Zum Glück ist´s nicht bei uns.
Was, wenn wir eine Gefahr für uns und die Gesellschaft nicht erkennen, obwohl sie uns tagtäglich begegnet? Wenn wir uns selbst mit naiver Vertrauensseligkeit und Toleranz einlullen und die „Brandstifter“ nicht sehen, nicht wahrhaben wollen? Und das gerade dann, wenn Gefahr für Leib und Leben besteht und unser persönlicher Widerstand dringend gefragt wäre?
In Max Frischs irrwitziger Parabel ohne Lehre ist die Gefahr für Herrn und Frau Biedermann unübersehbar und das bittere Ende absehbar. Und weil sie sie selbst nicht wahrhaben wollen, kommt es, wie es kommen muss. „Weh uns! Weh uns! Weh uns!“ sind die letzten klagenden Worte im Stück.
Wer sind die „Brandstifter“, die sich die Biedermanns ins Haus holen? Wie und womit bedrohen sie deren Existenz, deren Zukunft? Und, wenn die Biedermanns stellvertretend für uns, die sogenannte Mitte der Gesellschaft, stehen, nehmen wir unsere Bedrohungen wahr und ernst – und treten wir ihnen couragiert entgegen?
Von Tina Schlegel, Rheinische Post Krefeld, 23.02.2025Bitter-ernst und absurd-komisch – So war die Premiere „Biedermann und die Brandstifter“
“Regisseurin Sandra Strunz […] setzt auf Verfremdung, auf Übertreibung, auf körperbetontes Spiel und Musik. Ihre Figuren sind in Bewegung, sie tanzen, singen und mäandern über den Boden, ihnen verlangt sie alles ab und nie kann man sicher sein, ob es gerade Spiel oder bitterer Ernst, Ironie oder schon Zynismus ist, nie sind die Dinge so wie sie auf den ersten Blick scheinen – oder eben doch? […] Vielleicht geht die Verfremdung bisweilen über die Schmerzgrenze. Aber ist das nicht der Anspruch an Theater unserer Zeit? Um die Gefahr der Belanglosigkeit von Kunst selbst auf den Prüfstein zu stellen? Bestünde Brandstiftung nicht auch in dem Wunsch nach einfacher Kunst in Analogie zu einfachen Antworten? Theater, das nur angenehm ist, ohne Herausforderung – wäre das überhaupt ein Theater, in das wir gehen möchten?”