Musiktheater
Romeo und Julia
Roméo et Juliette // Drame lyrique in 5 Akten // Musik von Charles Gounod // Libretto von Jules Barbier und Michel Carré // nach der Tragödie von William Shakespeare // Erstaufführung am Theater Krefeld und Mönchengladbach Leitung Besetzung
13. Dezember 2025 – 20. März 2026
„Es war die Nachtigall und nicht die Lerche.“ Wer kennt sie nicht, die herzergreifende Liebesgeschichte von Romeo und Julia, die aus verfeindeten Familien stammen, sich gegen alle Widerstände lieben und sogar heimlich heiraten? Eine Liebe, die in einer entsetzlichen Katastrophe enden muss – und als Symbol reiner Liebe dennoch die Jahrhunderte übersteht. In Romeo und Julia sind alle Ingredienzien enthalten, die den Stoff ganz großer Dramen ausmachen: Lebenslust, Sehnsucht, Rebellion, Liebe, Verrat, Verzweiflung und Tod. William Shakespeare schrieb mit Romeo und Julia die berühmteste Liebestragödie der Weltliteratur, die auch andere Künstler nicht unberührt lassen konnte.
Unter den zahlreichen Vertonungen des Romeo-und-Julia-Stoffes zählt Charles Gounods Oper zu den meistgespielten. Bereits die Uraufführung am Théatre Lyrique in Paris im Rahmen der Weltausstellung 1867 wurde zu einem triumphalen Erfolg. Der Komponist spürt insbesondere dem Gefühlsleben der titelgebenden Liebenden feinsinnig nach, für die er gleich vier Liebesduette komponierte. Gleichzeitig gibt er auch dem gesellschaftlichen Kontext ihrer verbotenen Liebe in Form von klanggewaltigen Chortableaus und einer großen Kampfszene der verfeindeten Familien Raum.
Einführung zur Inszenierung vor Ort
Jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn bietet Souffleurin Brigitte Lenz an allen Terminen eine Stückeinführung in der Lesebühne des Theaters Krefeld an. Sitzplätze sind nur begrenzt verfügbar. Der Eintritt ist im Ticket enthalten.
Angeber-Wissen für die Pause
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Kurze Inhaltsangabe für sehr Nervöse!
Eine Familienfehde, eine verbotene Liebe und Kommunikationsprobleme mit tödlichen Folgen. -
Das Liebespaar par excellence
Vorlage für Gounods Drame lyrique ist William Shakespeares weltbekannte und gleichnamige Tragödie der zwei jungen Liebenden aus dem Jahr 1596. Neben der Oper „Faust“, die gerade noch (2023-2025) unter dem Titel „Margarethe“ am Gemeinschaftstheater auf dem Spielplan stand, zählt „Roméo et Juliette“ bis heute zu Gounods beliebtesten und weltweit am häufigsten gespielten Werken. -
„Es war die Nachtigall und nicht die Lerche.”
Dieser vielleicht berühmteste Satz von Shakespeare hat auch Eingang in Charles Gounods Oper gefunden, die 1867 bei der Pariser Weltausstellung erstmals das Publikum entzückte. Im französischen Libretto gilt es dabei auf den Satz „Ce n’est pas l’alouette, c’est le doux rossignol“ zu achten. -
Die größten Hits
Die bekanntesten Arien aus Gounods Oper „Roméo et Juliette“ sind „Je veux vivre”, gesungen von Juliette im ersten Akt, und “Ah! Lève-toi soleil!”, Roméos Liebes-Arie im zweiten Akt. Wie Jan Eßinger („Die Reise nach Reims“) die berühmte Balkon-Szene und Roméos Liebes-Geständnis inszenieren wird? Lassen Sie sich überraschen! -
Fan-Post für Julia!
Obwohl die Geschichte von Romeo und Julia nicht auf realen historischen Figuren basiert, erhält die Stadt Verona, in der die Tragödie verortet ist, jedes Jahr Tausende von Briefen an die fiktive Heldin. Und auch heute noch beantwortet eine Gruppe von Menschen, die sich „Der Julia-Club“ nennen, jeden Brief persönlich.
Video-Interview
Leitung
Besetzung
Heide Oehmen, Rheinische Post, 16.11.25Hervorragend!
Ein „lost place“ (hier ein in die Jahre gekommenes Schwimmbad) bildet den trostlosen Bühnenraum (Benita Roth) – ein augenfälliges Sinnbild der Aussichtlosigkeit der Liebe zwischen Roméo und Juliette.
[…] Zweite inszenatorische Ebene ist eine Zeitreise, da sich Liebe zu jeder Zeit ereignet. Marie-Luise Otto hat dazu fantasiereiche Kostüme erdacht – sie reichen von den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis in die Jetztzeit.
[…] Hervorragende Aufführung in Krefeld: Die musikalische Umsetzung dieser 1867 in Paris mit überwältigendem Erfolg uraufgeführten lyrisch-romantischen Oper gelang bei der Premiere im gut besetzten Krefelder Haus erstklassig. Die oft feingliedrige Kompositionsweise des vor allem durch sakrale Werke berühmt gewordenen Tonsetzers, der auch in seinem Opernschaffen Choräle oder fugierte Passagen nicht scheut, erlebte dank des reich differenzierten Dirigats Kütsons und dank der Qualität seiner Mitstreiter eine ausgezeichnete Wiedergabe.
Hervorgehoben seien die reich beschäftigte Solooboe und die zahlreichen, mit Emphase dargebotenen Soli der Cellogruppe. Ganz wichtig auch, dass an keiner Stelle des langen, aber spannungsvollen Abends das Orchester die Agierenden auf der Bühne zudeckte.
Homogene Klangpracht durch den Chor: Zuerst seien Chor und Extrachor gewürdigt. Sorgfältig vorbereitet von Chordirektor Michael Preiser, verbreiteten die Sängerinnen und Sänger homogene Klangpracht. Spielfreudig und wandlungsfähig stellten sie die verfeindeten Familien dar. Selbst der zum Frieden mahnende Herzog (ausgezeichnet: Chanyang Choi aus dem Hauschor) konnte die sich Befehdenden nicht zur Vernunft bringen.
[…] Hervorragende Darstellung der Figuren: Rosaline Stéphano, Roméos ehemalige Freundin, zeigte sich eher kämpferisch. Im Hintergrund den Fortgang der Handlung beobachtend und sich schließlich mit einem Spottlied wehrend, hatte sie in der Mezzosopranistin Susanne Seefing eine eindringliche Verkörperung. Capulet, Juliettes Vater, war mehr um die Familienehre bedacht als um das Glück seiner Tochter. Hayk Deinyan gestaltete diese Rolle ausgezeichnet – mit raumgreifendem Bass und würdevollem Auftreten.
Opernstudio bestens vertreten: Das Opernstudio, das immer wieder für Überraschungen sorgt, war mit Tenor Ramon Mundin und Bassbariton Jeconiah Retulla bestens verteten. Mundin – mit großvolumigem tenoralem Schmelz – verkörperte Tybalt, Juliettes Cousin, der im Streit Mercutio tötet. Dieser – von Retulla großartig dargestellt und gesungen -ist Roméos Freund, der sich gezwungen sieht, diesen feigen Mord zu rächen. Das wiederum bedeutet für ihn Exil, und so nimmt die Tragik der Liebe zwischen Juliette und Roméo ihren Lauf.
[…] Hervorragende Gesangsleistungen der Hauptfiguren: Sophie Witte als Juliette und Gast Bryan Lopez Gonzales als Roméo vermögen alle Facetten ihrer anspruchsvollen Rollen glaubhaft und eindringlich darzustellen. Mit ihren Stimmen – einem koloraturengewandten, dynamisch differenzierten, bis in extreme Höhen sich öffnenden Sopran und einem beseelten, farbenreichen und expressiven Tenor – sind die auch optisch harmonierenden Vokalisten ein ideales Liebespaar. Ob bei der ersten scheuen Begegnung, in der von der bevorstehenden Trennung überschatteten Liebesnacht bis zu dem tragischen Ende – immer wirken die beiden Protagonisten glaubhaft und natürlich, und ihre Darstellung geht wirklich unter die Haut.
[…] Großer Jubel und Bravi, vor allem für die beiden Hauptdarsteller und das Orchester, dankten für einen vor allem musikalisch faszinierenden Abend. […]
Michael Kaminski, concerti, 16.11.25Brillante Orchester- und Sangesleistungen!
Regisseur Jan Eßinger und Bühnenbildnerin Benita Roth verlegen den Schauplatz der Tragödie um das größte Liebespaar aller Zeiten in den lost space einer aufgegebenen Schwimmhalle. Das funktioniert bestens.
Mihkel Kütson entlockt den Niederrheinischen Sinfonikern dazu alle der Partitur innewohnenden Vorzüge.
[…] Und so mag denn jene längst aufgegebene Schwimmhalle, die Benita Roth auf Krefelds Bühne stellt, als Schauplatz für Charles Gounods „Roméo et Juliette“, der Tragödie schlechthin, gelten. Zumal dreh- und verschiebbare Wände ohne weiteres erlauben, Festsaal und Balkon, Kirche und Gruft zu imaginieren.
[…] Umstandslos durchmessen daher die Liebenden von Szene zu Szene das Säkulum von den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bis ins Heute, mithin von der Charleston-Party bis zu den modischen Vorlieben der Gegenwart. Gelegentliche Ironie kann sich dabei Kostümbildnerin Marie-Luise Otto nicht verkneifen. Weder beim Elvis-Outfit für Frère Laurent, noch bei den die achtziger Jahre zitierenden Trainingsanzügen für die Herren des Chores.
Gewinnend wie die szenische, gestaltet sich die musikalische Seite dieser Erstaufführung am niederrheinischen Zwei-Städte-Institut. Unter Michael Preiser kostet der Chor des Hauses seine dankbare Partie weidlich aus. Aus dem Graben tönt Hochklassiges. Mihkel Kütson entlockt den Niederrheinischen Sinfonikern die der Partitur innewohnenden Vorzüge: dramatische Ballungen, lyrische Emphase, nie kitschverdächtiges Sentiment und nicht zuletzt Eleganz. Die Streicher sind superbe, das Blech beweist Effektsicherheit im Verein mit Kultiviertheit.
Überragend verkörpert Sophie Witte die weibliche Titelfigur. Ihre Koloraturen verwandelt Witte in Psychologie. Juliettes Ängste vor Einnahme des Tiefschlaf-Tranks erlangen beklemmende Präsenz. Der Roméo von Bryan Lopez Gonzalez vermag spielerisch zu überzeugen, stimmlich erzielt Gonzalez Annäherungswerte an seine Partie. […] Matthias Wippich verleiht seinem Frère Laurent Bassautorität und Empathie für die Liebenden. Unbedingt aufhorchen lässt der Mercutio von Jeconiah Retulla aus dem Opernstudio Niederrhein. Mit den Genannten vereinen sich alle weiteren Solistinnen und Solisten zur famosen Ensembleleistung.
Christian Oscar Gazsi Laki, Westdeutsche Zeitung, 16.11.25Eine erfreulich eigene Interpretation dieser zeitlosen Liebesgeschichte.
[…] Diese Inszenierung von Charles Gounods Oper „Roméo et Juliette“ am Theater Krefeld und Mönchengladbach, die am Krefelder Haus vom Publikum sehr begeistert aufgenommene Premiere feierte, bietet Interpretationsspielraum.
Man kann etliche der in Teilen sehr gelungenen Einfälle des Regie-Teams um Jan Eßinger (Bühne: Benita Roth, Kostüme: Marie-Luise Otto) durchaus auf verschiedene Art deuten. Bleibt die Geschichte um das unglückliche Liebespaar, das zum Schluss sterben wird, selbst in der Weise, wie sie Gounods Librettisten – recht nah an der Shakespeare-Vorlage – erzählen, nicht angetastet. So spielt die Inszenierung dennoch mit Eingriffen, nämlich mit verschiedenen Zeitebenen.
[…] Die Geschichte, die sich wohl immer wieder in unterschiedlichen Konstellationen zu anderen Zeiten zugetragen hat, bleibt in sich chronologisch, doch mal spielt sie in den 1920ern, dann in den 40ern, 60ern, 80ern, 90ern und schließlich im Jetzt.
[…] Etwa in den 40ern als verbotenes Paar in Kriegsumgebung. Dann begegnet uns das Paar wieder als queeres Hochzeitspaar […], als Frère Laurent Matthias Wippich, indes wie immer überragend gut.
Juliette wird sehr intensiv gespielt, von Sopranistin Sophie Witte und Tenor Bryan Lopez Gonzalez verkörpert spielfreudig Roméo, die so manche Verwandlung durch überzeugende schauspielerische Anpassungsgabe mit glaubhaftem Leben füllen. Witte […] beeindruckte im Laufe des Abends mehr und mehr durch wundervoll geformten Gesang, leidenschaftliche, wohlgeformte Höhen und gewohnt gekonnter musikalischer Ausdeutung. Diese Qualität ist auch dem Gast Bryan Lopez Gonzalez als Roméo zu eigen. […] Berechtigterweise wurden beide beim stehenden Schlussapplaus mit etlichen Bravo-Rufen geehrt.
Zurück zur Regie-Idee: Das Schwimmbad wirkt einerseits fast „realistisch“, andererseits kann es sich fragmentieren – hat dann doch (auch durch die Lichtregie) etwas kulissenhaftes. Wie auch die an sich realistisch gedachten Kostüme kurios klischeehaft sind; als wären sie verzerrte Schatten einer wie auch immer gearteten Realität, die sich in einer Zwischenwelt spiegelt.
[…] Generalmusikdirektor Mihkel Kütson und die Niederrheinischen Sinfoniker unterstützten dies interpretatorisch, das auch in Gounods Musik selbst zutage tritt. Zwischen innigen, fast sakralen Momenten, und einem eher banalen Bedienen von Anforderungen französischer Oper jener Zeit (Uraufführung 1867). Gounod ist irgendwie am besten, wenn seine Musik „betet“. Am intensivsten gelingen also intime Szenen. Großes Lob auch an den stimmigen Opernchor – das auch szenisch einiges zu tun hatte – (Einstudierung Michael Preiser) und das auf hohem Niveau singende gesamte Ensemble.
[…] Fünf Akte entführen in eine erfreulich eigene Interpretation dieser zeitlosen Liebesgeschichte. Die Inszenierung schmückt erneut mit viel Liebe zum Detail die Musiktheatersparte von Operndirektor Andreas Wendholz.
Bernd Lausberg, O-Ton Kulturmagazin, 16.11.25Ein bewegender und hochemotionaler Ritt durch die Zeit.
[…] Es mussten mehr als 150 Jahre vergehen, bis heute das Drame lyrique Roméo et Juliette in fünf Akten von Charles Gounod in einer Erstaufführung am Theater Krefeld Mönchengladbach zur Aufführung kommt.
Erst in der vergangenen Spielzeit wurde mit Margarethe am gleichen Ort dem französischen Komponisten Tribut gezollt. Beide Opern gehören zu den wichtigsten Werken des romantischen Opernrepertoires. Gounod verzichtet auf alle die in seinen Augen unwichtigen Äußerlichkeiten. So erreicht das Werk eine große private Dichte und Innigkeit. Herrlichen Duetten, komponiert für die beiden Liebenden, stehen großartige Chortableaus gegenüber.
[…] Für die Erstinszenierung in Krefeld zeichnet Jan Eßinger verantwortlich und zeigt gemeinsam mit seinem Team einen bewegenden und hochemotionalen Ritt durch die Zeit. Beginnend mit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart.
Das stimmungsvolle, in türkis-braunen Tönen gehaltene Einheitsbühnenbild mit großen verschiebbaren Raumelementen ist der Ausstattung einer öffentlichen Badeanstalt nachempfunden. Türkisfarbene Kacheln, glitzernde Reflexionen und vor allem eine riesige surreale Schließfächerwand, die das linke Bühnenportal komplett einnimmt und mit seinen fein herausgearbeiteten Schlössern und Luftschlitzen ein wahrer Hingucker ist. […]
Jan Eßinger erzählt das wohl bekannteste Liebesdrama nicht chronologisch nachvollziehbar, sondern taucht jedes Bild in eine andere Epoche und erreicht mit seiner eindringlichen Inszenierung eine Zeitlosigkeit des von Generation zu Generation weitergereichten Dramas um wahre, kompromisslose Liebe. William Shakespeare brachte die Tragödie um das wohl berühmteste Liebespaar der Welt 1597 erstmals auf die Bühne. Seither wurde der Stoff unzählige Male adaptiert, vertont oder erzählt. Eine Geschichte von der Unmöglichkeit von Liebe in einer Welt voller Grenzen. Doch das, was Romeo und Julia 1597 in Verona erleiden mussten, ist zeitlos. Und jede Generation macht immer wieder die gleiche Erfahrung und erlebt zum ersten Mal das Begehren, die Enttäuschung und den Schmerz.
[…] Aber Eßinger kann komplexe Personenregie, wie schon in seiner Interpretation der Reise nach Reims am Niederrhein gezeigt. So dann auch im dritten Akt, dessen zweites Bild in die frühen achtziger Jahre verlegt wird und Personenstaffagen in Tennis- und Sportkleidung wie für Ellesse designed in einem türkis-weiß-violetten Farbkanon zeigt. In der Szene blüht überragendes Bühnenschauspiel auf. Die Kostüme, die Maske, der Habitus einer vermeintlichen Überflussgesellschaft – all das wird auf ganz bezaubernde Weise eingefangen und ist einfach großes Theater. Gekrönt wird das Bild von den Kampfszenen der verfeindeten Familien, die überzeugender kaum hätten Darstellung finden können.
Besonders groß und intensiv ist die Wirkung der finalen Sterbeszene in der Gegenwart. Die Bühnenarchitektur des Lost Place dient hier als Gruft mit der aufgebahrten Julia. Äußerst stimmungsvoll zeigen sich die teils geöffneten Schließfächer mit rot lodernden Grabkerzen. Eine atmosphärisch wirkungsvolle Kulisse, um an diesem Abend Abschied von Romeo und Julia zu nehmen. […]
Großen Anteil an der komplexen und ausgreifenden Inszenierung von Eßinger haben das Bühnenbild von Benita Roth und die Kostüme von Marie-Luise Otto. Gerade die unglaubliche Vielfalt der Kostüme macht die Zeitensprünge glaubhaft und atmosphärisch dicht. Detailverliebte, raffinierte und teils skurrile Kostüme bilden einen eigenen Mikrokosmos in der Inszenierung. Eine Meisterleistung auch der Werkstätten des Gemeinschaftstheaters.
[…] Musikalisch lebt der Abend von der beeindruckend feinfühligen Musik des französischen Komponisten, von den musikalischen Zwischenspielen und den zahlreichen ganz wunderbaren Arien und Duetten. Eigentlich ist Gounods Romeo und Julia ein einziges großes Liebesduett. Sophie Witte singt die Juliette rein in der Höhe sowie zart und zerbrechlich in den lyrischen Passagen. Ihre elegant geführte Sopranstimme, biegsam und leuchtend, ist in der Lage, sich der wachsenden Reife der Figur anzupassen. Flüssig, klare Linien, nuanciert in der Dynamik und vor allem wahnsinnig ausstrahlungsstark. Sie öffnet die Herzen mit ihrer Stimme. Gemeinsam mit Bryan Lopez Gonzales als Romeo verkörpert sie zutiefst glaubwürdig das tragisch verliebte Paar. Phänotypisch entspricht der junge Tenor allem, was man sich unter einem Romeo vorstellt – er ist eine perfekte Projektionsfläche für all die brennenden Begierden und die unvermittelte Leidenschaft an der Seite Julias. Der in Kuba ausgebildete Tenor, apart timbriert und nur in der Extremhöhe etwas schwächelnd, nimmt für sich ein. Der Weg zum ausdrucksstarken lyrischen Tenor ist definitiv vorgezeichnet.
Jeconiah Retulla und Ramon Mundin sind die Gegenspieler der verfeindeten Familienclans und zeigen sich überzeugend facettenreich in Klang und Darstellung. Retullah als Mecutio mit kernigem Bariton als verführerischer Partyprinz und Mundin als Tybalt mit spielerisch leichtem Tenor. Eva Maria Günschmann verleiht Juliettes Vertrauter Gertrude den notwendigen Rückhalt und verkörpert die Rolle vermittels ihres luxuriösen Mezzosoprans eindringlich und Dank der zahlreichen Kostümwechsel auch vielgestaltig. Hayk Deinyan gefällt als Juliettes Vater mit belastbarem Bass, wann auch immer die Inszenierung ihm erlaubt, vom Bühnenvordergrund aus zu singen. Susanne Seefing in der Hosenrolle des Stephano mit warmen Mezzo und viel darstellerischer Eloquenz in der Interpretation als Romeos Exgeliebte. Matthias Wippich als Frère Laurent ist darstellerisch komplex und stimmlich überragend. Der sonore Bass lässt immer wieder aufhorchen. Auch der Bariton von Rafael Bruck zeigt sich gewohnt souverän und voller Schattierungen im stimmlichen Ausdruck. Gereon Grundmann lässt einen sehr schön phrasierenden, frei klingenden Bass hören.
Der gut disponierte Opernchor unter der Leitung von Michael Preiser ist am Gemeinschaftstheater stets ein ganz besonderer Leistungsträger. Besonders in den letzten Akten brilliert der Chor immer dann, wenn er sich auch wirklich aufs Singen konzentrieren kann. Manchmal wird auch der spielfreudigste Chor überfordert.
Unter der musikalischen Leitung von Mikhel Kütson musizieren die Niederrheinischen Sinfoniker sehr differenziert und voller Nuancen. Stets in der Lage, dem Spagat zwischen großen Orchesterpassagen und kammermusikalischer Begleitung in den zarten Duetten zu entsprechen. Während Kütson in der Ouvertüre noch ein robustes Tempo vorlegt, vermag er dem Orchester über die Akte hinweg viel französische Klangfarbe und romantisches Schwärmen zu entlocken. Sein ausgewogenes und kontrastreiches Dirigat führt auch zum akustischen Gelingen des Abends.
Stefan Schmöe, Online Musik Magazin, 16.11.25Ein Ton von französischer Leichtigkeit
[…] Die zum hauseigenen Ensemble gehörigen Sophie Witte und Bryan Lopez Gonzales als Gast verkörpern das junge Liebespaar glaubwürdig mit einer gehörigen Prise erotischer Spannung.
Mit schlanker, hell timbrierter, aber nicht zu leichter Stimme bringt der kubanische Tenor viel “französische” Klangfarben ein, dazu die elegante stimmliche Beweglichkeit. Ein paar Spitzentöne muss er mit Kraft stemmen, da fehlt es (noch) an der voix mixte, dem geschmeidigen Übergang von der Brust- in die anstrengungslose Kopfstimme, aber viel vom “Ténor de grace”, vom schwebenden Klang, ist vorhanden. Sophie Witte singt mit glockenreinem, leuchtendem Sopran, nicht zu hell, dennoch mädchenhaft lyrisch, mit kecker Attacke auf die mühelos gestalteten Spitzentöne und Lust an Koloraturen. Man wünschte, die Regie hätte mehr Vertrauen in diese Qualitäten gesetzt und den Blick darauf – und nicht auf das Brimborium drumherum – fokussiert.
Auch die weiteren Partien sind gut besetzt. Der junge philippinische Bariton Jeconiah Retulla, beeindruckt als kerniger Mercutio ebenso wie der Brasilianer Ramon Mundin mit durchsetzungsfähigem, klangschönem Tenor als Tybalt (beide gehören dem Opernstudio des Theaters an). Susanne Seefing singt blitzsauber im bieder-spießigen Gewand der Rosaline die Arie des Pagen Stéphano. Matthias Wippich ist ein solider Frère Laurent. Zuverlässig singt der Chor (Einstudierung: Michael Preiser). Die Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Chefdirigent Mihkel Kütson entfalten viel vom Zauber der Musik und treffen sehr schon einen Ton von französischer Leichtigkeit, nicht dick aufgetragen, sondern luftig und transparent.
Ernst Müller, Extra Tipp, 23.11.25Schauspielerisch wie stimmlich überzeugend!
[…] Die Niederrheinischen Sinfoniker unter Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson intonierten die Musik vom Orchestergraben aus. Am Ende der Vorstellung schwoll der Applaus deutlich an, als die Leistung des Orchesters durch Auftritt des Dirigenten noch eigens gewürdigt wurde.
Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Sie durchbricht alle Schranken. Deshalb wohl hat Regisseur Jan Eßinger die Handlung durch mehrere Jahrzehnte spielen lassen. Zu Beginn sind die Sänger und Chormitglieder in Kostüme der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts gekleidet (Kostüme: Maric-Luise Otto). Mit jedem Akt und jeder Szene pirscht sich die Kostümierung ein Jahrzehnt weiter bis schließlich die Gegenwart erreicht ist.
Die Handlung ist übersichtlich strukturiert. Regisseur Eßinger lässt immer wieder den Vorhang hinunter, um eine neue Szene auf der Bühne einzurichten. Die Kulisse bildet ein verlassenes Schwimmbad ohne Wasser ab, ähnlich wie das Krefelder Jugendstilbad an der Neusser Straße.
[…] Sophie Witte als Juliette und Bryan Lopez Gonzalez als Romeo sind die stimmgewaltigen Hauptakteure. Sie erhielten naturgemäß am Ende den meisten Applaus. Sie werden aber immer wieder eingerahmt durch quirlige Volksszenen, die der Opernchor sowohl schauspielerisch wie stimmlich überzeugend darstellt. Auch diesem wie den übrigen Solisten galt denn auch ein lang anhaltender Schlussapplaus, den das Publikum bald schon vor Begeisterung stehend verabreichte.
Markus Lamers, Der Opernfreund, 29.11.25Eine musikalisch eindrucksvolle Aufführung!
Erstmals in der langen Geschichte des Theaters Krefeld-Mönchengladbach ist in dieser Spielzeit die lyrische Oper Roméo et Juliette von Charles Gounod am niederrheinischen Gemeinschaftstheater zu sehen.
Da die Tragödie von William Shakespeare um die ausweglose Liebe zweier junger Menschen aus verfeindeten Familien die wohl berühmteste Liebestragödie der Weltliteratur darstellt, muss zum Inhalt nicht viel gesagt werden.
[…] Nach seiner gelungenen Reise nach Reims in den vergangenen beiden Spielzeiten geht Regisseur Jan Eßinger mit Roméo et Juliette in Krefeld nun erneut auf Zeitreise. Das Inszenierungsteam, bestehend aus dem Regisseur, der Bühnenbildnerin Benita Roth und der Kostümbildnerin Marie-Luise Otto, ist der Auffassung, dass es sich bei Romeo und Julia um eine im Kern zeitlose Geschichte über die Unmöglichkeit von Liebe in einer Welt voller Grenzen handelt. Diese Geschichte wiederholt sich quasi immer wieder, hinweg durch alle Generationen. Entsprechend setzt Eßinger den Stoff in verschiedene historische und gesellschaftliche Kontexte, beginnend mit einem Fest in den 1920er-Jahren. In den weiteren Akten folgen die 1940er-, 1960er-, 1980er- und 1990er-Jahre, bevor die Oper in der Gegenwart endet.
[…] Für das Bühnenbild schuf Benita Roth mit einem verlassenen Schwimmbad eine Art Lost Place, der symbolisch für einen Raum steht, an dem sich verschiedene Zeitebenen überlagern. Im Kontext der Inszenierung geht dieses Bild gut auf. Stichwort gut gewähltes Bild: Auch das Schlussbild, in dem sich die toten Liebespaare aus den verschiedenen Zeitebenen in den Armen liegen, weiß zu überzeugen. Überzeugen kann auch die musikalische Seite der Oper. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Mihkel Kütson spielen die Niederrheinischen Sinfoniker gleich zu Beginn schwungvoll auf, so dass der Zuschauer ab der ersten Sekunde von der Musik in den Bann gezogen wird. Sowohl die dramatischen als auch die lyrischen Phasen der Oper erklingen exzellent, insbesondere die Streicher liefern an diesem Abend eine absolute Bestleistung ab. Auch der Opernchor, einstudiert von Michael Preiser, zeigt sich gut vorbereitet.
Als einziger Gastsolist des Abends wurde der kubanische Tenor Bryan Lopez Gonzalez engagiert, der einen starken Roméo verkörpert. An seiner Seite steht mit Sophie Witte eine wunderbare Juliette, deren Sopran selbst in höchsten Lagen glasklar bleibt und die durch ihre extreme stimmliche Bandbreite in den verschiedenen Phasen der Oper überzeugt. Dass die beiden Stimmen der Hauptrollen gut harmonieren, kommt in den Duetten des Abends zum Tragen. Auch die weiteren Rollen sind treffend besetzt. Besonders lobenswert sind die Besetzungen des Tybalt durch Ramon Mundin und des Mercutio durch Jeconiah Retulla aus dem Opernstudio Niederrhein. Sie sammeln hier nicht nur Bühnenerfahrung, sondern machen bereits nachhaltig auf sich aufmerksam. Hayk Deinyan verkörpert Julias Vater glaubhaft und Matthias Wippich stattet den Frère Laurent wie gewohnt mit seinem starken Bass und überzeugendem Schauspiel aus. Als Julias Vertraute Gertrude steht Eva Maria Günschmann auf der Bühne. Rafael Bruck ist als Julias Verlobter Paris zu sehen, Gereon Grundmann als Grégorio, ein Freund der Familie Capulet. Bettina Schaeffer, ebenfalls aus dem Opernstudio Niederrhein, spielt Rosaline Stéphano, der Herzog wird von Chanyang Choi, der aus dem Opernchor stammt, verkörpert.
Vorberichte in der lokalen Presse:
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Echos unerfüllter Liebe im Schwimmbad
Christian Oscar Gazsi Laki, Westdeutsche Zeitung, 07.11.25 Zum Beitrag -
Liebe gegen alle Widerstände
trailer, 03.11.25 Zum Beitrag -
Romeo und Julia im Schwimmbad
Heide Oehmen, Rheinische Post, 07.11.25 Zum Beitrag