Tatjana sehnt sich in der russischen Provinz nach einer romantischen Liebe, von der sie bislang nur in Büchern gelesen hat, und glaubt, mit Eugen Onegin den idealen Partner gefunden zu haben. Doch dieser weist sie brüsk zurück. Erst Jahre später, Tatjana ist mittlerweile mit Fürst Gremin verheiratet, wird ihm bewusst, dass er damals einen Fehler begangen hat.
In seinem bekanntesten Opernwerk aus dem Jahr 1879 führt uns Peter Tschaikowsky den Grundkonflikt der Moderne vor Augen: Wie Gefühlskälte und Überdruss aufrichtige Zuneigung zerstören können. Alexander Puschkins Versroman Eugen Onegin von 1833 erzählt von einer Gruppe junger Adeliger, von ihren Sehnsüchten, ihrer Arroganz, von Hingebung und Ablehnung. Anders als bei Puschkin jedoch, der seinen Figuren mit kühler Ruhe und manchmal sogar ironisch begegnet, geht es bei Tschaikowsky um absolute Identifikation: Der homosexuelle Komponist durchlebte mit der weiblichen Hauptfigur Tatjana ihr schmerzhaftes Ringen um Liebe. „Mich spricht jedes Opernsujet an, in dem ich Menschen finde wie mich, die Gefühle haben, wie ich sie habe und die ich verstehe.“
Audio-Einführung zur Inszenierung
Dramaturgin Ulrike Aistleitner interviewt Regisseurin Helen Malkowsky. Jetzt anhören:
Einführung zur Inszenierung vor Ort
Jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn bietet die Dramaturgie an folgenden Terminen eine Stückeinführung in der Theaterbar/Gartenseite bzw. im Glasfoyer des Theaters an. Der Eintritt ist im Ticket enthalten.
Die Termine werden zu Beginn der Spielzeit 2024/25 bekannt gegeben.
Angeber-Wissen für die Pause
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Kurze Inhaltsangabe für sehr Nervöse!
Zitat aus „Der einzig wahre Opernführer“ (W. Körner): Russischer Neurotiker verpfuscht vielversprechende Liebesbeziehung -
Chanel äh Oper N°5
Eugen Onegin ist Tschaikowskys fünfte und bekannteste Oper. Er schrieb sie 1877/78, die Uraufführung fand 1879 in Moskau statt. -
Der singende und der tanzende Tschaikowsky
Neben “Eugen Onegin” im Musiktheater stehen auch für die Ballettkompagnie “Tschaikowskys Träume” auf dem Spielplan. Erleben Sie Oper und Tanz mit Musik von Peter Tschaikowsky in unserem Theater. -
True story!
Alexander Puschkin, Autor des gleichnamigen Versromans, der als Vorlage für die Oper diente, starb ebenso wie seine Romanfigur bzw. Tschaikowskys Opernfigur Wladimir Lenski bei einem Duell mit dem Verehrer seiner Ehefrau Natalja. -
Der größte Hit!
Die bekannteste Arie der Oper ist die sogenannte “Briefarie” der Tatjana „Und sei’s mein Untergang“ aus dem 1. Akt. Die Arie dauert über zehn Minuten und ist inhaltlich und musikalisch eines der ergreifendsten Stücke der Oper.
Dirk Richerdt, Rheinische Post, 11.06.24Ein genussreiches Klang-Menü!
Ein großes Ensemble steht bei Tschaikowskys Werk auf der Bühne. Helen Malkowsky inszenierte, Mihkel Kütson dirigierte.
[…] In dieser Oper geht es um Langeweile und Lebensüberdruss, eine Haltung, die im 19. Jahrhundert zum Kult avancierte. Aber eigentlich dreht sich in „Eugen Onegin“ alles um die Liebe. Um die Gefühlsaufwallungen eines jungen Mädchens, die der russische Komponist Peter Tschaikowsky ins Zentrum von sieben szenischen Bildern rückte, als er 1877 ein bühnengeeignetes Destillat aus dem gleichnamigen Versroman von Alexander Puschkin entwickelte. Das Ergebnis ließ sich nun bei der letzten Theaterpremiere der Spielzeit erleben.
[…] Helen Malkowsky, die am hiesigen Theater unter anderem bereits Tschaikowskys „Mazeppa“ inszenierte, setzt das Ensemble während der zweieinhalb Aufführungsstunden vielfach in Bewegung. Dadurch macht sie manche dramaturgischen Schwächen des Stücks geschickt wett. Selbst im Off finden der Frauenchor und der gemischte Opernchor, die Chordirektor Michael Preiser nachhaltig auf russisches Volkston-Kolorit eingestimmt hat, zu wonniger Harmonie. Beim Fest im vierten Bild stellt das Ensemble zu Walzer und Polonaise Spielfreude unter Beweis. Dazu dreht kongenial ein für wechselnde Raumfunktionen bestimmtes Architektur-Element munter seine Runden mit. Kleine, beabsichtigte „Unfälle“ in der Küche sind ebenso mitzuerleben wie im Tanzsaal derbes Hantieren mit Wodka-Gläschen. Na sdorowje!
Bei der Briefszene sitzt Tatjana nicht, wie zu erwarten, am Schreibtisch, um ihre Liebeserklärung zu formulieren. Malkowsky und Bühnenbildnerin Tatjana Ivschina lassen vom Schnürboden eine Fensterfront herabgleiten. Sofia Poulopoulou als Tatjana reißt Packpapier von Fensterflügeln, um darauf zu kritzeln. Ein starkes Bild für ihre chaotische Gefühlslage. Als zerknittertes, gefaltetes Bündel wird der Brief von der Amme (Satik Tumyan) dem Adressaten zugestellt.
Leider indisponiert, kann Rafael Bruck in der Titelrolle stimmlich nur begrenzt glänzen. Es ist umso inspirierender mitzuerleben, wie der souveräne Bariton kurz vor dem Ende in der schmerzerfüllten Abschiedsszene zu unerwartet intensiver, hochdramatischer Klangfülle findet – wie ein Marathonläufer beim Schlussspurt. Sofia Poulopoulou (Tatjana) bleibt über die gesamte Langdistanz in optimaler Verfassung. Ihr jugendlich-dramatischer Sopran entfaltet ungetrübten, begeisternden Hörgenuss in allen Registern und Stimmfacetten bis hinan in schwindelige Höhen. […]
Woongyi Lee als Lenskij legt seine Figur stimmtechnisch oft metallgehärtet an, bei den lyrischen Abschnitten im dezenten Mezza-voce-Modus gefällt der Tenor besser. Hayk Deinyan überzeugt als abgeklärter Fürst Gremin durch einen grundsoliden, sonoren Bass.
Unter der hellwachen Leitung Mihkel Kütsons richten die Niederrheinischen Sinfoniker Tschaikowskys Partitur als genussreiches Klang-Menü an. Angefangen mit dem sequenzierten Leitmotiv Tatjanas im Vorspiel über slawische Festfreude in den Chorszenen und ohrwurmtüchtige Arienbegleitung bis hin zu den strahlenden oder düsteren Horizonten der Klanglandschaft. Es gab oft Szenenapplaus und am Ende anhaltende Ovationen für die dritte „Onegin“-Produktion seit 1989 am hiesigen Haus.
Ossama el Naggar, ConcertoNet.com, 30.06.24Such excellence is rare, even in cities ten times as large. Bravissimo!
Germany is without question a paradise for opera lovers.
There are many opera companies and an abundance of choices for the public, for both the novice and aficionado alike. To be sure, La Traviata and La Bohème are omnipresent, but there are also intriguing rarities to be discovered within accessible distances. […] I was able to venture into the small town of Mönchengladbach, population 250,000, some thirty minutes away, to see a production of Eugene Onegin. Amazingly, this industrial town has a first‑rate modern theatre (capacity 700!) that was almost sold out. The ambiance before the performance and during the intermission was vibrant and congenial.
[…] Tchaikovsky’s Eugene Onegin is one I’m happy to see frequently. It’s one of the most moving romantic operas, affording huge possibilities for singers and directors.
[…] Director Helen Malkowsky’s vision of the work was visionary: austere sets concentrating on the psychological dimensions. The opera’s opener, usually on the porch of Tatyana’s family estate where the family greets the peasants returning from harvest, is here set indoors. Gone is the harvest, transposed instead to the wake of Mme Larina’s spouse, father to Olga and Tatyana. This deviation from the text is welcome, as it helps us to better understand the family dynamics.
[…] Director Helen Malkowsky’s vision of the work was visionary: austere sets concentrating on the psychological dimensions.
[…] As Onegin, Mexican-German baritone Rafael Bruck cuts a dashing figure, immediately evoking the character’s attributes: easygoing, charming, well‑mannered and, most of all, utterly blasé. Though a talented actor, endowed with an electric stage presence, Bruck’s voice is dry and lacks sensuality. His voice is the opposite of the Verdi baritone. To some extent, the lack of appeal of his timbre played into Onegin’s cynicism and antipathy. […] Only a great singer‑actor can win public sympathy playing such an unpleasant character. Happily, Bruck succeeded brilliantly in this regard.
[…] As Lensky, South Korean tenor Woongyi Lee was charm personified. His youthful voice is remarkable: beautiful, powerful and endowed with a brilliant squillo. With proper guidance, this tenor will go far. Throughout the opera, Lee conveyed the poet’s passion, a prerequisite to explain his insistence on a duel against Onegin. His famous aria, “Kuda, kuda, kuda vi udalilis,” was outstandingly executed, with the perfect touch of melancholy.
[…] The uncontested revelation of the evening was Greek soprano Sofia Poulopoulou, who was an ideal Tatyana. She is a unique soprano with a beautiful and distinct timbre. Her voice has natural trills and is immediately recognizable. Moreover, she navigates with extreme ease in the upper register. A talented actress, she deftly conveyed Tatyana’s emotional vicissitudes.
[…] Albanian mezzo Kejti Karaj was a luxury in the role of Olga. Her dark, velvety mezzo contrasted beautifully with Poulopoulou’s lyric soprano in their duets. With such a rich voice, it’s a pity Olga has no solo arias. Dramatically, she conveyed the younger sister’s merry outlook on life and joie de vivre. Her flirtation with Onegin during Tatyana’s party seemed natural and spontaneous.
[…] The supporting cast were well chosen. Given Malkowsky’s outlook, Eva Maria Günschmann was a convincingly angry Mme Larina. Armenian mezzo Satik Tumyan was a delightful Filipyevna, maternal and caring. Her warm mezzo, outstanding Russian diction and impressive characterization made this secondary role seem more important.
[…] The excursion to Mönchengladbach to see Onegin was a happy occasion. It’s both surprising and reassuring to happen upon such a well‑sung and intelligently staged production in a small town. Such excellence is rare, even in cities ten times as large. Bravissimo!
Vorberichte in der lokalen Presse:
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Die Magie der Musik: Tschaikowskys Oper „Eugen Onegin“ feiert Premiere – Im Gespräch mit Opernsängerin Sofia Poulopoulou
Jessica Sindermann, HINDENBURGER, Juni 2024 (S. 18-19) Zum Beitrag