Schauspiel

Das Wunder von der Grotenburg

von Rüdiger Höfken // Szenische Lesung - Uraufführung - Leitung Besetzung

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Welches historische Ereignis fand am 19. März 1986 statt? Fußballfans kennen die Antwort: Beim Viertelfi nalrückspiel im Europapokal der Pokalsieger trat Bayer Uerdingen 05 in der heimischen Grotenburg gegen Dynamo Dresden an – und schlug die Spitzenmannschaft aus der DDR sensationell mit 7:3. Ein Wunder! Auch Dresdner Fußballfans wissen die Antwort: Dynamo Dresden unterlag im Auswärtsspiel gegen die Uerdinger katastrophal mit 3:7. Ein Trauma!

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem legendären Spiel hat Kabarettist und Autor Rüdiger Höfken sich auf eine Spurensuche begeben und ein Theaterstück verfasst, das witzig und lustvoll Fußballleidenschaft im Kontext deutsch-deutscher Geschichte thematisiert. Ein Fami-lienbesuch wirft Fragen auf, die sich um mehr als den Sport drehen: um grundverschiedene Lebenswirklichkeiten in Ost und West, unterschiedliche Sichtweisen auf die Vergangenheit, aber auch um unsere Identität – wichtige Fragen für eine Annäherung und gegen-seitige Akzeptanz, auf die es keine einfachen Antworten gibt.

Christian Oscar Gazsi Laki, Westdeutsche Zeitung, 11.06.2021

Wie Uerdinger Fußball die DDR stürzte

Die Uraufführung von „Das Wunder von der Grotenburg“ geht nicht nur Fußballfans unter die Haut. Die deutsch-deutsche Geschichte erzählt von menschlichen Tragödien. Im Premierenpublikum saßen auch Spieler von damals.

Wie spannend kann ein Theaterstück über ein Fußballspiel sein, von dem es keine einzige Szene zu sehen gibt und bei dem jeder Zuschauer das Ergebnis kennt? Die Antwort liefert das Theater, und sie lautet: Sehr! (…) Vor diesem Hintergrund erzählt Höfken gekonnt eine Geschichte um die Stasi, ein deutsch-deutsches Familiendrama und immer wieder eines Fußballspiels, das auch 35 Jahre später noch mitreißt. (…) Das Spiel, so ist in der Aufführung immer zu spüren, war weit mehr als Sport. Für die Uerdinger ging es um ein Europapokal-Viertelfinale. Für die Dresdner war es der Kampf gegen den Klassenfeind – und wirkt bis heute nach. (…) Auch das kunstvoll eingewobene Familiendrama um Müller und seine Schwester reißt mit, sorgt für Nachdenklichkeit und Gänsehaut beim Publikum. (…) „Das Wunder von der Grotenburg“ ist ein Stück, das sicher jeden Fußballfan begeistert, das aber so viel mehr ist. Ein Stück deutsch-deutscher Geschichte – und vielleicht, diese These ist zumindest schlüssig – der Anfang vom Ende des Unrechtsregimes in der DDR. Das bedeutet aber auch: Bayer 05 Uerdingen hätte in dieser Betrachtung den Lauf der Welt verändert. [Sven Schalljo, Rheinische Post, 11.06.2021] Das Wunder von der Grotenburg … ist eine Sitcom (…) Rüdiger Höfkens halb-inszenierte Lesung für das Theater Krefeld und Mönchengladbach ist eine charmante Auseinandersetzung mit dem Fußballspiel und dem Drumherum. Es bleibt in Teilen boulevardesk. Kurze Abschnitte enden mit Pointen, die auch mal zünden. (…) Das Stück beginnt, wie Sitcoms, mit einem Prolog, in dem die Grundcharaktere vorgestellt werden, deren Biografie sich mit dem Fußballspiel verzahnt. Protagonisten: Ein Krefelder Lehrer, Alexander Burbach, gespielt von Höfken, KFC-Fan mit Leib und Seele, seine Frau Kathrin Burbach, charmant verkörpert durch Ixkes, Übersetzerin, die am Anfang noch in Budapest weilt und ihr Bruder Gerd Müller, glänzend gespielt von Grosse, Autor und Journalist, der just an diesem Tag zu Besuch kommt; letztere stammen aus Dresden. Das Bühnenbild (Udo Hesse) spielt mit einer Wohnzimmer-Situation. (…) Es geht hier auch um eine Deutsch-Deutsche Familiengeschichte. (…) Als Strukturelement dient das Spiel. Teilweise nimmt das Stück – obwohl alle aus dem Manuskript lesen, ist es mehr Theaterstück als Lesung – mit Höfkens satt-schrulliger Darstellung des KFC-Fans Fahrt auf. Grosse glänzt mit schauspielerischer Authentizität, liefert in besonderen Momenten Tiefe, die gut getaugt hätte, mehr mitreißende Emotionen zu evozieren. (…)

Extra-Tipp, 13.06.2021

KFC-Legenden besuchen Grotenburg-Stück

Von dem legendären Fußballspiel 1986 und seinen Folgen für die deutsch-deutsche Geschichte erzählt das Theaterstück „Das Wunder von der Grotenburg“. Zur Premiere kamen der damalige Torschütze Wolfgang Schäfer und Torwart Werner Vollack.

(…) Vor allem die Original-Tondokumente aus der TV-Übertragung ließen viele Erinnerungen wach werden. (…) Autor Rüdiger Höfken, in Krefeld als Kabarettist und Leiter des Podio-Theaters bekannt, lässt sein Stück nicht etwa im März 1986 spielen, sondern in der Gegenwart: Ein KFC-Fan, dargestellt von Höfken selbst, bekommt abendlichen Besuch von seinem Schwager, verkörpert von Theater-Generalintendant Michael Grosse. (…) In das zunächst launige Männergespräch mischen sich zunehmend ernste Töne, denn auch die Familiengeschichte ist mit dem Spiel verknüpft. (…) So wird aus der Nacherzählung des Uerdinger Fußballmärchens eine größere Geschichte um die unterschiedlichen Lebens- und Erfahrungswelten in Ost und West. Spätestens mit dem Schlusspfiff ist jedoch auch ein Bild jenes legendären Spiels vor dem inneren Auge der Zuschauer entstanden. (…) Zu den Zeugen auf der Tribüne gehörte damals auch der heutige Oberbürgermeister: Im Alter von elf Jahren Frank Meyer das Spiel im Stadion live mit – und trug 35 Jahre später zum Theaterabend wieder den von seiner Großmutter gestrickten blau-roten Uerdingen-Schal.

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