Schauspiel

Kurzer „Lehrgang“ für Theaterbesucher

Aus Schriften von Thomas Mann, montiert von Herwart Grosse und vorgeführt von Michael Grosse Leitung Besetzung

30. Dezember 2024 – 6. Juni 2025

Dauer 75 Minuten ohne Pause

In diesem Soloabend schlüpft Michael Grosse in die Rolle des Dichters Thomas Mann, der ebenso geistreich wie vergnüglich über das Wesen des Theaters und das seltsam zweideutige Verhältnis zwischen Literatur und Bühne sinniert, über die Faszination der Verwandlung und die Kraft der Illusion – sei es das kindliche Spiel mit dem eigenen Puppentheater, die virtuose Darbietung des Wunderkindes Bibi oder die Festspiel-Idee Richard Wagners. Dies und vieles mehr eint ein Kerngedanke Thomas Manns:

„Was ist das Theater? Ein Brettergerüst! Du kannst darauf auf den Händen gehen – oder ein unsterbliches Gedicht rezitieren. Wo gestern Ballettbeine schwirrten, schreitet heute Medea.“

Persönliche Erlebnisse und Eindrücke prägen Thomas Manns Liebe zum Theater, das eine Traumwelt erschaffen, Unterhaltung und Bildung, Erheiterung und Erbauung schenken kann.

Mit herrlicher Selbstironie schildert er zudem seinen eigenen Werdegang und Beruf: „Ein Dichter ist, kurz gesagt, ein auf allen Gebieten ernsthafter Tätigkeit unbedingt unbrauchbarer, einzig auf Allotria bedachter, dem Staate nicht nur nicht nützlicher, sondern sogar aufsässig gesinnter Kumpan.“ Damit klingt auch das Selbstverständnis des bürgerlichen Künstlers an, gesellschaftliche Entwicklungen wachsam-kritisch zu reflektieren.   

Klaus M. Schmidt | Westdeutsche Zeitung Krefeld | 12. Februar 2024

Nur „Tempelbude“ oder Ort der Kunst?

Man kennt Thomas Mann für sein episches Werk – 1929 erhielt er für seinen Roman „Buddenbrooks“ sogar den Nobelpreis für Literatur. Aber welches Verhältnis hatte Thomas Mann zum Theater? Kein eindeutiges, das kann man nach dieser Aufführung sagen: „Kurzer ‚Lehrgang‘ für Theaterbesucher“ nennt Michael Grosse seinen neuen Soloabend. (…)

Verbürgt ist jedoch, dass Manns einziges dramatisches Werk ein Misserfolg war. Sein Stück „Fiorenza“, 1907 in Frankfurt uraufgeführt, wurde von Alfred Kerr, einem der bekanntesten deutschen Theaterkritiker der Zeit, gnadenlos verrissen. Das findet sich in der Literatur zu Mann (…)

Grosses Fähigkeit als Rezitator steht außer Frage. (…) Ein Stuhl auf der ansonsten leeren Bühne, nur wenige Lichtstände, mehr braucht Grosse nicht für seinen „Lehrgang“. Mit seiner sonoren Stimme, mit immer treffsicher eingesetzter Mimik und Gestik trägt er den 75 Minuten währenden Abend, der nie langweilig wird.

Die Text-Collage speist sich aus fiktionalen, autobiografischen und essayistischen Texten. Dass hier mal der Autor selbst spricht, dann aber auch gebrochen durch seine Figuren, muss nicht thematisiert werden. Man weiß, dass Manns Leben oft genug in seine Fiktionen eingeflossen ist. (…)

„Ich liebe das Leben“, mit diesem „Geständnis“ der Titelfigur der Erzählung „Tonio Kröger“, endet der Abend. „Das Normale, Wohlanständige – ist das Reich unserer Sehnsucht“, lässt Mann seinen Helden sagen. Also nicht die Kunst, nicht das Theater? Michael Grosses „Lehrgang“ entlässt einen nicht mit klaren Botschaften. Das Publikum dankte dem Rezitator Grosse mit viel Applaus – zu Recht für seine Darstellung. Und sein „Plädoyer für das Theater“ hatte offenbar trotz der Mann’schen Widersprüche Wirkung gezeigt.

Christina Schulte | Rheinische Post Krefeld, 12. Februar 2024

Zauber und Trug: Was Theater alles sein kann

Thomas Mann hat die Frage beschäftigt, was das Wunder des Theaters ausmacht. Michael Grosse zeigt dazu ein Solo. Mit großem Applaus und einige Bravi bedankte sich das Publikum in der Fabrik Heeder für den neuen Soloabend von Generalintendant Michael Grosse.

Der „Kurze ‚Lehrgang‘ für Theaterbesucher“ versammelt Schriften von Thomas Mann (1875-1955), die das Drama und die Literatur zum Thema haben. Montiert hat diese Schriften der Schauspieler und Regisseur Herwart Grosse (1908-1982), vorgeführt hat sie sein Sohn Michael. Das tut er wie bei allen seinen Soloabenden mit raumfüllender Bühnenpräsenz. (…)

Das ist es, worum es bei diesem Abend geht: Wie stehen Thomas Manns Figuren auf der Bühne? Was empfinden die Zuschauer? Was fühlt der Regisseur? Wie sehen sich die Künstler? Fließend geht es in einen Erinnerungstext über. Mann ruft sich seine Kindheit ins Gedächtnis, in der er allein mit seinem Puppentheater gespielt hat. (…) Dann geht es um Thomas MANNS Bewunderung für das Werk Richard Wagners. „Unausgesetzt an Wagner denken“, das treibe Thomas Mann um. Auch hier wieder die Ironie (…) Der Erzähler hinterfragt die Bewunderung für das Gesamtkunstwerk auf dem Hügel. (…)

In einem anderen Text geht es um die Einschätzung und Bedeutung der Gattungen mit einem ausführlichen Exkurs zu Friedrich Theodor Vischer, einem Literaturwissenschaftler und Professor der Ästhetik des 19. Jahrhunderts. Mann setzt sich hier über das „akademische Gerümpel“ hinweg, nachdem er es allerdings erläutert hat, und vertritt den Gedanken, die Grundlage des Romans sei der Abenteuerroman. Zu dieser Gattung hat Thomas Mann in den „Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull“ einen Schelmenroman beigetragen. Der Abschnitt daraus erheiterte das Publikum sehr. (…) Der schöne Schein und die Wirklichkeit stehen in krassem Gegensatz zueinander – das kann Theater auch sein.

Tonio Krögers Überlegungen schließlich zum Schreiben und zur Kunst schließen einen „lehrreichen“ anspruchsvollen Abend ab. (…)

Theater pur | 8. März 2024 | Antje van Bürck

Liebevolles Plädoyer für das Theater

Michael Grosse, Generalintendant des Hauses, präsentiert einen bestechend lebendigen und lehrreichen, aber auch höchst unterhaltsamen Solo-Abend. Thomas Manns Gedanken, die ihm vertraut sind und in Vielem seine Sichtweise spiegeln. (…) Man genießt diesen großartigen Michael Grosse in jeder Minute, seine unterhaltsame Darstellung, seine pointierte Sprache. Zu Recht langer, stürmischer Beifall.

Leitung

Besetzung

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