Schauspiel

Volkswagen

Von Clemens Bechtel und Ensemble // Uraufführung Leitung Besetzung

21. Dezember 2025

90 Minuten ohne Pause

Vorstellungen

„Ihr Volkswagen seid Euch doch alle gleich. Ihr seht alle gleich aus. Wenn man einen kennt, kennt man alle. Ihr friert nie ein und Ihr kocht nie über. Ihr seid wirtschaftlich und langlebig und so verflixt zuverlässig.“ So die Worte einer Werbung von Volkswagen aus dem Jahr 1963. Die Vision eines klassenlosen Automobils, das mit Brezel-fenster als Vorzeigeprojekt des NS-Staates ins Rennen ging und nach dem Zweiten Weltkrieg mit Blumenvase im Cockpit zum Vorzeige-unternehmen des westdeutschen Wirtschaftswunders firmierte. Und heute? Korruptionsaffäre und Abgasskandal, Werkschließungen, Massenentlassungen und ein Vorstandsvorsitzender, der noch nie „Angst um seinen Arbeitsplatz“ hatte …

Nach Die Übernahme, einer Stückentwicklung zum Rechtsruck, erzählt Regisseur Clemens Bechtel anhand von Akteuren, Epochen, Ereignissen die Geschichte eines Konzerns: Volkswagen. Eine Geschichte über die deutsche Wirtschaft, autofreie Sonntage, nationale Identität, Gastarbeit und deutsche Wirklichkeit.

© Albert Stutte

Nachtkritik, von Dorothea Marcus, 9. November 2025,

Machtrausch in der Egokapsel

“In ihrem Recherchestück machen Clemens Bechtel und das Ensemble des Theaters Krefeld-Mönchengladbach den großen Bogen von der Nazivergangenheit des VW-Konzerns zu aktuellen Verstrickungen (Stichwort Abgasskandal) – und geben zum Schluss sogar noch einen Ausblick auf mögliche Zukünfte, die über den Autobau hinausweisen. Pointiert geschrieben und gut gespielt. (…) Geschrieben ist das pointiert, witzig und zynisch – und natürlich wird ausgiebig auf den deutschen Autofetisch eingegangen, jene nationale Zwangsneurose: die Autobahn als Ort von Freiheitsrausch und Entfremdung, Welteroberungstraum und Ego-Schutzraum zugleich. Ergänzt wird die Handlung mit allerlei Musik. Mal rappt der “Gastarbeiter” ein flottes “Fuck you Fellini” über seinen Gaststatus auch in 3. Generation, mal die Großmutter ein sanftes Volkslied vom König, der sein Erbe versenkt. Mal verschiebt sich eine Wand, und Familie Piech plaudert klischeedeutsch Apfelkuchen essend vom Dieselskandal-Rücktritt. Zum Schluss geht es dann noch in Zukunft und Vergangenheit zugleich, Utopie und Apokalypse sind Optionen. Während die Schauspielerin Kateryna Nazemtseva, die ja auch Ukrainierin ist, anrührend von Kriegsszenen, ausgebombten Städten und ausgebrannten Autos spricht, entwirft Bruno Winzen Visionen von schwimmenden Volks-Hubs, Karma-Mobilitäts-Punkten, Weltraum-Taxis. Noch können wir uns entscheiden, scheint es, welches Szenario wir ansteuern. Ein kluger, lehrreicher und gut gespielter Abend zu einem Thema der Stunde, der uns eindrücklich vor Augen führt, wie tief jene Konzerne, die in Deutschland als systemerhaltend gelten, in die Abgründe der Geschichte verstrickt sind – und wie schadlos sie daraus hervorgegangen sind, um sich dann erneut fossil in Fehlentscheidungen zu verstricken.”

Von Sigrid Blomen-Radermacher, 11. November 2025, RP Mönchengladbach

Wenn einem die Nostalgie im Halse stecken bleibt

“Volkswagen dient in dem Stück als Projektionsfläche für die westdeutsche Identität. 90 Jahre Firmengeschichte werden in dem Schauspiel lebendig. Die vielfältige Bedeutung des Massenphänomens Volkswagens wird immer wieder durch Schlagworte hervorgehoben: Kontrolle, Innovation, soziale Verantwortung, NS-Musterbetrieb. Disziplin, Anstand, Pioniergeist. Und auch der Dieselskandal mit den weitreichenden Folgen wird nicht ausgeblendet. (…) Der VW Käfer war mit über 21,5 Millionen Fahrzeugen bis 2002 das meistverkaufte Auto der Welt. Er ist ein Auto, das Kultstatus erlangte, über das Menschen mehrerer Generationen Geschichten zu erzählen wissen. Dass hinter diesem Käfer aber auch Geschichten stecken, bei denen einem die wohlige Nostalgie im Halse stecken bleibt – das zeigt das Stück „Volkswagen“ von Clemens Bechtel und dem Ensemble.”

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