Eine Stückentwicklung hieß für uns: Die gemeinsame Findung eines künstlerischen Teams, zahlreiche Ideen, sich gegenseitig befruchtende Inhalte und viele Perspektiven.
Die sechs Schauspieler*innen Paula Emmrich, Cornelius Gebert, Esther Keil, Katharina Kurschat, Eva Spott und Bruno Winzen, erarbeiten, erfinden, schreiben zusammen mit ihrem künstlerischen Team, bestehend aus Nele Stuhler, Jan Koslowski, Charlotte Brandhorst und Marlene Kolatschny, unterstützt von Esther Wissen und Martina Schröder für die Dramaturgie und Udo Hesse für das Bühnenbild, eine skurrile, witzige und bewegende Geschichte rund um unsere Mitbewohner*innen, die Insekten.
Wer sind diese Tierchen? Warum kennen wir sie kaum? Wie gehen wir mit ihnen um? Wie leben sie? Können sie denken und was denken sie über uns? Was können wir von ihnen lernen? Es geht um ihre Bedeutung für uns Menschen, um die Liebe zu ihnen, den Ekel vor ihnen und das Zusammenleben mit ihnen.
Es geht um Staats- und Gesellschaftsformen, um Evolution und Metamorphose, um Nähe und Distanz, um Anthropozentrismus und Anthropomorphismus, um die Natur und unsere Existenz.
Tina Schlegel, RP Krefeld, 29. Januar 2024Wie das Verschwinden von Insekten zu packendem Theaterstoff wird
“„Insekten“ ist auf den ersten Blick ein heiteres Stück mit komischen Überspitzungen, absurden Figuren in wunderbaren Kostümen (dank Ina Schotes und ihrem Team), witzigen Dialogen, zudem herrlich gesetzten Pointen. Es wird viel gelacht, doch ist es gerade dieses Lachen, das einem dann bei aller Komik bisweilen im Halse stecken bleibt. Denn wir lachen nicht aus unbeschwerter Belustigung, nicht weil das großartige Ensemble uns heitere Inhalte präsentiert, diesem Lachen ist immer ein Tropfen Wehmut anheimgegeben, und so ist es bestenfalls ironisch, oft jedoch auch zynisch, wenn etwa die Gottesanbeterin Lust auf einen sadistischen Ausflug hat. (…) Auf wunderbar magische Weise haben die Menschen die Perspektive gewechselt, vor und hinter der Bühne, mal lachend, mal ernst, vor allem betroffen: 80 Prozent der Biomasse der Fluginsekten sind bereits verschwunden – nicht nur im Theaternebel, sondern aus unserer Welt.”
Angela Wilms-Adrians, RP Mönchengladbach, 8. Mai 2023Witzig, skurril und hintergründig
“Das Ensemble spielt lustvoll und energiegeladen den doppelbödigen Wortwitz sowie den dahinter verborgenen Ernst der Monologe und Dialoge aus. Hier wird nach Herzenslust karikiert und überspitzt. Das witzig und skurril entfaltete Spiel deckt menschliche Unzulänglichkeiten im Umgang mit der Natur aus. In Auftreten und Streiten geben die Schauspieler den Insekten zutiefst menschliche Züge. Entsprechend greifen Charlotte Brandhorsts Kostüme charakteristische Elemente der Tierwelt auf, ohne den Menschen darin zu verbergen. (…) Wie kontaktiert Insekt menschliche Mitbewohner auf Erden? Über Saugen, Stechen oder doch über den Versuch eines Gesprächs? Die existenzielle Frage bewegt Horny, das Glühwürmchen (Paula Emmrich), Yolo, die Eintagsfliege und deren Freunde mit der niederschmetternden Einsicht: Der Homo sapiens ist riesengroß und damit sind beim Erkenntnisgewinn die Leitungen lang. Vielleicht könnte ein Theaterstück helfen, denn diese Kunstform gehört seit Anbeginn der Zivilisation für den Menschen dazu.”