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Ballett

Mata Hari

Ballett von Robert North // Musik von Christopher Benstead - Uraufführung Leitung Besetzung

Dauer ca. 2 Stunden (Pause nach dem 1. Akt)

Derzeit keine aktuellen Vorstellungstermine.

Als Tänzerin durch ihre geheimnisvolle Aura und erotische Ausstrahlung bewundert, als Spionin hingerichtet – Mata Hari (1876-1917) war schon zu Lebzeiten eine Legende. Doch wer ist die Frau hinter der selbst erschaffenen Kunstfigur?

Sie will ein freies, selbstbestimmtes Leben führen. Sie verweigert sich gesellschaftlichen Konventionen. Sie sucht das Abenteuer. Sie liebt den Luxus. Als ihre Tanzkunst nicht mehr gefragt ist, braucht sie andere Geldquellen. Sie ist weltgewandt. Vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges verstrickt sie sich in politische Intrigen der Großmächte. Sie unterschätzt die Gefahr und verliert die Kontrolle.

Robert North spürt dieser schillernden Persönlichkeit nach, eingebettet in die Zeitgeschichte. In bewährter Zusammenarbeit mit dem Komponisten Christopher Benstead (u.a. Carmen, Prinz Rama) und der Bühnen- und Kostümbildnerin Luisa Spinatelli (u.a. Carmen, Beethoven!) kreiert er seinen neuen Ballettabend.

Die Erfolgsgeschichte Mata Haris, dieser berühmten und begehrten, zuletzt tragisch scheiternden Frau, eröffnet vielfältige Möglichkeiten für eine kontrastreiche tänzerische und musikalische Umsetzung, verbunden mit visueller Opulenz. Gleichzeitig ist der Stoff eine Parabel auf den Untergang der exotisch-erotischen Welt der Belle Époque im Ersten Weltkrieg.

Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Das sagt die Presse

tanz, Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance, Tanz Magazin | Bettina Trouwborst | Februar 2024

Robert North „Mata Hari“

(…) Entstanden ist ein packendes Erzählballett – mit vom Kino inspirierten Überraschungen. (…) Teresa Levrini strahlt in der Titelrolle als ungezwungene, selbstbewusste Frau ohne Verruchtheit. Sie nimmt das Leben als ein Festmahl und bedient sich dankbar. Und auch ein bisschen naiv. (…) North versteht es, dieses bewegte Leben mit leichter Hand spannungsreich zu erzählen, als süffiges Spektakel in epochengetreuer Ausstattung, das Christopher Bensteads live gespielte Auftragsmusik in reichen Klangfarben untermalt. Getanzt wird im typischen North-Duktus aus Modern Dance, Klassik und einzelnen Kathak-Elementen (…) Brillant inszenier sind dagegen die dramatischen Wendepunkte. Zum Beispiel der Ausbruch des Ersten Weltkriegs: Mata Hari sitzt in einer Gesellschaft zu Tisch, als die Bewegungen plötzlich in stop motion erfolgen, vier apokalyptische Reiter à la Dürer brechen zu strawinskyartigen Dissonanzen hinter einem Vorhang hervor, der Stoff gibt die historische Fotografie eines Schützengrabens frei. Schockstarre. Das Leben aber geht weiter. Allerdings verfolgen jetzt zwei Spione die Protagonistin: Als hinreißende Parodie der Detektive aus dem Trickfilm „Der rosarote Panther“ winden und krümmen sie sich wie aus Gummi. Meisterhaft auch die Hinrichtungsszene: Wie in einem Film Noir, in nüchternem Schwarz-Weiß, vollzieht sich Mata Haris Schicksal. Berührend in seiner Schlichtheit. Dem 78-jährigen North ist ein bemerkenswertes Spätwerk gelungen.

Westdeutsche Zeitung Krefeld | Michaela Plattenteich | 10. Oktober 2023

„Mata Hari“ – ein facettenreicher Abend, opulent für Auge und Ohr

(…) Vielleicht war es gut, dass das Stück erst jetzt verwirklicht werden konnte, da mit Teresa Levrini in der Titelrolle eine Idealbesetzung zur Verfügung steht. Mit jeder Phase ihres Körpers lebt sie die Rolle, ist mit den wunderbaren historischen Kostümen (Luisa Spinatelli) auch optisch eine Augenweide. (…)

Zentral im ersten Teil ist dann die Szene, in der sie selbst als Tänzerin in Aktion tritt. (…) Doch diese große Tanzszene, in der sie in einem prächtigen und für die damalige Zeit sehr gewagten Kostüm ihre rhythmischen und geschmeidigen Bewegungen vollführt, genügt, um die erotische Faszination, die von ihr ausging, deutlich zu machen. Teresa Levrini zeigt hier einen brillanten Auftritt. Ebenso glaubhaft verkörpert sie auch die vergnügungssüchtige, durchs Leben hetzende Frau. (…) Es ist die Zeit der „Belle Époque“, in der eine dekadente Gesellschaft freudig ihrem Untergang entgegentaumelt. Musik und Choreografie setzen das mit populären Tänzen wie Walzer und Polka um.

North beherrscht die Kunst der Brüche im Geschehen meisterhaft In einer unglaublich starken Szene wendet sich das Blatt. Mitten in eine ausgelassene Tischgesellschaft brechen die geisterhaften vier Reiter der Apokalypse herein. Auch die Musik ändert ihren Charakter, wird bedrohlich und schrill. (…)

Es sind diese Brüche, die dem Geschehen immer wieder eine andere Wendung geben. Robert North beherrscht diese Fähigkeit, Geschichten auf diese Weise zu erzählen, meisterhaft. Das wird auch im zweiten Teil sehr deutlich. Hier verknüpft er in kurzer Abfolge eine wunderbare Liebesgeschichte mit Humor und Tragik. (…)

Rheinische Post Krefeld | Petra Diederichs | 10. Oktober 2023

Die filmreife Erotik der Mata Hari

(…) Teresa Levrini ist großartig als Mata Hari, sie fühlt sich tief in diesen Charakter ein (…) Sie ist die von den Tempeltänzen in Indonesien Faszinierte, deren Bewegung sie ungeübt nachahmt und dann zur Vollendung bringt. Die sie schließlich als Lichtgestalt des erotischen Tanzes kultiviert. Das wirkt rituell, fast rein – ohne frivole Attitüde.

Der Abend ist ganz auf Levrinis atemberaubende Darstellung zugeschnitten. Die Compagnie agiert in zahlreichen wechselnden Rollen präzise wie ein Uhrwerk. Alle leben die Musik, die Christopher Benstead speziell für diese Uraufführung komponiert hat. Die ist ebenso schillernd, flirrend, faszinierend und vielfarbig wie die Geschichte. (…) Es klingt raffiniert exotisch, wunderbar vertraut. Und sie fordert die Niederrheinischen Sinfoniker, die Kapellmeister Sebastian Engel sicher durch das Klangmeer lotst. Vor allem die Schlagwerker sind im Hochleistungsmodus. Xylophon, Vibraphon, Pauken, Glocken, Becken… In der Instrumentierung ist Benstead, der seit vielen Jahren Ballettmusik schreibt, nicht sparsam.

Das Tanzstück läuft wie ein rasanter Film (…) Luisa Spinatelli hat wundervolle Kostüme im Zeitkolorit und ein mit wenigen Effekten großes Bühnenbild geschaffen. Der Spannungsbogen dehnt sich oft bis zum Anschlag. Dann kommt der Riss. (…) Der erste Weltkrieg hat begonnen. Danach verblasst der Glanz der Mata Hari. Am Ende ist nur Stille – Totenstille. Das Erschießungskommando läuft lautlos ab. Umso beeindruckender.

Extra Tipp Krefeld | Ernst Müller | 15. Oktober 2023

Wildes Leben in harmonischem Tanz

(…) Kostümbildnerin Luisa Spinatelli hat die Tänzer in historische Kostüme gekleidet. Vor allem bei den Volksszenen entstehen damit quirlig bunte Bilder. Eindruck hinterlassen aber auch die Kolonialszenen in fantasiereich-luftigen Gewändern und nicht zuletzt der wilde Auftritt der vier apokalyptischen Reiter mit bizarren Masken, der das Gemetzel des Weltkriegs symbolisiert. (…)

Typisch für die Choreografie Norths sind die leichten, geschmeidigen und harmonischen Bewegungen der Tänzer. Stets ein Augenschmaus. (…)

Der Opernfreund | Markus Lamers | 27. März 2023

Mönchengladbach: „Mata Hari“, Robert North und Christopher Benstead

(…) Ebenso brandneu ist nun die Choreographie von Robert North (…) Brandneu zumindest für das Publikum, denn tatsächlich hat die Deutsche Oper Berlin vor rund 25 Jahren bereits bei North angefragt, ob er einen Ballettabend über Mata Hari kreieren könnte. Zwar wurde das Projekt später wieder abgesagt, doch die damals gewonnenen Ideen sind auf die ein oder andere Weise sicherlich auch mit in diese Uraufführung geflossen.

Bereits damals war Christopher Benstead involviert, der nun seit mehr als 30 Jahren eine große Anzahl von Kompositionen für die Theaterbühnen wie auch für Radio, Fernsehen und Film komponiert. Für Mata Hari schuf er eine eigene Komposition, die sich als wahrer Diamant entpuppt, für den allein sich ein Besuch der Vorstellung lohnt. Schwungvoll, mit Bezügen zur Romantik und Avantgarde, passen Musik und Tanz ganz wunderbar zusammen und ergeben ein harmonisches Miteinander. Besonders die großen Gruppenszenen, für die Benstead auf beliebte Tänze der damaligen Zeit zurückgriff, begeistern das zahlreich anwesende Premierenpublikum hörbar. Eine Auftragskomposition für ein großes Orchester ist auch für das vergleichsweise kleine Theater am Niederrhein ein ganz besonderer Akt, den es zu stemmen gilt. Dies gelingt bravourös, denn die Niederrheinischen Sinfoniker zeigen unter der musikalischen Leitung von Sebastian Engel einmal mehr, was für ein großartiges Orchester sie sind. Die Komposition, die aufgrund ihrer begleitenden Eigenschaft entfernt an Filmmusik erinnert, nutzt hierbei die gesamte Bandbreite des Orchesters geschickt aus, immer wieder fließen zudem orientalische Klänge mit in die Partitur ein.

Die Choreographien von Robert North sind wahrlich sehenswert, vor allem im ersten Akt folgt ein Highlight dem nächsten. (…) Während eines geselligen Abendessens bricht plötzlich der erste Weltkrieg aus, was in diesem Ballettabend durch die vier Reiter der Apokalypse eindrucksvoll umgesetzt wird. Auch die Musik wirkt an dieser Stelle ungemein bedrohlich. Im zweiten Akt scheint Mata Hari zunehmend allein zu sein. (…) Zudem verstrickt sie sich immer weiter in die Welt der Spionage. Sehr schön in diesem Zusammenhang übrigens die Darstellung der beiden französischen Geheimagenten George Ladoux (Marco A. Carlucci) und Pierre Bouchardon (Francesco Rovea), die wie in einem Zeichentrickfilm immer wieder hinter Wänden auftauchen, versuchen sich zu verstecken und hierbei ineinander gerollt die Tarnung wahren wollen. Herrlich amüsant und schön getanzt zugleich. Schön getanzt ist auch die Rolle der Titelfigur durch Teresa Levrini, die sowohl solistisch wie auch mit den verschiedensten Tanzpartnern an diesem Abend eine große Rolle zu füllen hat, was ihr bravourös gelingt. (…)

Abgerundet wird der gelungene Theaterabend durch die epochengenauen Kostüme von Luisa Spinatelli, die den Tänzerinnen ujnd Tänzern genug Raum für die Bewegungen lassen, trotzdem aber auch optisch prunkvoll daher kommen. Auch das von ihr entworfene Bühnenbild ist passend und kommt mit wendigen Requisiten aus (…) Die verschiedenen Handlungsorte werden meist durch sehenswerte Videoprojektionen erzeugt. Immer wieder mischen sich aber reale Bühnenbilder daziwschen (…)

Mit dieser Hinrichtung endet dann nach rund zwei Stunden auch ein eindrucksvoller Ballettabend, der die anwesenden Zuschauer trotz des tragischen Endes zu spontanen Standing Ovation und einem fast orkanartigen Beifall für die Tänzer, das Orchester und das gesamte Kreativteam verleitet. Ein Besuch dieses Handlungsballettes kann allen Tanzfreunden nur wärmstens empfohlen werden.

Rheinische Post | Angela Pontzen | 30. März 2023

Teresa Levrini verführt Verehrer und Publikum

(…) Die Eröffnungsszene weist weit voraus, nämlich auf das Ende: Mata Hari, ganz wunderbar getanzt von Teresa Levrini, tritt in einem roten, weich fließenden Kleid auf – das steht für Leidenschaft und Tod.

(…) Das Ballett erzählt die wechselvolle Geschichte dieser schillernden Person in chronologischer Reihenfolge. (…) Die Musik ist vollkommen auf die Choreografie abgestimmt und gibt jeder Szene ihren jeweiligen Charakter. (…) In jeder Stadt, in jedem Land hat sie einen neuen Liebhaber. Die Partner für die Pas de deux fliegen ihr nur so zu. Eine enorme konditionelle Leistung, denn Levrini hat in den eindreiviertel Stunden, die das Stück dauert, kaum eine Pause. Herauszuheben sind Edouard Clunet, stark dargestellt von Giuseppe Lazzara, ihr treuester Begleiter, und der junge Pilot (Andrii Gavryshkiv), ihr letzter Liebhaber. Immer wieder gibt es Szenenapplaus für exzellente Tanzdarbietungen. (…)

Bensteads Musik im neoklassizistischen Stil greift die Emotionen Mata Haris auf. Das große Orchester, das Holz ist dreifach besetzt und um eine Bassklarinette ergänzt und einem umfangreichen Schlagwerkapparat, ermöglicht faszinierende Klangschattierungen, die Orchesterleiter Sebastian Engel gut herausarbeitet. Benstead hat sich unter anderem von indonesischer Musik inspirieren lassen, ohne sie zu imitieren. Sie erhält den exotischen Charakter, den er erzielen wollte. (…)

Sehr markant und im Orchester selten sind die Melodien des Xylophons, Vibraphons und der Celesta. Die Pauke durchbricht mit ihren kanonenartigen Schlägen die Idylle der Pariser Gesellschaft. Gepaart sind die Kanonenschläge mit dem Tanz der apokalyptischen Reiter: Ihr groteskenhafter Tanz verkündet den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Durch Norths aussagestarke Choreografie, die die Tänzer allesamt überzeugend umsetzen, erlebt der Zuschauer die Szenerie physisch mit.

Der Schwerpunkt der Aufführung liegt auf dem opulenten, ausschweifenden Leben Mata Haris, mit Festen Liebschaften und Reisen. Ein wenig zu kurz kommt ihre – wenn auch nie nachgewiesene – Spionagetätigkeit. Dennoch wird sie vom Geheimdienst beschattet. Die Überwachung der beiden Agenten bringt ein komisches Moment in die Aufführung. (…) Mata Hari ist als Gesamtkomposition ein stimmiges Werk, für das sich das Publikum mit langem Applaus bedankte.

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