Schauspiel

Biedermann und die Brandstifter

Ein Lehrstück ohne Lehre // Von Max Frisch Leitung Besetzung

31. Oktober 2025 – 5. Februar 2026

90 Minuten ohne Pause

Vorstellungen

Zum Glück ist´s nicht bei uns.

Was, wenn wir eine Gefahr für uns und die Gesellschaft nicht erkennen, obwohl sie uns tagtäglich begegnet? Wenn wir uns selbst mit naiver Vertrauensseligkeit und Toleranz einlullen und die „Brandstifter“ nicht sehen, nicht wahrhaben wollen? Und das gerade dann, wenn Gefahr für Leib und Leben besteht und unser persönlicher Widerstand dringend gefragt wäre?

In Max Frischs irrwitziger Parabel ohne Lehre ist die Gefahr für Herrn und Frau Biedermann unübersehbar und das bittere Ende absehbar. Und weil sie sie selbst nicht wahrhaben wollen, kommt es, wie es kommen muss. „Weh uns! Weh uns! Weh uns!“ sind die letzten klagenden Worte im Stück.

Wer sind die „Brandstifter“, die sich die Biedermanns ins Haus holen? Wie und womit bedrohen sie deren Existenz, deren Zukunft? Und, wenn die Biedermanns stellvertretend für uns, die sogenannte Mitte der Gesellschaft, stehen, nehmen wir unsere Bedrohungen wahr und ernst – und treten wir ihnen couragiert entgegen?

Ronja Wirts, RP Mönchengladbach, 7.10.2025

Schillernd und sehenden Auges in die Katastrophe

“Regisseurin Sandra Strunz hat das Stück von Max Frisch für die Bühne in Rheydt in die Gegenwart geholt. Bieder ist die schillernd-schrille Inszenierung so gar nicht – sondern brandaktuell und voller Witz und Wortspiele. (…) Darstellerin Carolin Schupa wechselt in ihrer Rolle des Schmitz (Sepp) problemlos zwischen charmantem Schmeicheln und schleimendem Kindergehabe – und navigiert zudem durch einen ganzen Gesangskatalog von Meat Loaf bis Bonnie Tyler. Das tut sie so gekonnt, dass ihre Kollegen kurz die vierte Wand durchbrechen und verkünden: „Du kannst mit dem Casting aufhören, wir finden noch eine Rolle in Titanic für dich“. Doch „Biedermann und die Brandstifter“ ist so gar nicht bieder, im Gegenteil. Die fünf Darsteller fliegen in der Inszenierung geradezu durch einen kunterbunten und schillernden Teppich aus Wortwitzen und Popsongs, schrillen Kostümen und großen Überzeichnungen. Die Brandstifter treten zeitweise mit schwarzen Engelsflügeln und in einem Oberteil aus Lederhandschuhen vor einem goldenen Hintergrund auf. Herr Biedermann selbst präsentiert sich außerdem „wie ein Pfau“ im geblümten Glitzeranzug. Anspielungen wie „Bei allem was rechts ist“ oder „Ich verstehe das Volk – ommen“ sind so nuanciert, dass sie gut und gerne als Versprecher durchgehen könnten – und gleichzeitig so platt und offensichtlich, dass es zum Lachen ist. (…) Die Welt brennt und man hatte ihn gewarnt. Wie es Schauspieler Nicolas Schwarzbürger in seiner Rolle als Eisenring treffend formuliert: „Die beste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand.“

Von Tina Schlegel, RP Krefeld, 23.02.2025

Bitter-ernst und absurd-komisch – So war die Premiere „Biedermann und die Brandstifter“

“Regisseurin Sandra Strunz […] setzt auf Verfremdung, auf Übertreibung, auf körperbetontes Spiel und Musik. Ihre Figuren sind in Bewegung, sie tanzen, singen und mäandern über den Boden, ihnen verlangt sie alles ab und nie kann man sicher sein, ob es gerade Spiel oder bitterer Ernst, Ironie oder schon Zynismus ist, nie sind die Dinge so wie sie auf den ersten Blick scheinen – oder eben doch? […] Vielleicht geht die Verfremdung bisweilen über die Schmerzgrenze. Aber ist das nicht der Anspruch an Theater unserer Zeit? Um die Gefahr der Belanglosigkeit von Kunst selbst auf den Prüfstein zu stellen? Bestünde Brandstiftung nicht auch in dem Wunsch nach einfacher Kunst in Analogie zu einfachen Antworten? Theater, das nur angenehm ist, ohne Herausforderung – wäre das überhaupt ein Theater, in das wir gehen möchten?”

Klaus Matthias Schmidt, WZ Krefeld, 23.03.2025

Geschäftiger Leerlauf, dann Apokalypse

“[…] Die Fabel von Frischs „Lehrstück ohne Lehre“: Gottlieb Biedermann (Christoph Hohmann) lässt die Brandstifter Schmitz (Kristina Gorjanowa) und Eisenring (Nicolas Schwarzbürger) selbst in sein Haus. Verkennt, verdrängt, verleugnet die offensichtliche Gefahr, die von ihnen ausgeht, selbst dann noch, als sie ihm fässerweise Benzin auf den Dachboden packen. Das geht nicht gut aus.

Im Programmheft spricht die Regisseurin Strunz von „gegenwärtige(n) Brandstiftern wie Putin, Trump, Musk“, und in Deutschland hole man sich „Faschist:innen (sic) ‚ins Haus‘“, verkenne obendrein die „immens steigende Erderwärmung“. Alle Vorgänge zeigten: „Der Mensch handelt wider seines Wissen und Gewissen (sic).“

Die Motive der Brandstifter werden weder bei Frisch noch in dieser Inszenierung konkret ausgeleuchtet. Was zu untersuchen bleibt, ist die Unfähigkeit des Titel-Antihelden, das Böse zu identifizieren, selbst wenn es vor ihm steht.[…]”

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