Musical, dessen Besuch man einplanen sollte.

Armin Kaumanns, Rheinische Post, 17.01.2024

Es reißt die Zuschauer von den Sitzen, die Leute rufen „Bravo“ und klatschen, so laut es geht.

Morbide, witzig, fesselnd: Im Theater Mönchengladbach überzeugte das Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“ auf ganzer Linie. Vor allem ein Darsteller glänzte bei der Premiere.

Ob dem Publikum die Premiere des Musicals „Liebe, Mord und Adelspflichten“ gefallen hat, ist am Ende der Vorstellung eindeutig: Es reißt die Zuschauer von den Sitzen, die Leute rufen „Bravo“ und klatschen, so laut es geht. Auf der Bühne verbeugen sich Sängerinnen und Sänger wieder und wieder. Giovanni Conti, der Dirigent, wirft Kusshände in den Orchestergraben, und als Regisseur Thomas Weber-Schallauer mit seinem Team dazu tritt, gibt es kein Halten mehr.

Doch warum waren die Theaterbesucher von der Premiere so begeistert? Das hat gleich mehrere Gründe. […]

Lord um Lord beißen die D‘Ysquiths in Gras, allerdings ziemlich lustig. Denn erstens sind die Adligen so hochnäsig, klischeehaft britisch und unsympathisch, dass ihnen wohl niemand eine Träne nachweinen dürfte. Zweitens bringen sie sich durch ihre Trotteligkeit meistens selbst um, Monty Navarro hilft nur hier und da ein wenig nach. Und drittens: Markus Heinrich. Denn der spielt und singt sie alle acht, die D’Ysquiths. Sein Portfolio reicht vom beschwipsten Priester, der von der Wendeltreppe purzelt, über den verrückten Imker, den zu viele Bienchen stechen, bis zur Lady mit Schauspielerambitionen, die sich unter mysteriösen Umständen erschießt. Heinrich überzeugt in allen Belangen: seine Kostüme, die Maske, wie er jede Figur zum Leben erweckt. […]

Steven Lutvak hat das Lehrstück für Gentleman-Mörder komponiert, es kam 2013 am Broadway heraus. Die Musik ist so fluffig wie der Plot, für das Gladbacher Ensemble kein Problem. Außer den fünf Solisten sorgt ein kleiner Chor für Akzente bei Klang und Handlung. Diese spielt allerdings an so vielen Orten, dass der Regisseur mit seinem Bühnenbildner Siegfried E. Mayer tief in die Trickkiste greifen muss. Ein Schiebevorhang wie eine Lochblende, bewegt von Mäuschen und Knochenmann, gibt immer andere Bühnenorte frei. Die werden durch recht komplizierte Projektionen (Animation: Peter Schmitz) zum Leben erweckt. Das alles wirkt so schlicht, dass es schon wieder lustig ist und damit gut zum heiteren Grundton des Musicals passt.

Markus Lamers, Der Opernfreund, 16.01.2024

Beste Unterhaltung, die man jedem Musicalfan wärmstens empfehlen kann!

Seit dem 14. Januar ist das Stück nun auch im Theater Mönchengladbach zu sehen […]. Und das sollte man sich auf jeden Fall überlegen, wenn man nicht ohnehin schon zum „Wiederholungstäter“ geworden ist.

[…] Robert L. Freedman (Buch und Gesangstexte) und Steven Lutvak (Musik und Gesangstexte) haben mit A Gentleman‘s Guide to Love and Murder, wie das Musical im Original heißt, eine wunderbar schwarzhumorige Komödie geschaffen, bei der man als Zuschauer immer wieder herzhaft lachen kann. […]

Das große Highlight der Inszenierung am Gemeinschaftstheater ist jedoch die Besetzung, allen voran Markus Heinrich, der bereits seit der Spielzeit 1995/96 Ensemblemitglied ist und seither in unzähligen Rollen sein Können unter Beweis gestellt hat. An diesem Abend schlüpft Heinrich in neun Rollen und verkörpert damit fast die gesamte Familie D’Ysquith. Lediglich die die Cousine Phoebe und die Gattin des Lords von Highhurst Castle werden von Gabriela Kuhn und Susanne Seefing charmant besetzt. Durch die schnellen Rollenwechsel steht der aus dem Sauerland stammende Tenor fast permanent auf der Bühne und muss in kürzester Zeit die Kostüme wechseln. Wie er darüber hinaus jede einzele Rolle mit ihren ganz eigenen Besonderheiten ausstattet, ist allein schon das Eintrittsgeld wert. Für die Rolle des „Monty“ Navarro konnte mit dem renommierten Musicaldarsteller Oliver Arno eine hochkarätige Gastbesetzung verpflichtet werden, der sowohl stimmlich wie auch schauspielerisch ein absoluter Glücksgriff für diese Rolle ist. Als zweiter Gast des Abends übernimmt Rahel Antonia Wissinger die Rolle der Sibella Hallward, während Debra Hays nun als Gastsolistin vielleicht zum letzten Mal in Mönchengladbach in einer großen Musiktheaterproduktion zu erleben sein wird, nachdem die Sopranistin nach dreißig Jahren im Ensemble kürzlich in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde.

Inzeniert wurde das Musical durch Thomas Weber-Schallauer, der die gesamte Geschichte in Form einer Graphic Novel erzählt. Peter Schmitz steuert hierzu die passenden animierten Illustrationen bei. Mit einer gelungenen Personenregie und einem guten Gespür fürs richtige Timing, meistert der Regisseur die schwierige Aufgabe, den Humor der Geschichte adäquad auf die Bühne zu bringen. Gerade bei komödiantischen Werken keine leichte Aufgabe.

Abgerundet wird der positive Gesamteindruck durch die Kostüme und das Bühnenbild von Siegfried E. Mayer. Durch ein Oval in Form einer Irisblende, die sich individuell öffnen und schließen lässt, können immer wieder neue Räume geschaffen werden, während rechts oder links davon bereits der Umbau für die nächste Szene stattinden kann. Da das Musical mit rund 50 Szenen aufwarten kann, eine sehr gelungene Möglichkeit für fließende Übergänge zu sorgen. […]

Am Ende bedankte sich das anwesende Premierenpublikum mit einem lautstarken und lang anhaltenden Applaus bei den Darstellern, dem Kreativteam und den Niederrheinischen Sinfonikern unter der Leitung des jungen Kapellmeisters Giovanni Conti für einen rundum gelungenen Premierenabend.

Stefanie Evers, Kulturaspekte, 22.10.22

Ein Feuerwerk des schwarzen Humors!

Mit LIEBE, MORD UND ADELSPFLICHTEN bringt das Theater Krefeld eine in Deutschland noch wenig bekannte Musical Komödie auf die Bühne. Das sollte sich jedoch bald ändern, denn die rundum gelungene Gesamtproduktion bereitet höchstes Vergnügen und der Humor hat hier eine eindeutige Farbe – rabenschwarz.

[…] Die Grundlage für das Stück liefert der 1907 erschienene Roman „Israel Rank: The Autobiography of a Criminal“ des Briten Roy Horniman. Ebenso wie in der darauf basierende, berühmten Krimikomödie „Adel verpflichtet“ (1949) mit Alec Guiness, werden auch in der Krefelder Musicalinszenierung von Thomas Weber-Schallauer alle neun Rollen der blaublütigen Familienmitglieder von nur einem einzigen Schauspieler verkörpert. Nach der letztjährigen deutschen Erstaufführung im Landestheater Detmold erst zweite deutsche Station des Stückes, ist es hier das langjährige Ensemblemitglied des Theaters Krefeld und Mönchengladbach Markus Heinrich, der zwar nicht tausend, aber immerhin doch acht Tode stirbt. In einer unnachahmlichen Manier gibt Heinrich jeder seiner insgesamt neun grundverschiedenen Charakterrollen der Familie D’Ysquith eine besondere Persönlichkeit. Auch gesanglich überzeugt der Tenor mit seiner wandlungsfähigen Stimme. Oliver Arno nimmt das Publikum rückblickend mit auf die Reise durch seine Memoiren oder genauer: in das Jahr, in dem die D’Ysquith einer nach dem anderen bei zumeist mysteriösen Unfällen zu Tode kommen. In fließenden Übergängen wandelt sich Arnos Monty von einem etwas harmlosen und bescheidenen jungen Mann in einen raffinierten, ehrgeizigen und sehr kreativen Halunken, um später als leicht versnobter englischer Adliger zu enden. Trotz seiner Entwicklung bleibt Monty dabei stets so charmant und liebenswürdig, dass auch die paar „Unfälle“ der Sympathie für ihn nichts anhaben können – stark und überaus überzeugend gespielt. Wenn dann auch noch die Songs mit seiner angenehmen Stimme den Theatersaal füllen, sieht man nur allzu gern über ein paar kleine Laster hinweg.

Auch optisch kann das Stück im Theater Krefeld absolut punkten, was in Anbetracht der vielen verschiedenen Schauplätze ausgesprochen anspruchsvoll ist. Siegfried E. Meyer beweist sowohl in Sachen Bühnengestaltung, als auch bei den Kostümen eine sehr sichere Hand – alles wirkt „very british“. Durch eine verschiebbare Irisblende ist mal die gesamte Bühne zu sehen, mal nur ein Teil. In Verbindung mit gelungenen, teils im „Graphic Novel“ Stil gehaltene, teils animierten Projektionen – auch der englische Regen darf natürlich nicht fehlen – und stimmigen Requisiten gelingen die rasanten Szenenwechsel eindrucksvoll. Auch die Kostüme passen bestens in die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts und repräsentieren die jeweilige Schichtzugehörigkeit. Lediglich Sibella (Rahel Antonia Wissinger) fällt, passend zu ihrer stürmisch, schillernden Art in pinken Kleidern und Glitzerschmuck behängt, aus dem Rahmen – eben kein alteingesessener britischer Adel. Ebenso rasant, wie die Szenenwechsel werden die Kostümwechsel vollzogen, zumindest bei Markus Heinrich und den sechs weiteren Ensemble-Mitglieder, die in ihren vielfältigen Rollen ebenfalls mit tollen Darbietungen erfreuen.

Andernorts wird bei der Musik gespart, ganz anders im Theater Krefeld: Mit 20 Musikern ist der Orchestergraben besser gefüllt, als es die Orchestrierung des Stückes von Jonathan Tunick eigentlich vorsieht. Der Klang beweist zweifelsfrei, dass die Erweiterung des ursprünglich vorgesehenen Streicherquintetts sich gelohnt hat. Unter der musikalischen Leitung von Giovanni Conti spielen die niederrheinischen Sinfoniker souverän und punktgenau auf, was in Hinblick auf die rasanten Szenenwechsel durchaus eine Herausforderung ist. Interessant auch, dass jedem Charakter ein eigener Kompositionsstil zugeordnet ist. Besonders deutlich fällt dies im Vergleich von Montys Frauen Sibella und Phoebe (Gabriela Kuhn) auf. Obwohl für beide Rollen der Dreivierteltakt vorherrschend ist, unterscheiden sich die Kompositionsstile deutlich im Tempi, ebenso wie die Charaktere. Während die schnellen Songs zu Sibellas überschäumendem Temperament passen, ist die Musik für die kultiviertere und sanftere Phoebe wesentlich langsamer. Passend zu Musik und Handlung fügt sich die Choreographie von Bridget Quin Petzold bestens in den ausgezeichneten Gesamteindruck der Produktion. Neben der schönen Partitur, die vorrangig Jazz beinhaltet, aber auch andere Stile einfließen lässt, sind die pointenreichen Texte (Freedman/Lutvak) mit viel Wortwitz ein absolutes Herzstück dieser Musical Komödie. Statt stumpfe Albernheiten trifft man hier auf jede Menge Situationskomik, klischeehafte Darstellungen und trockenen, meist sehr schwarzen Humor. Auch die deutsche Übersetzung (Daniel Große Boymann) des 2012 in Connecticut uraufgeführten Musicals, das ein Jahr später am Broadway Premiere feierte ist ausgezeichnet gelungen. Zahlreiche Lacher im Publikum sind der beste Beweis hierfür. Umso wichtiger ist natürlich die Textverständlichkeit und die ist in Krefeld wirklich großartig. Die Technik leistet beste Arbeit, auch in Sachen Beleuchtung.

Doch neben aller Komik besteht das Stück nicht allein aus schwarzem Humor, sondern übt auch, wenn auch auf den ersten Blick nicht vordergründig, Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen mit dem Klassendenken des frühen 20. Jahrhunderts. Während die Adligen überheblich in Saus und Braus Leben, kämpft das gemeine Volk um das nackte Überleben. Die Ironie an der Sache: letztendlich ist es fast die gesamte Adelsfamilie, die mysteriös verstirbt.

Mit dieser Produktion von LIEBE, MORD UND ADELSPFLICHTEN betreibt das Theater Krefeld die beste Werbung und zwar sowohl in eigener Sache, als auch für das Stück. Wer eine absolut gelungene Gesamtproduktion zu schätzen weiß und auch nur einen Hauch schwarzen Humors in sich trägt, der sollte sich den Besuch im Theater Krefeld nicht entgehen lassen.

Rolf-Rüdiger Hamacher, musicals – Das Musicalmagazin, 02.23

Herrlich makaber!

Das “Theater-Ehepaar” Krefeld/Mönchengladbach ist in seiner langjährigen Beziehung immer schon bemüht, keine Langeweile aufkommen zu lassen. Stellt sich neben der Pflege von “sicheren Bänken” auch immer wieder neuen, künstlerischen Herausforderungen. […]

Bühnenbilder Siegfried E. Mayer, der auch die atmosphärisch stimmigen Jahrhundertwende-Kostüme entworfen hat, hat für die Umsetzung des geradezu filmisch strukturierten Librettos eine geniale Lösung gefunden: Statt zwischen den 49 Szenen des Kammermusicals den Vorhang fallen zu lassen, beginnt und beendet er sie – wie im Stummfilm – mit einer die ganze “Bühnenbreite” abfahrenden, ovalen Irisblende. Und so wirkt sie wie ein brennglas auf das Wesentliche, öffnet kleine und große Räume, die uns durch an Graphic Novels erinnernde Projektionen (Peter Schmitz) und wenige Requisiten in die nächste Szene katapultieren. […]

Der Regie (Thomas Weber-Schallauer) gelingt es vor allem durch eine präzise Schauspieler*innen-Führung, selbst dem schrägsten Charakter noch einen Hauch Liebenswürdigkeit abzugewinnen und den vordergründigen Schrecken mit dem sprichwörtlichen britischen schwarzen Humor aufzufangen. […]

Wie schon in Sunset Boulevard bilden die Solisten ein gesanglich wie darstellerisch wunderbar harmonisierendes Quartett, das auch seinen “Gästen” gestattet, ihr komisches Talent auszuspielen. […]

Da war es wieder, das Kino, das durch den Broadway-reifen Sound der unter der einfühlsamen Leitung von Giovanni Conti aufspielenden Niederrheinischen Sinfoniker zu ganz großem Kino wurde – und ein eher kleines Musical zu einem großen Event machte. […]

Christina Schulte, Rheinische Post, 25.09.2022

Markus Heinrich spielt acht Rollen: Das ist ein Bravourstück!

Gute Unterhaltung bot das makabre Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“, die am Samstag ihre gelungene Premiere im Stadttheater feierte. Wer blaublütigen Klatsch und britischen Humor mag, kommt voll auf seine Kosten.

Lieben Sie’s schräg? Dann ist „Liebe, Mord und Adelspflichten“ genau das Richtige. Die Premiere der ‚Musical Comedy‘ im Stadttheater wurde vom Publikum ausgiebig bejubelt. In flottem Tempo, mit viel britischem Humor, amüsanten Übertreibungen und unterhaltsamer Musik wird hier von Regisseur Thomas Weber-Schallauer eine bitterböse Geschichte über die britische Gesellschaft des blühenden Empire um 1900 erzählt.

Rahmen der Handlung sind die Erinnerungen des Monty Navarro. Er wurde des Mordes angeklagt und lässt im Gefängnis die Ereignisse Revue passieren. Oliver Arno, den viele schon in dem Musical „Sunset Boulevard“ gesehen haben, wird auch hier wieder seiner Rolle in jeder Hinsicht gerecht. Er sitzt mit der Feder am Rande des Geschehens und notiert; dann öffnet sich die Bühne wie der Verschluss einer altmodischen Kamera und blättert die Episoden im Leben des Aufsteigers auf. Denn Monty erfährt zu seiner Überraschung von Miss Shingle (Debra Hays), dass er ein Sproß der Adelsfamilie D’Ysquith sei – und von Titel und Vermögen des Grafen trennen ihn nur acht Erben. Monty sucht die Verbindung zu ihnen, das Schicksal greift ein: Ohne sein aktives Zutun ereilt die ganze Familie der Tod. Diese acht werden sämtlich von Markus Heinrich gespielt: Das ist ein Bravourstück, für das es immer wieder Szenenapplaus gibt.

Mal ist er ein Landadeliger mit Passion für die Fuchsjagd; zu Anfang ein bigotter Geistlicher oder auch mal ein freundlicher Geschäftsmann, dann wieder ein tuntiger Mann oder gar die äußerst üppige Lady Hyacinth D’Ysquith. Sie hat etwas sehr Energisches. Monty animiert sie zu Reisen in weit entfernte Gefilde des ausgedehnten Kolonialreichs, wo sie dann als verschollen gemeldet wird. Sehr gelungen: Bühne und viktorianische Kostüme von Siegfried E. Mayer und die Choreographie (Bridget Quinn Petzold).

Die Animierte Illustration (Peter Schmitz) des Hintergrunds erweist sich als ausgezeichnetes Mittel für die schnellen Szenenwechsel: Mit der Lady aus Fleisch und Blut verschwindet ein riesiger gezeichneter Elefant von der Bühne. Die Animation ist zugleich eine Referenz an die frühen Zeiten des Films.

Anspielungen gibt es auch reichlich in der Musik, die Giovanni Conti je nach szenischer Stimmung dirigiert. Wenn Monty Navarro eingeführt wird, klingt spanische Volksmusik durch. Wenn er seine Liebste Sibella Hallward (Rahel Antonia Wissinger) trifft, ist das im Dreivierteltakt. Und auch Phoebe D’Ysquith (Gabriela Kuhn), Schwester eines der Verblichenen, singt und bewegt sich mit Monty im selben Takt. Welcher der beiden Schönen sein Herz gehört, das soll hier nicht verraten werden.

Nur so viel: Die 2006 vom Autorenduo Robert L. Freedman und Steven Lutvak verfasste musikalische Komödie wurde 2012 uraufgeführt und heimste zahlreiche Preise ein. Sie ist eine treffsichere schwarze Geschichte, über die man sich einfach so amüsieren kann, die aber auch inhaltlich wie musikalisch viele weitere Ebenen in sich verbirgt.

Klaus M. Schmidt, Westdeutsche Zeitung, 26.09.2022

Das wird bestimmt ein Renner!

Sieben Minuten stehende Ovationen am Ende, eine Dame in der Reihe hinter dem Rezensenten murmelt: „Das wird bestimmt ein Renner.“ Wahrscheinlich ist das so, kann der Rezensent ihr beipflichten. Das Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“ von Robert L. Freedman, Steven Lutvak und Jonathan Tunick feierte jetzt im Krefelder Theater Premiere, und wenn das Stück hier ein Erfolg wird, liegt das vor allem an der pfiffigen Inszenierung.

Am New Yorker Broadway ist das Musical im Jahr 2013 herausgekommen, 2014 heimste es vier Tony Awards ein. Das Werk lag damals wohl voll im Trend, und bei dem schwamm offenbar Retrolook obenauf. Basis ist der Roman „Autobiographie eines Verbrechers“ (1907) von Roy Horniman.

Ins kulturelle Gedächtnis eingegangen ist der Stoff durch die Verfilmung (1949). In „Adel verpflichtet“ spielte Alec Guiness acht Vertreter eines britischen Adelsgeschlechts, die alle unnatürlich aus dem Leben scheiden. In Krefeld ist es der Tenor Markus Heinrich, der hurtig von einem Kostüm ins nächste schlüpft, um zwei weibliche und sechs männliche Mitglieder der Familie D’Ysquith darzustellen. Diese stehen Monty Navarro (Oliver Arno) in der Erbfolge im Weg, um den Titel des Grafen von Highhurst zu erlangen. Navarro ist ein illegitimer Spross der Familie, seine Zugehörigkeit zu dieser wird ihm nach dem Tod der Mutter offenbart. Die negative Reaktion der Familie auf einen Annäherungsversuch und eigener Ehrgeiz lassen in ihm mörderische Pläne reifen. Das Musical wird als Rückblende erzählt. Navarro wartet im Gefängnis auf seine Hinrichtung. Die Polizei war ihm beim letzten Mord auf die Schliche gekommen, obwohl er ausgerechnet diesen gar nicht begangen hat. Im Gefängnis schreibt Navarro an seinen Memoiren, in denen er seine Verstrickung in die anderen Todesfälle offenbart.

Die Musik für kleines Orchester erinnert mit viel Walzerseligkeit an deutlich ältere Musicals, Songs mit Ohrwurmqualität gibt’s keine. An Jazz – wie im Vorfeld verlautbart – erinnert die handwerklich saubere, aber wenig auffällige Partitur kein Stück. Kapellmeister Giovanni Conti leitet die Musik zielstrebig, als Begleitung der Sänger bleibt sie stets so schlank, wie das nötig ist.

Eingekaufte Gäste mit viel Musicalerfahrung Oliver Arno als Navarro und Rahel Antonia Wissinger als seine Geliebte Sibella sind eingekaufte Gäste mit Musicalerfahrung, man hört es an der Geradlinigkeit ihrer Intonation. Gabriela Kuhn als Navarros spätere Ehefrau lässt ein wenig zu sehr ihre Opernfähigkeit durchblitzen, Tenor Markus Heinrich muss in seinen acht Rollen so viele Unterschiede herausarbeiten, dass er sowieso seinen Opernschmelz im Zaum halten muss.

Das Stück spielt in jener vermeintlich guten alten Zeit, in der England als Empire noch Weltmacht-Status hatte. Der Adel wird spöttisch angegangen, wobei es Heinrichs Leistung ist, seine Rollen nicht zu sehr in die Karikatur zu treiben. Da die Familienmitglieder der D’Ysquith bigott, herablassend und rassistisch sind, hegt man wenig Mitleid für sie. Navarro mit Schwiegersohn-Charme und Unschuldsmiene wirkt mit seinen unblutigen Taten hingegen sympathisch. Dieser Serienmörder wäre tauglich fürs Familienfernsehen.

Retrolook von Musik und Stoff und die Skurrilität der Figuren tun keinem weh, heutig sind das Tempo der Inszenierung (Thomas Weber-Schallauer), die mit Filmschnitten arbeitet, und das Bühnenbild von Siegfried E. Meyer (auch Kostüme), das mit einer Vorhangöffnung im Stil einer Lochblende die filmische Regie unterstützt. Der Clou sind aber die im Stil einer Graphic Novel gemalten Szenenbilder des Krefelder Graphikers Peter Schmitz, die projiziert und dann auch noch animiert werden.

Ingo Göllner, Musicalzentrale, 24.09.2022

Dieses Stück hat das Potential, in den nächsten Jahren zum Dauerbrenner auf deutschen Bühnen zu werden

Sie erfahren plötzlich, dass Ihre verstorbene Mutter Spross einer Adelsfamilie und wegen einer Heirat unter Stand verstoßen wurde, und Sie die Chance hätten, Titel und Vermögen zu erben. Was würden Sie tun? Sich achselzuckend zurücklehnen und abwarten, bis die acht Personen, die vor Ihnen in der Erbfolge stehen, auf natürlichem Weg den Platz frei machen? Oder aber, Sie könnten dem Lauf der Dinge ein wenig auf die Sprünge helfen! Monty Navarro entscheidet sich für Letzteres und setzt damit die Maschinerie dieser pechschwarzen Komödie in Gang, denn natürlich läuft nicht alles wie geplant. Das ist für ein nicht allzu zart besaitetes Publikum ein großes Vergnügen.

“Liebe, Mord und Adelspflichten” beruht auf dem Roman “Israel Rank – Die Autobiografie eines Serienkillers” von Roy Horniman. Die Verfilmung unter dem Titel “Adel verpflichtet” wurde ein Welterfolg, dank des großartigen Alec Guinness, der alle Familienmitglieder verkörperte. Dieses Prinzip haben auch die Musical-Macher übernommen. In Krefeld schlüpft Markus Heinrich von einem Kostüm ins nächste, vom Playboy Asquith D’Ysquith Jr., über den Priester Ezekial D’Ysquith bis zur robusten Lady Hyacinth D’Ysquith. Heinrich hat sichtlich Spaß daran, sich von einem extremen Charakter in den nächsten zu verwandeln. Diese neun Rollen machen ihn zum Liebling des Abends.

Das Stück liegt aber auf den Schultern von Oliver Arno als Monty. Dieser erzählt die Geschichte als Rückblende. Er sitzt momentan im Gefängnis – ironischerweise für einen Mord, den er nicht begangen hat – und schreibt dort seine Memoiren “The Gentlemen‘s Guide to Love and Murder” (so auch der Originaltitel des Musicals). Arno zeigt den Wandel seiner Figur: vom etwas tumben Mann über den sich strategisch Morde ausdenkenden Tüftler bis zum etwas zu überheblichen Erben. Er bleibt dabei immer so charmant, dass man ihm seine moralisch doch sehr fragwürdigen Taten nicht übel nimmt. Nicht nur darstellerisch, auch stimmlich stellt die Partie ziemliche Ansprüche, doch Arno ist ihr in jeder Hinsicht gewachsen.

Monty hat natürlich eine Achillesferse: Frauen. Seine Jugendfreundin Sibella heiratet aus Berechnung einen reichen Mann, hält sich Monty aber nebenbei als Liebhaber. Rahel Antonia Wissinger spielt sie mit unbekümmerter Arroganz, die sie auch in ihre leichte Singstimme packt. Sibella wird sich erst über ihre Gefühle klar, als sie ihr Spielzeug an eine andere Frau zu verlieren droht, an Phoebe D’Ysquith. Auch sie ist eine Verwandte von Monty, in der Erbfolge aber hinter ihm und deshalb außerhalb der Gefahrenzone. Komponist Steven Lutvak hat für Phoebe, Vertreterin der traditionellen Aristokratie, einige perlende, an Operetten angelehnte Songs komponiert, die wunderbar zur klassisch geschulten Stimme von Gabriela Kuhn passen. Kuhn lässt Phoebe sich von der schüchternen Haushälterin ihres plötzlich und unerwartet verstorbenen Bruders zur selbstbewusst auftretenden Frau entwickeln. Leider wird ihre Beziehung zu Monty in der Inszenierung etwas schwammig gezeichnet. Ob Monty sie wirklich liebt, ob sie für ihn nur Mittel zum Zweck ist – die Klärung bleibt Regisseur Thomas Weber-Schallauer schuldig, auch weil sich zwischen OIiver Arno und Gabriela Kuhn keine Chemie entwickelt.

In Verbindung mit Bridget Quinn Petzolds Choreografien gelingt Weber-Schallauer dagegen eine akzentuierte Personenführung mit Sinn für komödiantisches Timing. Den eh schon vorhandenen Klamauk-Ton der Vorlage kehrt er ein bisschen zu sehr heraus. Er führt zusätzlich zwei Statisten als Tod und Gefängnisratte ein, die als Bühnenschieber eingesetzt werden und das Geschehen in vielen Szenen von der Seite betrachten. Sie tauchen auch als lebende Requisiten in Ritterrüstungen auf. Diese Figuren verwundern genauso wie die als singende Säulen eingesetzten Ensemble-Mitglieder. Die sechs Darstellerinnen und Darsteller der vielen kleinen Rollen haben dabei mindestens so viele schnelle Kostümwechsel wie Markus Heinrich als D’Ysquith-Familie zu bewältigen.

Eigentlich ist die Bühne des Theaters Krefeld zu groß für die klein besetzten Szenen. Siegfried E. Mayer hat dieses Problem clever gelöst, indem er die Sicht auf die Szenen durch eine verschiebbare Irisblende mal größer, mal kleiner frei gibt. Peter Schmitz hat animierte Projektionen gestaltet, die der Szenerie einen Graphic-Novel-Look geben. Die ebenfalls von Mayer ausgewählten Kostüme stammen handlungsgerecht überwiegend aus dem frühen 20. Jahrhundert. Die für diese Zeit sehr freizügige Abendrobe von Sibella und das mittelalterlich anmutende Kleid von Lord Adalbert D’Ysquiths Ehefrau passen allerdings nicht ins Gesamtbild.

Die Broadway-Produktion dieser schwarzen Komödie gewann 2014 vier Tony Awards, darunter auch Bestes Musical und Bestes Musical-Buch. Robert Freedman hat die Vorlage geschickt für die Bühne reduziert und knackig-trockene Dialoge geschrieben. Zusammen mit Komponist Lutvak hat er auch lustige, oft höllisch schnell zu singende Songtexte kreiert, deren Wortwitz in der gelungenen deutschen Fassung von Daniel Große Boymann erhalten bleibt. Der Text ist in Krefeld auch jederzeit verständlich; ein großes Lob an die Theatertechnik!

Lutvaks Lieder orientieren sich primär an Songs, die in britischen Music Halls zu Anfang des 20. Jahrhunderts gesungen wurden. Er fügt aber auch Zitate ein. Mal sind das Stile anderer Komponisten, mal ist das beispielsweise ein “Aida”-Zitat, wenn es im Text um Ägypten geht. Die Szenen werden durch die Songs vorangetrieben. Höhepunkt ist das kunstvoll verschlungene “Ich nehm‘ Sie zum Ehemann”, in dem die klassische Komödiensituation “Zwei Geliebte in zwei verschiedenen Räumen, sie dürfen sich nicht begegnen und der Mann rennt zwischen ihnen hin und her” eine akustische Entsprechung bekommt. Dadurch entsteht der Witz nicht nur durch das Bühnengeschehen, sondern kommt auch aus dem Orchestergraben.

Dirigent Giovanni Conti hat sein Orchester mit 20 Musikerinnen und Musikern etwas größer besetzt, als es die Partitur eigentlich erfordert. Durch mehr Streicher schwelgen deren Kantilenen im Operettenstil schön melodisch-schwülstig.

Primär ist “Liebe, Mord und Adelspflichten” ein großes Vergnügen für Freunde des makabren Humors. Unter der Oberfläche zeigt es aber auch die gesellschaftlichen Veränderungen im damaligen England. Eine Oberschicht – die Familie D’Ysquith – hängt an ihren Privilegien und kämpft verzweifelt um deren Erhalt, auch wenn eine nicht weniger skrupellose untere Schicht – Monty – schon bereit ist, deren Platz zu übernehmen. Dieses Stück hat das Potential dazu, in den nächsten Jahren zum Dauerbrenner auf deutschen Bühnen zu werden.

Markus Lamers, Der Opernfreund, 17.10.2022

Absolute Besuchsempfehlung!!!

Seine deutschsprachige Erstaufführung feierte das Musical „Liebe, Mord und Adelspflichten“ bzw. „A Gentleman´s Guide to Love and Murder“ wie es im Original heißt vor ziemlich genau einem Jahr am Landestheater Detmold.

Das Theater Krefeld ist nun das zweite Theater, welches die rundum gelungene Musical Comedy von Robert L. Freedman (Buch und Gesangstexte), Steven Lutvak (Musik und Gesangstexte) und Jonathan Tunick (Orchestration) in Deutschland aufführt. Und hierbei zeigt sich bereits, dass dieses Stück in den kommenden Jahren sicherlich auf vielen Bühnen zu bewundern sein wird, denn hier passt wirklich viel zusammen.

Die Handlung dürfte vielen Theaterfreunden aus dem Film „Adel verpflichtet“ aus dem Jahr 1949 bekannt sein. […]

Das Musical überzeugt durch einen teilweise bitterbösen schwarzem Humor und man freut sich als Zuschauer jedes Mal fast ein wenig, wenn ein weiterer D’Ysquith auf skurrile Art und Weise das Zeitliche segnet. Nahezu die gesamte Adelsfamilie ist eine Ansammlung von Chauvinisten, Rassisten, Narzissten und verlogenen Personen, um an dieser Stelle nur einige Charaktereigenschaften zu nennen. Gleichzeitig kritisiert das Musical die traditionelle britische Klassengesellschaft auf intelligente Art und Weise. Mit großem Tempo erlebt der Zuschauer knapp 50 verschiedenen Szenen, so dass es für Regie und Bühnenbild sicherlich keine ganz einfache Aufgabe ist, dieses Musical auf die Bühne zu bringen. Für den Zuschauer sind es aber vergnügliche 165 Minuten, die wie im Fluge vergehen. Mit einem guten Gespür für das richtige Timing inszeniert Thomas Weber-Schallauer das Werk in Form einer Graphic Novel.

Hierzu lieferte Peter Schmitz ganz bezaubernde animierte Illustrationen, während das wunderbare Bühnenbild von Siegfried E. Mayer mit einem großen Oval in Form einer Iris, immer wieder neue Räume auf- und zugehen lässt. So behält man situationsbezogen den kammerspielartigen Charakter der Broadway-Produktion aus dem Jahr 2013 bei, obwohl die Krefelder Bühne fast dreimal breiter ist. In anderen Szenen wird dagegen die gesamte Bühne vollständig gefüllt, um beispielsweise das Highhurst Castle prunkvoll darzustellen. Für diesen schnellen Wechsel von Spielszenen und Bühnenbilder braucht man natürlich auch die entsprechenden Darsteller. Auch hier zeigt sich das Theater Krefeld-Mönchengladbach wiedermal bestens aufgestellt. Nahezu die gesamte D’Ysquith-Familie wird grandios von Markus Heinrich verkörpert, der von einem Bühnentod zum nächsten eilt. Teilweise bleiben ihm zwischen Abgang und neuer Szene nur wenige Minuten für einen kompletten Kostümwechsel. Darüber hinaus ist es sicherlich kein ganz leichtes Unterfangen, die verschiedenen Familienmitglieder allesamt mit den ihnen zugeteilten Besonderheiten zu interpretieren. Dies gelingt im aber wahrlich grandios und die Zuschauer im nahezu komplett gefüllten Theatersaal (auch eine absolute Seltenheit in diesen Zeiten) sind bei seinen Auftritten wahrlich amüsiert. Lediglich die Rolle der Phoebe D’Ysquith, die in der Erbreihenfolge aber auch keine Rolle spielt, wird überzeugend von Gabriela Kuhn dargestellt.

Für die Rolle des Monty Navarro konnte mit Oliver Arno der bekannter österreichische Musicaldarsteller gewonnen werden, der durch seine reiche Erfahrung auch diese für ihn neue Rolle hervorragend interpretiert und gesanglich auf ganzer Linie überzeugt. Für die Rolle der Sibella Hallward wurde mit Rahel Antonia Wissinger ein zweiter Gast verpflichtet, die mit ihrer klaren Stimme ebenfalls gefallen kann. Auch die weiteren Rollen wurden vom Krefelder Ensemble treffend verkörpert. Erwähnenswert sicherlich noch, die gelungene deutsche Übersetzung von Daniel Große Boymann, die bereits für die deutschsprachige Erstaufführung im letzten Jahr entstanden ist.Auch musikalisch weiß der Abend zu gefallen. Bei seiner ersten großen Produktion als neuer Kapellmeister am Gemeinschaftstheater leitet Giovanni Conti die Niederrheinischen Sinfoniker gefühlvoll durch den Abend. Hierbei sind die Streicher sogar etwas üppiger besetzt als eigentlich vorgesehen, denn statt eines Streichquintett erklingen in Krefeld sechs Violinen, drei Bratschen, zwei Celli und ein Kontrabass.

Selten kommt es vor, dass man gleich nach dem Besuch einer Vorstellung nach einem weiteren Termin im eigentlich vollen Kalender schaut, um sich dieses Stück ein weiteres Mal anzuschauen. Aber dieses Stück macht einfach unglaublich viel Spaß und man bekommt als Zuschauer in knapp drei Stunden nochmal ganz wunderbar dargelegt, was das Theater zu leisten im Stande ist. Gerade auch in dieser derzeit für viele Menschen wie auch für das Theater im Allgemeinen sehr schweren Zeit. Absolute Besuchsempfehlung !!!

Michael Otternbein, 05.10.2022, Crevelt Magazin

Das war Unterhaltung im besten Sinne. Einfach klasse!

Schnell, witzig, abwechslungsreich! „Liebe, Mord und Adelspflichten“ heißt die neueste Produktion des Theater Krefeld und Mönchengladbach. Das rasante Musical ist zugleich eine Komödie mit rabenschwarzem Humor.

Es geht um Montague (Monty) Navarro, den verstoßenen Erben einer englischen Adelsfamilie, der „nur“ acht in der Rangfolge vor ihm stehende Cousins und Cousinen aus dem Weg räumen muss, um der neunte Lord D`Ysquith zu werden, was er auf skurrile Art praktiziert. Am 24. September war Premiere für diese kurzweilige „Musikkomödie made in Krefeld“, die beim Publikum spontane Begeisterung auslöste.

„Es war ein wunderbarer Abend, mit wahnsinnigem Tempo, sehr witzig und sehr abwechslungsreich“, lobt die Krefelderin Anke Drießen-Seeger die Inszenierung. Dabei bewundert sie auch die Orchesterleistung und die „unglaubliche Teamleistung“. „Man kann nur ahnen, was hinter der Bühne passiert“, erklärt sie voll Bewunderung. Besondere Anerkennung bekommt bei allen Befragten Markus Heinrich, der auf der Bühne alle acht gemordeten Vertreter der Familie D`Ysquith verkörpert. Anke Drießen-Seeger hatte ihn schon in einigen komödiantischen Rollen gesehen, findet aber, dass er an diesem Abend besonders großartig war. Mindestens ebenso begeistert von der brillanten Leistung des langjährigen Ensemblemitglieds zeigt sich Claudia Christofzik: „Markus Heinrich ist großartig in seiner Mehrfachrolle. Ich hatte fast vergessen, dass er so ein komisches Talent hat“, erklärt sie. Wobei ihr Mann Uwe Schult-Christofzik auch ausdrücklich die Leistung der beiden neuen Bühnenakteure Oliver Arno (Monty) und Rahel Antonia Wissinger (Sibella) lobt.

Die kreativen Regieeinfälle und die gelungene Bühnenausstattung überzeugen Heike Grewing, die wie die anderen Befragten bereits seit vielen Jahren Abonnentin des Theater Krefeld und Mönchengladbach ist. Auch sie freut sich über die schwarze Komödie mit britischem Humor, und findet es gut, dass auch Debra Hays, die drei Jahrzehnte auf der Krefelder Bühne stand, hier wieder ihren Auftritt bekommt. „Mir hat das Stück sehr gut gefallen. Ich kann es nur allen empfehlen“, ist ihr Resümee.

Alle vier Befragten kommen zu dem Schluss, dass man nicht in die Ferne reisen muss, um Inszenierungen auf höchstem Niveau mit stimmlich starken Solisten zu erleben. „Wir haben hier ein fantastisches Haus“, ist Anke Drießen-Seeger überzeugt. Bezogen auf „Liebe, Mord und Adelspflichten“, empfiehlt sie, sich das Stück gern mehrmals anzusehen. „Hier passiert so viel so schnell, dass man manchmal gar nicht weiß, wo man hingucken soll. Sehr amüsant“, bekräftigt sie. Und Uwe Schulz-Christofzik pflichtet ihr bei: „Das war Unterhaltung im besten Sinne. Einfach klasse!“

Ernst Müller, Extra-Tipp, 02.10.2022

Ein Fest für Auge und Ohr!

Selten erlebte das Publikum im Stadttheater einen solch flotten Wechsel von Spielszenen und Bühnenbildern. Im komödienhaften Musical “Liebe, Mord und Adelspflichten” reihen sie sich in schnellem Tempo aneinander. Stets überraschend, immer witzig und jeweils vom spontanen Applaus der Zuschauer abgeschlossen.

[…] Regisseur Thomas Weber-Schallauer hat den skurrilen Stoff des Film “Adel verpflichtet in ein grelles Comic getaucht. Auf der Bühne öffnet sich zu jeder der vielen Szenen ein ovaler Bildrahmen, der den Blick auf eine jeweils pointiert gemalte Kulisse freigibt. Die Darsteller agieren stilecht in Kostümen aus der Mode der Jahrhundertwende; und zwar ebenfalls schablonenartig übertrieben, dass allein ihre Auftritte schon für die Lacher sorgen. Dabei hat Markus Heinrich die Paraderolle inne. da er alle acht Mitglieder der Adelsfamilie in fliegendem Kostümwechsel darstellt, einschließlich der Ladys. Und arbeitet deren Macken zum Schreien komisch heraus.

Die Musik wird live vom Orchester unter Leitung von Giovanni Conti gespielt. Sie ist gefällig, im typisch amerikanischen Musicalsound komponiert, spiegelt jeweils präzise die Gefühle der Agierenden auf der Bühne wieder. Das gilt auch für die Arien der Sänger. […]

Dem Stadttheater ist mit dieser Inszenierung ein überaus vergnüglicher Abend gelungen, in sehr aufwendiger Ausstattung, ein Fest für Auge und Ohr, das die triste Wirklichkeit für zweieinhalb Stunden vergessen lässt.

Thomas Molke, Online Musik Magazin, 27.10.2022

Eine herrlich makabre Unterhaltung mit einem spielfreudigen Ensemble!

[…] Das Regie-Team um Thomas Weber-Schallauer setzt die temporeiche schwarze Komödie mit großartigen Bildern um.

Ausstatter Siegfried E. Mayer arbeitet dabei mit Projektionen im Stile der Graphic Novel, die in Zeichnungen von Peter Schmitz den Hintergrund der einzelnen Szenen bilden. Als Vorhang fungiert eine Art Irisblende. In einem großen Oval kann sie auf- und zugehen und gibt den Blick auf kleinere und größere Räume frei. Rechts und links von der Bühne befindet sich die Gefängniszelle, in der das Stück beginnt. Monty geht zu Beginn davon aus, dass er für den Mord am letzten Lord D’Ysquith, den er nicht begangen hat, verurteilt und hingerichtet wird, und beschließt, in der Zelle vor seinem Tod in seinen Memoiren die übrigen Morde zu gestehen. Eine riesige Maus auf der rechten Seite, auf der sein Bett steht, und ein Skelett, das wohl für die zahlreichen Toten steht, sind hier seine Begleiter, denen er quasi seine Geschichte erzählt. Immer wieder kehrt er im Verlauf der Handlung in diese Erzählung zurück, bevor er zum nächsten Unfall wechselt. Die Kostüme, für die ebenfalls Mayer verantwortlich zeichnet, fangen die Atmosphäre des Englands der Jahrhundertwende großartig ein.

In diesem Ambiente bietet Weber-Schallauer seinem Ensemble mit einer ausgeklügelten Personenregie alle Möglichkeiten, den bissigen Humor der Vorlage herauszuarbeiten. Da ist zunächst einmal Markus Heinrich zu nennen, der sich in Windeseile in die unterschiedlichen Familienangehörigen der D’Ysquiths verwandeln muss und dem es vorzüglich gelingt, jeden dieser acht Charaktere mit einem anderen Spleen auszustatten, den das Publikum dazu verleitet, den jeweiligen Tod der Figur als wenig tragisch zu betrachten. Mit großem Spielwitz und vorstehenden Zähnen mimt er zunächst den stark alkoholisierten Reverend Lord Ezekiel D’Ysquith als bigotten Pfarrer, dessen Nächstenliebe sofort aufhört, wenn es um einen neuen Anwärter auf die Erbfolge geht. Da fragt man sich als Zuschauer*in, ob man diesem unsympathischen Charakter denn selbst die Hand gereicht hätte, um den Sturz vom Turm zu verhindern. Auch mit dem lüsternen Asquith D’Ysquith, Jr., der beim Eislaufen seine Finger nicht bei sich behalten kann und seiner jungen blonden Geliebten gegenüber unangenehm zudringlich wird, empfindet man kein großes Mitgefühl, wenn er im von Monty gesägten Loch im zugefrorenen See versinkt. Als Henry D’Ysquith, der mehr an Männern als an Frauen interessiert ist, setzt Heinrich dann ganz andere Akzente und verleiht dessen Tod, wenn er von seinen eigenen Bienen zu Tode gestochen wird, eine bissige Komik. Die absolute Paraderolle für Heinrich im Reigen der skurrilen Charaktere ist die schrullige alte Lady Hyacinth D’Ysquith, die zunächst scheinbar nicht totzukriegen ist. So überlebt sie die ersten beiden Katastrophengebiete, in die Monty sie schickt, und fällt erst beim dritten Versuch einem Stamm von Menschenfressern zum Opfer. […]

Bei allem Glanz von Heinrichs Spiel wird der Abend allerdings nicht zu einer One-Man-Show. Auch die übrigen Rollen sind hervorragend besetzt. Oliver Arno gibt den “Unfallmörder” Monty als netten Jungen, der sich ja eigentlich nur ein bisschen Verständnis und Akzeptanz gewünscht hätte. Dabei sind ihm auch wunderbare Pointen in den Text gelegt, wenn er zum Beispiel kommentiert, dass seine Braut Phoebe glücklicherweise nicht vor ihm in der Erbfolge gestanden habe. Anders als im Film kann er verhindern, dass seine Memoiren an die Öffentlichkeit gelangen, da er sie bei seiner Entlassung von dem leicht dümmlichen Polizisten ausgehändigt bekommt. Rahel Antonia Wissinger legt Montys Freundin Sibella, die zwar von Monty nicht lassen kann, aber dennoch lieber den reichen aber langweiligen Lionel Holland geheiratet hat, recht verführerisch an. Mit herrlicher Slapstick-Komik glänzen sie und Arno, wenn ihr Schäferstündchen plötzlich von Phoebe gestört wird, und Monty verzweifelt versucht, die beiden Frauen voreinander zu verbergen. Gabriela Kuhn ist als Phoebe eine der ganz wenigen sympathischen Familienangehörigen der D’Ysquiths und entfaltet ihre Komik vor allem in einer gehörigen Portion Naivität. Debra Hays hat als Miss Shingle ihr ganz eigenes Geheimnis. Die Musik von Lutvak ist rasant und abwechslungsreich wie die Handlung und bietet im Spiel der Niederrheinischen Symphoniker unter der Leitung von GMD Mihkel Kütson beste Unterhaltung. Auch die übrigen Rollen sind großartig besetzt, so dass es großen und verdienten Beifall für alle Beteiligten gibt.

Häufig kann eine musikalische Umsetzung eines Films dem Vergleich mit dem Original nicht standhalten. Lutvaks und Freedmans Musical ist der Vorlage aber durchaus ebenbürtig. Thomas Weber-Schallauer bietet mit einem spielfreudigen Ensemble herrlich makabre Unterhaltung.

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