Mr. Bruce Ismay

Der 49-jährige Joseph Bruce Ismay war der älteste Sohn von Thomas Henry Ismay, dem Gründer der White Star Line. Als sein Vater 1899 starb, übernahm er die White Star Line. 

Seine Rolle bei der Titanic-Katastrophe ist bis heute sehr umstritten. Schon bei der Planung der Schiffe der sogenannten „Olympic-Klasse“ soll er, laut zeitgenössischen Angaben, nicht sonderlich begeistert davon gewesen sein, dass bei den ursprünglichen Planungen 64 Rettungsboote (das wäre genug für sämtliche Passagiere und Besatzungsmitglieder gewesen) als optimal angesehen wurden. Für die Titanic waren allerdings nach den damals geltenden, total veralteten Vorschriften, nur 16 Rettungsboote vorgeschrieben. Zum Glück für die Passagiere wurden noch, um einige Kritiker ruhig zu stellen, zusätzlich vier Faltboote mit an Bord genommen, sodass der neue Luxusliner die Vorschriften sogar übertraf.

Er war als Repräsentant und Direktor der White Star Line an Bord der Titanic bei seiner Jungfernfahrt.

Zum Verhängnis für seine Reputation wurde sein Verhalten an Bord des Schiffes. Am Untergangstag erhielt die Titanic um 13.42 Uhr Bordzeit folgendes Telegramm des Dampfers Baltic: 11 Kapitän Smith, Titanic – Griechischer Dampfer Athinai meldet heute Eisberge und große Mengen Treibeis auf Breite 41 °51 ° N, Länge 49° 52° W.11 293. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Schiff auf Breite 42°35°’N1 Länge 45°50° W und war dem gemeldeten Eis schon sehr nahegekommen. Die Funker brachten diese überaus wichtige Meldung sofort auf die Brücke, aber dann begann eine merkwürdige Geschichte. Statt die Meldung seinen Offizieren zugänglich zu machen, nahm sie Kapitän Smith mit zum Mittagessen. Auf dem Promenadendeck traf er auf Bruce Ismay und zeigte ihm die Nachricht, die Ismay umgehen einsteckte und für fünfeinhalb Stunden in seiner Tasche behielt und sie nur einigen prominenten Passagieren zeigte. Doch warum tat er das? Wollte er vielleicht Ismay klar machen, dass die Titanic langsamer fahren sollte, weil sie sich in der Nähe von Eis befand? Die Spekulation um einen möglichen Einfluss von Bruce Ismay auf die Geschwindigkeit befeuerte die Erste Klasse Passagierin Miss Elisabeth Lines. Sie will im Empfangsraum der Ersten Klasse an einem Nebentisch sitzend ein Gespräch zwischen Kapitän Edward John Smith und Joseph Bruce Ismay mit angehört haben, in dessen Verlauf Ismay den Kapitän bedrängt haben soll, die Geschwindigkeit des Schiffes zu erhöhen, damit die Titanic ihre Jungfernfahrt schneller als ihr Schwesterschiff Olympic beendet. Ismay soll gesagt haben, dass die Titanic die Olympic schlagen würde und schon am Dienstagabend in New York eintreffen würde. Bruce Ismay stritt später vehement ab, dass ein solches Gespräch mit Smith jemals stattgefunden haben soll. Aber Miss Elisabeth Lines blieb bei ihrer Aussage.

Mehreren Gerüchten zufolge soll Ismay nach der Kollision der Titanic mit dem Eisberg darauf bestanden haben, dass die Titanic ihre Fahrt fortsetzen soll. Erst als es sichtlich keinen Sinn mehr machte, stoppte das Schiff schließlich. Allerdings ist diese Geschichte in Historikerkreisen sehr umstritten und wird eher als unwahr angesehen.

Bei der Evakuierung des Schiffes packte Ismay tatkräftig mit an, auch wenn er bisweilen über das Ziel hinausschoss. In Faltboot C, einem der letzten Rettungsboote, das vom Ersten Offizier William McMaster Murdoch abgefiert wurde, ging Bruce Ismay schließlich von Bord. Das sollte sein weiteres Leben für immer ruinieren. Denn dass der Geschäftsführer der Schifffahrtslinie von Bord des Schiffes ging, obwohl noch über 1500 Menschen an Bord des sinkenden Schiffes waren (und dabei ums Leben kamen), wurde ihm als Feigheit ausgelegt. Als die Titanic schließlich im Meer versank, drehte Ismay dem Geschehen seinen Rücken zu. Er unternahm auch später keinen Versuch, die Insassen seines Bootes zur Rückkehr zu bewegen. Nachdem Falboot C um 6.30 Uhr Bordzeit an der Carpathia festgemacht wurde, kletterte er als einer der ersten an Bord. Dabei soll er nur einen einzigen Satz von sich gegeben haben: Ich bin Ismay … ich bin Ismay.

Nach der Ankunft in New York warteten bereits die amerikanischen Behörden auf Ismay, die ihn direkt für den bevorstehenden Untersuchungsausschuss zur TITANIC-Katastrophe als wichtigen Zeugen vorluden. Auch in Großbritannien wurde er als Zeuge vorgeladen. Vor den beiden Ausschüssen machte er nicht unbedingt die beste Figur und versuchte seine Rolle an Bord möglichst klein zu reden. Aber sein Ruf war für immer ruiniert. 

Biografie mit freundlicher Genehmigung von Norbert Zimmermann und in Koproduktion mit dem Theater Osnabrück.

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