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Musiktheater

Ball im Savoy

Operette in drei Akten // Musik von Paul Abraham // Text von Alfred Grünwald und Fritz Löhner-Beda Leitung Besetzung

7. Dezember 2024 – 11. Januar 2025

Dauer Ca. 3 Stunden inkl. Pause Extras Audio-Einführung

Termin anklicken, um Tagesbesetzung anzuzeigen.

Die Zutaten der flotten Jazz-Operette Ball im Savoy von Paul Abraham sind vielversprechend: Der frischgebackene adelige Ehemann Aristide nimmt es mit der Treue nicht so genau. Seine Gattin Madeleine ist wachsam – und nicht auf den Kopf gefallen. Ihre Cousine Daisy schlüpft in Männerkleider, um als Komponistin Karriere zu machen. Und Mustapha Bei: er ist Weltmeister im Sprüche klopfen und Verlieben und denkt daran, sich zum siebten Mal zu verheiraten. Eine Menge Slapstick und flotte Tanzmusik spicken die verrückte Geschichte rund um ein frisch vermähltes Paar der besseren Gesellschaft.

Paul Abraham hat eine würzige Mischung aus Berliner Jazz, französischem Chanson, wienerischem Schmelz, jiddischem Klezmer und ungarischem Csárdás komponiert, die sowohl berührt als auch mitreißt. Solisten des Musiktheaters, zwei schwungvolle Tanzensembles, der Chor und die Niederrheinischen Sinfoniker sorgen für Ohrwürmer wie den „Känguruh-Song“, „Es ist so schön am Abend bummeln zu geh’n“ oder „Wenn wir Türken küssen“. Die Musik von Ball im Savoy (UA 1932) ist mit Foxtrott und English Waltz ein swingendes Kaleidoskop der Goldenen Zwanziger in Berlin.

Audio-Einführung zur Inszenierung

Dramaturgin Ulrike Aistleitner erläutert in beschwingter Kürze die Hintergründe der Operette. Jetzt anhören.

Die sechs geschiedenen Frauen des Mustapha Bei: Nele van Deyk, Ursula Hennig, Ariane Ganser, Birgitta Henze, Bong-Kil Lee, Marianne Thijssens
Mit Mitgliedern des Ballettensembles: Alice Franchini, Nozomi Kakita, Yoko Takahashi, Eleonora Viliani; Duncan Anderson, Alberto Lo Conte, Stefano Vangelista, Andrii Gavryshkiv / Amanda Austin / Wenla Kurvinen
Extra-Tanzensemble: Elena Holthausen (Lilly), Liliane Kalwele (Hermence), Lucie Kiehne, Larissa Singer (Paulette); Serhan Demiri, Jakob Dumke (René / Radioansager), Arno Groß / Maximilian Archimowitz (Maurice)

M. Lode-Gerke, Das Opernglas, Nov 2024

Ein wunderschönes Spektakel!

Auf den ersten Blick denkt der geneigte Zuschauer eher an eine Revue als an eine Operette: Es gibt zwar einen Handlungsstrang, aber immer wieder wird er unterbrochen von mehr oder eher auch weniger durch die Handlung motivierte Tanzeinlagen. Die können sehr schön sein, wenn sie, wie in der Krefelder Inszenierung von Frank Matthus und nach der Choreografie von Ralph Frey exakt ausgeführt und wunderbar getanzt sind. Hinzu kommen noch die sehr schönen Kostüme von Heiko Mönnich, der sich auch für das an einstige Samstagabendshows wie “Musik ist Trumpf” erinnernde Bühnenbild verantwortlich zeichnet.

[…] Es ist ein wunderschönes Spektakel – hier im positiven Sinne – was da in Krefeld auf der Bühne “tobt”: Vom seligen Walzer “Ball im Savoy” bis zum Foxtrott “Känguruh” ist es optisch wie auch musikalisch ein Genuss: Die Niederrheinischen Sinfoniker unter der Leitung von Sebastian Engel agieren äußerst mitreißend und weitesgehend präzise, schöne Soli in den Streichern und am Klavier sorgen für poetische und besinnliche Momente, die tatsächlich die Zuschauerinnen und Zuschauer innehalten lassen und immer wieder auf die ernste Seite der Handlung aufmerksam machen.

Wunderbar in der Rolle des Mustafa Bei ist Markus Heinrich, der – wie fast alle übrigen Hauptdarsteller – immer mal wieder eine durchaus flotte Sohle aufs Parkett legt. […] Tenoralen Schmelz bringt ein sehr gut aussehender Andrea Matthias Pagani als Aristide ins Spiel; mit recht hellem glockenreinem Sopran punktet Gabriela Kuhn als Madeleine, die – dem etwas altbackenen Kostüm im ersten Akt geschuldet – zunächst ein wenig hausbacken daherkommt, sich dann aber zu einer zwar nicht unbedingt mondänen, aber immerhin selbstbewussten Frau entwickelt. Was sie nicht zuletzt ihrer emanzipierten und ein wenig vamphaften amerikanischen Freundin Daisy zu verdanken hat, die von Susanne Seefing mit durch alle Lagen gut geführter Stimme wunderbar verkörpert wird. Noch ein wenig mehr männermordender Vamp ist Tangolita, die argentinische Tänzerin, die den “armen” Aristide erst in die ganze Bredouille bringt: In Kejti Karaj, die mit samtiger, verführerischer Stimme aufwartet, findet sie musikalisch wie optisch eine adäquate Besetzung. Herrlich hölzern und unbeholfen wirkt Bjorn Geudens als Céléstin Formant. Frank Valentin ist ein wachsamer, aber bisweile manchmal tölpelhafter Butler Archibald.

Insgesamt eine an wenigen Momenten tiefgründige, aber stets temporeiche, witzige und unbedingt sehenswerte Aufführung.

Ernst Müller, Extra-Tipp, 13.10.24

Ein beschwingter Abend, prickelnd wie ein Glas Sekt!

Ein spritziges Kontrastprogramm, bei dem man einmal die Seele baumeln lassen kann. Das ist mit der schmissigen Operette ,,Ball im Savoy” gelungen.

Sie wurde 1932 in Berlin uraufgeführt und atmet ganz den ausgelassenen Geist der „Goldenen Zwanziger”. Die Gesangspartien erinnern an die flotten Schlager der 20er Jahre. Musikalisch sind die Rhythmen der Epoche vertreten: Fox Trott, Walzer, Tango, aber auch Chanson. Und weil die Krefelder Inszenierung das Ballettensemble plus ein Extra-Tanzensemble einbindet, ist auf der Bühne auch mächtig Bewegung dazu.

[…] Es ist dann auch die Musik, die mit ihren eingängigen Melodien und mitreißenden Rythmen, im Zusammenspiel mit Chor und Tänzen auf der Bühne, bei denen auch die Solisten mitmachen, die im Publikum die Begeisterung weckt. Nach fast jeder “Nummer” gab es bei der Premiere Szenenapplaus. Wenn der Chor den Stimmungshit “Es ist so schön am Abend bummeln zu gehn'” unterlegt, dann fährt es auch den Zuhörern in die Beine. Ein beschwingter Abend, prickelnd wie Sekt.

Thomas Molke, Online Musik Magazin, 05.10.24

Operettenseligkeit vom Feinsten!

[…] Was die Handlung betrifft, bedient das Werk die Themen der klassischen Operette um amouröse Verwicklungen, zeigt sich in den verwendeten Melodien und unterschiedlichen Rhythmen allerdings wesentlich variationsreicher als beispielsweise Johann Strauß, Emmerich Kálmán oder Franz Lehár.

[…] Das Regie-Team um Frank Matthus bleibt dem nostalgischen Charme des Stückes treu und versucht nicht, das Werk durch einen neumodischen Anstrich zu verfremden. So werden Madeleine und Aristide während des Vorspiels in zeitgemäßen Kostümen (Heiko Mönnich) in einem riesigen Bett durch den noch größtenteils geschlossenen Vorhang gefahren, um nach der Rückkehr aus ihren Flitterwochen ihre große Liebe zu besingen und sich ewige Treue zu schwören. Das Bühnenbild, für das ebenfalls Mönnich verantwortlich zeichnet, ist recht flexibel gehalten und ermöglicht eine schnelle Verwandlung von Aristides Villa in Nizza in einen mondänen Saal im Savoy. Zwei Treppen auf der rechten und linken Seite führen im ersten Akt in eine obere Etage des Hauses, während sie im Savoy zu einer großen Showtreppe zusammengeführt werden. Riesige silberne Säulen lassen sich flexibel im Raum verschieben, um den Raum zu variieren. Ein halbrunder Bogen im Hintergrund deutet die Weite von Aristides Villa an. Für den Ball trennt ein weiterer Vorhang den vorderen Teil ab, während die Buchstaben “SAVOY” in geschwungener Form aus dem Schnürboden herabhängen.

Für die beiden Separées, in denen sich Aristide mit Tangolita auf der rechten Seite und Madeleine mit Célestin auf der linken Seite treffen, werden zwei überdimensionale hochhackige Damenschuhe verwendet, in denen Madeleine und Tangolita Platz nehmen und mehr schlecht als recht versuchen, die Männer zu verführen. Während Tangolita schweren Herzens erkennen muss, dass Aristide gedanklich nur bei seiner Gattin ist, bemüht sich Madeleine ernsthaft um den Ehebruch, scheitert aber kläglich, was einerseits an ihren Gefühlen für Aristide, andererseits aber auch an der herrlichen Unbeholfenheit Célestins liegt. Bjorn Geudens und Gabriela Kuhn entfachen hier als Célestin und Madeleine eine großartige Slapstick-Komik.

Musikalisch begeistert das Stück durch zahlreiche eingängige Melodien, die die Vielfalt von Abrahams Kompositionsstil deutlich machen. Da ist zum einen die großartige Tanznummer “Känguruh” zu nennen, mit der Daisy einen neuen Tanzstil aus den USA vorstellt. Ralph Frey hat hierfür eine spritzige Choreographie erarbeitet, die vom Ballettensemble gemeinsam mit Susanne Seefing als Daisy wunderbar umgesetzt wird. Da lässt sich gut nachvollziehen, dass diese freche, selbstbewusste Amerikanerin das Herz des Mustapha Bei höher schlagen lässt. Markus Heinrich legt den türkischen Attaché mit großartiger Komik an und begeistert mit Seefing bei dem großartigen Duett zwischen Daisy und Mustapha “Oh, Mister Brown!”, bei dem die beiden sich erstmals näher kommen. Eingängig ist auch der Foxtrott “Es ist so schön, am Abend bummeln zu gehen”, bei dem das Publikum auf den Sitzen regelrecht mitschwingt. Eine weitere komische Nummer ist der Foxtrott im dritten Akt “Kommen Sie mit mir nach Belutschistan”, in dem Mustapha Madeleine zu überreden versucht, mit ihm nach Afghanistan zu gehen, wenn sie ihren Mann verlassen wolle. Ein weiterer Höhepunkt ist sein Lied “Wenn wir Türken küssen…”, das er mit seinen sechs Ex-Frauen singt. Auch hier achtet die Inszenierung auf eine Vielfalt der Kulturen und gibt den sechs Ex-Frauen mit unterschiedlichen Nationalitäten und Dialekten jeweils einen kurzen Moment zu glänzen.

Kejti Karaj glänzt als Tangolita mit laszivem Mezzosopran und macht deutlich, wieso sich Aristide das Rendezvous mit dieser Dame eigentlich nicht entgehen lassen will. Bei der großen Tangonummer “Man nennt mich nur La bella Tangolita” macht sie auch tänzerisch mit dem Ballett eine sehr gute Figur. Andrea Matthias Pagani will sich zwar als Aristide immer irgendwelche Freiheiten nehmen, bleibt musikalisch in den komponierten Nummern aber im Vergleich zu den anderen Partien eher ein wenig langweilig. So sind die klassischen Nummern “Toujours l’amour” und “Bist du mir treu?” zwar mit weichem Tenor von ihm klangschön umgesetzt, geben der Figur aber weit weniger Spielraum als den anderen Charakteren. Gabriela Kuhn hat als Madeleine da wesentlich mehr szenisches Entwicklungspotenzial. Sie darf in anderen musikalischen Nummern aus der Rolle der braven, treuen Ehefrau durchaus ausbrechen und zeigt in den beiden Chansons auch eine gewisse Verbitterung, die von Kuhn bewegend umgesetzt wird. Herrliche Komik entfacht auch Frank Valentin als leicht tölpelhafter Diener Archibald. Als gute Entscheidung erweist es sich, die Solistinnen und Solisten beim Gesang durch Mikroports zu verstärken, auch wenn die Tonabmischung stellenweise noch verbesserungswürdig ist. So kann auf eine Übertitelung während der Songs verzichtet werden. Sebastian Engel führt die Niederrheinischen Sinfoniker schwungvoll und mit der erforderlichen Leichtigkeit durch die von Henning Hagedorn und Matthias Grimminger rekonstruierte Partitur, so dass man beschwingt den Saal verlässt.

Paul Abrahams Jazzoperette bietet Operettenseligkeit vom Feinsten mit großem musikalischem Abwechslungsreichtum. Das Regie-Team geht absolut liebevoll mit der Vorlage um.

Michaela Plattenteich, Westdeutsche Zeitung, 06.10.2024

Spaß und Glamour mit Tiefgang

[…] Fast drei Stunden ist hier mit einem spielfreudigen Ensemble beste Unterhaltung garantiert, für Auge und Ohr wird gleichermaßen viel geboten. Das dies nach wie vor gut ankommt, zeigte die erfolgreiche Premiere.

[…] Während die Männer stereotyp als leicht verführbare, unzuverlässige Partner dargestellt werden, sind die Frauen erstaunlich selbstbewusst gezeichnet. Daisy verfolgt unter männlichem Pseudonym ihre Karriere als Jazzkomponistin und überzeugt Mustapha, der seine Ehefrauen ständig wechselt, von den Vorteilen einer langlebigen Beziehung. Madeleine nimmt sich als betrogene Ehefrau dieselben Rechte heraus wie ihr Mann, doch sie durchlebt heftige innere Konflikte. Musikalisch wird das in einfühlsamen Chansons wie „Was hat eine Frau von der Treue?“ ausgedrückt. Gabriela Kuhn interpretiert das sehr einfühlsam und zu Herzen gehend und gibt ihrer Rolle damit eine überzeugende Tiefe.

Es ist Regisseur Frank Matthus hoch anzurechnen, dass er diesem Tiefgang Raum gibt und es nicht bei einer Oberflächlichkeit belässt. Das Stück böte dafür Möglichkeiten genug, doch die Regie findet stets die richtige Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Humor. Neben den stilleren Chanson-Momenten gibt es showartige Tanznummern wie zu Daisys heimlichen Hit „Käguruh“ oder Mustaphas Bekenntnis „Wenn wir Türken küssen“. Mit viel Charme und Noblesse macht Markus Heinrich die sehr mit Klischees behaftete Rolle des Mustapha gut erträglich. Auch Kejti Karaj hat an ihrer Rolle als südamerikanischer Vamp Tangolita sichtlich Freude und lässt auch nachdenkliche Momente aufblitzen. Susanne Seefing und Andrea Matthias Pagani tun sich etwas schwerer, ihre Rollenmuster einmal zu durchbrechen. Die Ausstattung (Heiko Mönnich) bietet mit opulenten Kostümen und einem schnell verwandelbaren Bühnenbild viel Glamour. Zauberhaft sind die schwarzgoldenen Kostüme des achtköpfigen Ballettensembles, das mit schwungvoll-eleganten Tanzeinlagen viele Musiknummern bereichert. Auch ein zweites Extra-Tanzensemble sorgt für viel Schwung. Die Musik, die Kapellmeister Sebastian Engel mit den Niederrheinischen Sinfonikern sehr mitreißend interpretiert, ist Modetänzen der damaligen Zeit gewidmet: Foxtrott und Tango. Das alles fügt sich zu einem unterhaltsamen Abend zusammen, dessen fast dreistündige Länge am Ende viel kürzer erscheint.

Petra Diederichs, Rheinische Post, 06.10.24

Schillernd, bunt, glamourös und heiter!

Wenn in den kommenden Monaten Menschen rund um den Theaterplatz scheinbar grundlos in die Luft boxen und dabei fröhlich „Känguru“ rufen, dann kann das einen ganz simplen Grund haben: Sie waren im Theater.

Nach der Premiere von „Ball im Savoy“ klang der „Känguru“-Song aus vielen Winkeln des Parkhauses. Das Publikum war im Swing. Und der als langsamer Foxtrott komponierte Song vom „neuen Modetanz“ der Dreißiger Jahre, ist nicht die einzige Melodie, die sich ins Gedächtnis einnistet. Paul Abrahams Jazz-Operette aus den wilden Zwanziger und Dreißiger Jahren geht ins Ohr und in die Beine. Schillernd, bunt, glamourös und heiter ist sie bis Januar auf der Krefelder Bühne zu sehen.

Frank Matthus hat keine Angst vor Klischees. Bei der „Rocky Horror Show“ – von Kritikern als die beste Inszenierung deutschlandweit gewürdigt – und zuletzt bei „Cabaret“ hat der Berliner seine leichte Hand für gute Unterhaltung bewiesen. Im „Ball im Savoy“ gelingt ihm das auch. Mit einem großen und glänzend aufgelegten Ensemble ist der Abend Amüsement pur. Matthus lässt die Geschichte in der Entstehungszeit, der Roaring Decade in Berlin, spielen. Heiko Mönnich hat dazu herrliche Revue-Kostüme geschaffen und eine Bühne mit raffinierten Spiegelsäulen, einer Showtreppe, die immer wieder zum Verhandlungsort für schicksalsentscheidende Momente wird, Separées wie überdimensionale High Heels und jeder Menge Anspielungen auf das lockere Leben zwischen den Kriegen.

[…] Das schwingt mit in den lebenshungrig berauschenden Klängen der Musik. Deshalb berührt es und man darf lachen über das, was heute meilenweit von politischer Korrektheit liegt. Da ist der ebenso verschmitzte wie liebenswerte türkische Attaché Mustapha Bei, sechsmal glücklich geschieden und auf Suche nach der großen Liebe Nummer 7. Markus Heinrich gibt den Charmeur, der seine „verschiedenen Geschiedenen“ aus Köln und Korea, aus den Niederlanden und Österreich immer rasch, aber bestens finanziell abfindet frei von Playboy-Plattitüde. Und so ist der Auftritt der sechs Ex mit türkischem Fähnchen im Haar eine bezaubernde Szene. Die Ehe vergeht, die Zuneigung besteht.

Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Ball im legendären Savoy. Der Marquis Aristide de Faublas (Andrea Mattias Pagani) ist mit Gattin Madeleine (Gabriela Kuhn) frisch aus den Flitterwochen zurück, als ihn eine Nachricht einer Verflossenen erreicht. Aristide, kein Kind von Traurigkeit, hatte der Tangolita (sehr temperamentvoll: Kejti Karaij) eine letzte Stunde im Savoy versprochen. Jetzt fordert die Dame ihn zum Souper um Mitternacht. Freund Bei hat die rettende Idee. Sie schieben ein Treffen mit dem angeblich engen Freund José Pasodoble vor. Zu dumm: Sie ahnen nicht, dass das ein Pseudonym von Madeleines Kusine Daisy Darlington ist, die so als Komponistin Furore macht. Die Damen wittern Untreue und schmieden einen Plan. Auch Madeleine wird ins Savoy gehen. „1000 Frauen träumen täglich nur das eine Wort: Revanche“, sagt sie. Sie will Rache und den Gatten mit dem Erstbesten betrügen – im benachbarten Separée. Und Daisy (Susanne Seefink als handfestes Dallas-Cowgirl) will sich als Pasodoble outen.

Da ist er, der Operettenhumus, auf dem Missverständnisse und Turbulenzen gedeihen. Der Foxtrott vom Känguru, „Toujours l’amour“, „La bella tangolita“ und „Es ist so schön, am Abend bummeln zu gehen“ werden feuerwerksgleich gezündet. Das Ensemble, der Chor, das Ballett, aufgestockt durch ein Extra-Tanzensemble und die Niederrheinischen Sinfoniker, die Sebastian Engel temperamentvoll leitet, schillern, flittern und glänzen.

In der Zeit, in der Abraham lebte, war das gefährlich modern. Aber auch eine anrührende Geschichte. Kuhn und Pagani haben ausreichend Gelegenheit, auch berührende Momente in ihren Duetten zu schaffen. Stimmlich sind beide eine Bank. Der bis in die Höhen kraftvolle Ton Paganis und die facettenreiche Gestaltung Kuhns harmonieren. Und wenn Kuhn am Ende erkennt, dass Revanche weder Liebe noch Vertrauen zurückbringen hat, bekommt der Abend Tiefe.

Bis dahin darf sich das Publikum drei Stunden lang aus der Wirklichkeit wegstehlen und ins Vergnügen stürzen. In eine Zeit, in der Lebenslust die Antwort auf Lebensangst war. Das Publikum feierte die Premiere.

Markus Lamers, Der Opernfreund, 19.11.23

Eine Produktion, die das niederrheinische Publikum zu begeistern vermochte.

[…] Musikalisch könnte man den Ball im Savoy als eine spannende Reise durch die Musik des frühen 20. Jahrhunderts bezeichnen.

[…] Frank Matthus, der am Theater Krefeld-Mönchengladbach mit dem Schauspielensemble bereits zahlreiche musikalische Werke zu großen Publikumserfolgen gemacht hat, unvergessen ist hier vor allem eine der besten Inszenierungen einer Rocky Horror Show aller Zeiten, agiert an diesem Haus nun erstmals in der Sparte Musiktheater. Dabei gelingt es ihm hervorragend, einen rund dreistündigen Operettenabend in seiner mehr oder weniger historischen Form als unterhaltsames Gesamtwerk stehen zu lassen. Zum Glück verzichtet er darauf, den türkischen Attaché auch nur ansatzweise „politisch korrekt“ interpretieren zu wollen, denn unter diesem Gesichtspunkt wäre das Stück wohl in seinem Kern zerstört worden. Stattdessen darf sich zum Beispiel der grandiose Markus Heinrich charmant mit seinen sechs Ex-Frauen herumschlagen und ständig die durchaus zweifelhaften Ratschläge seines Vaters zum Besten geben. Auch Susanne Seefing, darf mit herrlich amerikanischem Dialekt diverse Klischees bedienen und sowohl ihr gesangliches als auch schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Einmal mehr zeigt sich bei dieser Produktion, dass eine große Stärke des hauseigenen Musiktheaterensembles auch immer wieder in der Besetzung von Sprechrollen liegt. Denn neben den vielen musikalischen Nummern wird auf dem Ball im Savoy durchaus viel gesprochen, so dass die gelungene Dialogfassung von Roland Hüve an dieser Stelle ausdrücklich erwähnt werden muss.

Als Gast fügt sich Andrea Matthias Pagani als Marquis Aristide de Faublas hervorragend in das Ensemble ein. Seine Gattin Madeleine wird von Gabriela Kuhn gewohnt stark verkörpert. Als kleines Bonbon darf sie auch das Chanson In meinen weißen Armen vortragen, das aus einer späteren Verfilmung des Werkes stammt und hier dramaturgisch geschickt eingebaut wurde. In weiteren Rollen überzeugen Janet Barolova als Tangolita, Bjorn Geudens als Anwalt Célestine Formant, Frank Valentin als Butler Archibald und Rochus Triebs als Barkeeper Pomerol. Für eine volle Bühne sorgen außerdem der Opernchor des Theaters Krefeld und Mönchengladbach, vier Tanzpaare aus dem Ballettensemble und ein sechsköpfiges Extra-Tanzensemble, das auch weitere kleinere Rollen übernimmt. Musikalisch lässt Kapellmeister Sebastian Engel die Niederrheinischen Sinfoniker schwungvoll aufspielen.

Das anwesende Premierenpublikum spendete allen Darstellern und dem Produktionsteam nach drei Stunden lang anhaltenden Applaus. Angesichts der Standing Ovations kann man davon ausgehen, dass hier erneut eine Produktion geschaffen wurde, die das niederrheinische Publikum zu begeistern vermochte und die auch der Verfasser dieser Zeilen sicher noch einmal besuchen wird.

Klaus Niehörster, Rheinische Post, 19.11.23

Märchenhafte Operetten-Auftritte!

Mit viel Unterhaltungsmusik und Tänzen erlebte das Publikum die Premiere der Operette „Ball im Savoy“ im Mönchengladbacher Theater.

[…] So erlebte das Publikum im ausverkauften Haus die gewohnt märchenhaften Operetten-Auftritte, erfreute sich an den von Sebastian Engel geleiteten Niederrheinischen Sinfonikern, an einem jugendlichen Tanzensemble sowie an der bunten Bühne und den Kostümen. Im raschen Wechsel gab es gesprochene Dialoge, Duette und Sologesang. Vor allem wurde die Handlung mit Tönen in Spannung gehalten, sie bildeten aber auch Ruhepunkte zum Erholen. Andrea Matthias Pagani gab den Marquis, Gabriela Kuhn seine Frau Madeleine. Susanne Seefing spielte Daisy Darlington, und Markus Heinrich ging voll in der Rolle des türkischen Attachés auf.

Bleibende Eindrücke vermittelten langsame Walzerklänge, gefühlsbetonte Solonummern, Melodien werden immer wieder aufgegriffen. „Jazzoperette“ – so wurde dieses temporeiche, schwungvolle Stück des verfemten jüdischen Komponisten von Anfang an genannt. Das wurde durch sehr gekonnte Choreografien der Tänzer zusätzlich konturenreich. „Toujours l´amour“ und „Es ist so schön, am Abend bummeln zu geh‘n“, blieben als Ohrwürmer des Abends hängen. Und dass schlussendlich doch alles schiedlich-friedlich ausgegangen war.

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