Annette Kurz
Aktuelle Produktionen
Biografie
1967 in Hamburg geboren, studiert Annette Kurz in Paris Bildende Kunst und Kunstgeschichte (Ecole du Louvre). Nach ihrem Abschluss in Bildender Kunst (Université Paris VIII) absolviert sie die École Supérieure d‘Art Dramatique du Théâtre National de Strasbourg (TNS) und schließt diese mit dem Diplôme de Scénographie ab.
Als sie Frankreich verlässt, wird Hamburg ein zentraler Wirkungsort und Ausgangspunkt für ihre internationale Karriere: zunächst als Bühnenbildassistentin am Hamburger Schauspielhaus bei Anna Viebrock, für erste Arbeiten als freiberufliche Bühnenbildnerin mit der Regisseurin Sandra Strunz in der Kulturfabrik Kampnagel, sowie auch später für die Hamburgische Staatsoper.
In der weiteren Zeit entwickelt sie in fruchtbarer Zusammenarbeit mit Sandra Strunz Bühneninstallationen am Schauspiel Frankfurt, den Staatstheatern Stuttgart und Hannover und den Theatern Freiburg und Luzern.
Sie ist zehn Jahre lang (2009 – 2019) Ausstattungsleiterin des Thalia Theaters Hamburg.
Als international gefragte freie Bühnenbildnerin und Szenografin wird ihr Werk entscheidend geprägt in der intensiven Zusammenarbeit mit Luk Perceval. Für dessen Schauspiel- und Operninszenierungen entstehen seit 2001 hochkomplexe, offene Symbolräume , die meist aus dem elementaren Grundraum der Spielfläche und der Kultur- und Bildgeschichte ihrer Bühnenobjekte hervorgehen.
Ihre Bühnenbilder bezeichnet sie als Objet Scéniques, als Szenische Objekte. Deren Raumdimension und skulpturale Wirkung stellen eine Ästhetik fokussierter Parallelität zwischen Theatertext, Bildgeschichte und Aufführungsort her.
Zu einer ihre Raumästhetik prägenden, wichtigen Phase gehört die Zeit an der Berliner Schaubühne am Lehniner Platz. Die modulare Raumarchitektur dieser Ikone des modernen Bauens befördert eine intensive Auseinandersetzung mit dem Grundraum, ganz wie zuvor schon die französischen und belgischen historischen Guckkastenbühnen . Beide Raumkonzepte bilden eine Grundlage ihres Selbstverständnisses als Bühnenbildnerin und bringen eine Reihe stilbildender Inszenierungen sowohl für das Schauspieltheater (»Blechtrommel«, »FRONT – Im Westen nichts Neues«, »Die Brüder Karamasow« sowie »Jeder stirbt für sich allein«, »Macbeth« und »Hamlet«, alle am Thalia Theater Hamburg) als auch Operninszenierungen (wie »Tristan und Isolde« in Stuttgart und Marienvespern« an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin) hervor. Neben der Zusammenarbeit mit Luk Perceval entstehen Opernarbeiten vor allem mit Christof Loy bei den Salzburger Festspielen, an der Oper Zürich, Oper Basel und Deutschen Oper Berlin.
Die Arbeiten von Annette Kurz sind regelmäßig auf großen internationalen Festivals präsent, u.a. beim Berliner Theatertreffen und den Festivals von Edinburgh, Avignon, Paris, Prag und Wien und werden dort vielfach ausgezeichnet.
2020 wird ihr Bühnenbild für „Trilogien“ von Jon Fosse für die HEDDA, den norwegischen Theaterpreis nominiert. Sie erhält den Deutschen Theaterpreis DER FAUST 2013 für das Bühnenbild zu »Jeder stirbt für sich allein«, das im selben Jahr bei der Kritikerumfrage von Theater heute zum Bühnenbild des Jahres gekürt wird. 2010 wird »Hamlet« in der Regie von Perceval mit ihrem Bühnenbild als beste Aufführung ebenfalls für den deutschen Theaterpreis DER FAUST nominiert. Ihre Heimatstadt Hamburg verleiht ihr den
Hamburgischen Theaterpreis Rolf Mares Preis für die Bühne zu »La Traviata« an der Hamburgischen Staatsoper. Weitere Preise wie den Friedrich-Luft-Preis erhalten zuvor die Aufführungen »Maria Stuart« und Andromache« an der Berliner Schaubühne sowie »Oom Vanja« 2005 und 2006 in Buenos Aires und in St. Petersburg, beide in der Regie von Perceval.
Bei einem Gastaufenthalt an der Deutschen Akademie der Villa Massimo in Rom erarbeitet sie mit dem Architekten Kai Nikolaus Grüne eine künstlerische Rauminstallation für den antiken Tempelbezirk des Area Sacra Torre Argentina und geht in mehrstündigen Aufzeichnungen mit dem Architekten Jörn Köppler der Frage nach der Poetik des Raums nach.
In der Ausstellung „Poéticas de lo réal– GERMAN AVANTGARDE SET DESIGN 1989 – 2019“ wird ihr Werk mit einem eigenen Raum des CentroCentro Exhibition Centre in Madrid geehrt. Das Ausstellungsplakat zeigt eine ihrer neuesten Arbeiten: „Yellow“ am Ntgent.
Die Akademie der Künste Berlin richtet zukünftig innerhalb des Archives für darstellende Kunst ein Annette–Kurz–Archiv mit ihren Arbeiten ein.
Annette Kurz lehrte und lehrt im Fach Szenografie an verschiedenen Hochschulen im In- und Ausland, u.a. an der Koninklijke Academie voor Schone Kunsten in Antwerpen, Université de Bordeaux, Haute ècole des Arts du Rhin, École d’Architecture de Strasbourg und an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.
In den Spielzeiten 2022–23 und 2023–24 ist sie `Artist in Residence` des Ensemble Resonanz und arbeitet mit diesem Orchester in der Elbphilharmonie Hamburg auf bildnerisch – plastische Weise.
Für die Produktion „Biedermann und die Brandstifter“ am Theater Krefeld und Mönchengladbach entwirft sie für Sandra Strunz einen Raum, der von den goldenen Hintergründen der italienischen Renaissancemalerei wie der Ikonenmalerei inspiriert ist. Das Göttliche bzw. Universelle bildet den gültigen Hintergrund für unser zeitgenössisches großes Drama im Kleinen.