23. Dezember 2025

“Romeo und Julia” wird Inszenierung des Monats

Das Konzert- und Opernmagazin concerti hat Jan Eßingers Insznenierung von Charles Gounods Oper “Romeo und Julia”, die am 15. November Premiere im Theater Krefeld feierte, zur Inszenierung des Monats Januar gekürt.

In seiner Kritik schreibt Michael Kaminski: “Dass die Geschichte von “Romeo und Julia” zeitlos ist, zeigt das Theater Krefeld und Mönchengladbach mit überraschender Umdeutungsgabe.

Dort widmet sich der Regisseur Jan Eßinger der Fassung des Franzosen Charles Gounod: Bühnenbildnerin Beniat Roths längst aufgegebene Schwimmhalle – ein verlorener Ort, der sich mit wenigen Drehungen der verschiebbaren Wände in Festsaal, Balkon, Kirche oder Gruft verwandelt – wird zum Erinnerungsraum des Liebespaares.

[…] Eßinger erschafft ein Gegenbild für Mercutions Realitätsskepsis: Erst der Traum ermöglicht es den Liebenden, einander überhaupt zu begegnen. Was die Wirklichkeit verweigert, erlaubt die Fantasie – bis hin zu Zeitreisen. So wandern Roméo und Juliette mühelos durch ein ganzes Jahrhundert, vom Charleston der 1920er-Jahre über Elvis bis zu heutigen Moden. Kostümbildnerin Marie-Luise-Otto würzt dies mit feiner Ironie, etwa durch die Achtzigerjahre-Trainingsanzüge des Chores.

Auch musikalisch empfiehlt sich diese Produktion. Der Chor unter Michael Preiser nutzt seine Partie mit sichtbarer Lust. Aus dem Graben formt GMD Mihkel Kütson mit den Niederrheinischen Sinfonikern Eleganz, lyrische Emphase und dramatische Zuspitzungen, ohne je in Kitsch abzurutschen. Besonders die Streicher glänen, während das Blech kultuvierte Wirkungssicherheit beweist.

Sophie Witte als Juliette, deren Koloraturen sich zu feinster Seelenzeichnung verdichten; ihre Angst vor dem Schlaftrunk gewinnt beklemmende Präsenz. Bryan Lopez Gonzales gestaltet einen darstellerisch überzeugenden Roméo, wenn auch mit etwas Zurückhaltung in der Höhe. Matthias Wippich verleiht Frère Laurent Autorität und Wärme, und Jeconiah Retulla sorgt als Mercutio für ein eindrucksvolles Ausrufezeichen. Gemeinsam tragen alle Solisten diese gedankenscharfe Produktion.”