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Musiktheater

Die Reise nach Reims

Il viaggio a Reims // Erstaufführung am Theater KR MG // Dramma giocoso in einem Akt // Musik von Gioachino Rossini // Libretto von Luigi Balocchi Leitung Besetzung

3. April 2024 – 20. Juni 2024

Dauer Ca. 180 Minuten inkl. Pause Sprache In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Termin anklicken, um Tagesbesetzung anzuzeigen.

Sensationsfund am Niederrhein! Ein archäologisches Expertenteam hat eine Karosse aus dem 19. Jahrhundert geborgen mit zahlreichen lebenden Personen. Ihren Aussagen zufolge befanden sie sich auf der Reise nach Reims, wo sie an den Krönungsfeierlichkeiten König Karls X. teilnehmen wollten. Mit Hilfe einer Zeitmaschine sollen die im Heute gestrandeten Menschen wieder in ihre Epoche zurückversetzt werden, doch einigen von ihnen scheint es in der modernen Welt besser zu gefallen…

Gioachino Rossini, der Meister der opera buffa, komponierte Die Reise nach Reims tatsächlich als Huldigungsoper für Karl X., der 1825 in der Kathedrale von Reims zum französischen König gekrönt wurde. Dabei handelt es sich weniger um eine Handlungsoper, sondern eher um eine Kantate, in der er den besten Sängerinnen und Sängern seiner Zeit hochvirtuose Arien und Ensembles auf den Leib komponierte. Nach nur wenigen Aufführungen zog Rossini das Werk zurück. Erst 1984 wurde Il viaggio a Reims beim Rossini Festival in Pesaro erstmals wieder aufgeführt.

Die Besetzung weist nicht weniger als 20 Solorollen auf, die ein wahres Belcanto-Feuerwerk bieten werden. Regisseur Jan Eßinger und Ausstatterin Benita Roth laden das Publikum zu einer höchst amüsanten Zeitreise ein, die sich am Niederrhein zuträgt.

Playlist #Reisegruppe DIE REISE NACH REIMS – Unser Ensemble checkt ein!

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Das sagt die Presse

Andreas Falentin, Die Deutsche Bühne, 18.03.24

Bezaubernder Gesang!

Das Theater Krefeld Mönchengladbach zeigt Gioacchino Rossinis „Die Reise nach Reims” auf einer Wiese am Niederrhein. Jan Eßinger inszeniert das Warten im Stück mit viel Humor.

[…] Es gibt keinen Chor in diesem Stück, das lange verschollen war und 1825 uraufgeführt wurde, tatsächlich zur Krönung. Dafür bevölkern zwanzig Solist:innen die Bühne, acht in großen Rollen. Sie warten zusammen, in verschiedenen Konstellationen. Wir erleben dabei sehr viel Liebe und Eifersucht, viel Eitelkeit und ein wenig Neid. Der Regisseur ist hier so eine Art Verkehrspolizist. Er bahnt Wege und führt Gruppen zusammen. Jan Eßinger gelingt das gut. [:..]

Humor ist hier alles, verkürzt das Warten. Sogar die Übertitelungsanlage dient hier als Gagspender („Er singt noch einmal dasselbe, dieses Mal mit Koloratur“). […] Man freut sich, wenn zur Pause die Zeitmaschine erscheint. Der Stau ist offensichtlich vorbei, es geht endlich weiter. Aber nach der Pause geht die Zeitmaschine kaputt, das Warten geht weiter und mündet in ein Fest, bei dem alle Hymnen singen und den abwesenden König feiern. Plötzlich nehmen wir diese Ansammlung aus Franzosen, Russen, Deutschen, Italiener und Spaniern als internationale Gemeinschaft wahr.

Der Abend lebt vom fröhlichen, präzisen Zusammenspiel und dem in der Spitze wahnsinnig guten Gesang. Sophie Witte (Gräfin de Folville) und Woongyi Lee (Belfiore) erfreuen mit frischen, geläufigen Stimmen. Kejti Karaj (aus dem Opernstudio) und Patrick Kabonogo bezaubern uns mit einem großartig abgetönten Liebesduett. Gereon Grundmann (aus dem Opernchor) lässt als Trombonok einen sehr schön phrasierenden, frei klingenden Bass hören. Und Sofia Poulopoulou als Corinna zieht auf ungewöhnliche Weise ihren Bann.

Die Stimme ist vielleicht ein wenig dunkel für einen Sopran, etwas körnig im Timbre. Aber wie sie singt! Flüssig, klare Linien, nuanciert in der Dynamik und vor allem wahnsinnig ausstrahlungsstark. Sie öffnet das Herz für diese Musik. Ihre Schlussszene ist zudem eine Bravourtat des Regisseurs in ihrer Genauigkeit und Zurückhaltung. Der Dirigent Giovanni Conti hat nur am Anfang Probleme mit einem zu lauten Orchester. Der Rhythmus, die Dynamik der Aufführung, besonders aber die Abstimmung der vielen Ensembles gelingen ihm auf herausragendem Niveau.

Christina Schulte, Rheinische Post, 18.03.24

Ein großes musikalisches und darstellerisches Vergnügen

Das Premieren-Publikum bedankte sich mit rauschendem Beifall bei nicht weniger als 20 (!) Solisten und dem Orchester unter Giovanni Conti im Krefelder Stadttheater.

[…] In der Krefelder Inszenierung hat Regisseur Jan Eßinger sich einen witzigen Angelpunkt ausgedacht: Die Reisenden sind – herrlich lebendig – bei einer archäologischen Ausgrabung am Niederrhein aufgefunden worden. Und so bewegen sich in diesem kontrastreichen Tableau Vivant zwei Gruppen umeinander. Da ist zum einen die Biedermeiergruppe aus der Vergangenheit mit Menschen aus lauter verschiedenen Nationen und zum anderen sind da die modernen Forscher.

Die Kostüme von Benita Roth spiegeln den Abstand von zwei Jahrhunderten – sehr gelungen. Da ist zum Beispiel die kapriziöse kanariengelbe Folleville (Sophie Witte) mit zeitgerechten Korkenzieherlocken. Sie ist nur an dem einen interessiert, der Mode. Und so ist es ein Riesenspaß, dass sie am Ende ihre hellrosa durchbrochenen Handschuhchen gegen türkisfarbene Haushaltshandschuhe tauscht und sich ganz up to date findet. Oder Belfiore (Woongyi Lee), der selbstverliebte Charmeur in Altrosa und Lila. Oder Janet Bartolova, die als jagdbesessene Gräfin gerne mal schießt und ihr Wildbret über die Bühne tragen lässt.

Die Regie verleiht auch allen anderen Ensemblemitgliedern charakteristische Verhaltensweisen oder Merkmale: Die vielen Solisten in „Die Reise nach Reims“ agieren komödiantisch und leben ihre Ticks, pflegen ihre Stimmungen. Das tun sie in einer sehr grünen niederrheinischen Landschaft mit blühenden Kirschzweigen, auch von Benita Roth. Um nun doch eine Teilnahme an der Krönung zu ermöglichen, wollen die Niederrheiner eine Zeitmaschine an den Ort des Geschehens kommen lassen – schwierig wegen der ständigen Staus. Die übrigens wie manches andere in den Obertiteln witzig kommentiert werden.

[…] Die Oper ist keine typische Handlungsoper; eine szenische Kantate hat Rossini selbst dieses Werk genannt. Aber was für eine Kantate! 20 Sänger singen Koloraturarien, Duette oder Ensembles, dass es eine wahre Pracht ist. Rossini hat die Arien seinen Sängerinnen und Sängern auf den Leib geschrieben und das Krefelder Ensemble hat das prächtig gemeistert, musikalisch wie darstellerisch. […]

[…] Das Publikum zeigte sich am Sonntagabend von der Aufführung in der Seidenstadt begeistert: Eine überaus musikalisch reiche, witzige, humorvolle Inszenierung und eine großartige Leistung des Ensembles, die sich anzuhören und anzusehen lohnt.

Christian Oscar Gazsi Laki, Westdeutsche Zeitung, 18.03.24

Herrlich humorvoll, regional und anrührend!

Rossinis kuriose Oper „Die Reise nach Reims“ wird in Krefeld zu einem humorvollen Reigen und einem Fest für den Gesang.

[…] Ein Fest für die hohe Kunst des Gesangs. Und berechtigterweise hat in der Krefelder Inszenierung von „Il viaggio a Reims, ossia L’albergo del giglio d’oro“ (Die Reise nach Reims oder Das Hotel zur goldenen Lilie) Regisseur Jan Eßinger das Finale derart umgedeutet, dass zwar musikalisch eine Ehrerbietung an den neuen französischen König hörbar, aber eine Krönungszeremonie für die Solistinnen und Solisten der Oper sichtbar ist.

[…] Und das ist sehr legitim, wegen des stimmlich hörbaren Niveaus. Denn jede Sängerin und jeder Sänger dieses Abends hat auf die jeweils ureigene Weise und mit der jeweiligen Disposition, stimmlicher und szenischer Natur, Großes geleistet. Sie haben sich fast ausnahmslos von einer schillernd glänzenden Seite gezeigt: Sei es Gast Patrick Kabongo als Graf von Libenskof, sei es für die Erkrankte Heidi Elisabeth Meier kurzfristig eingesprungene Jeannette Wernecke als Madame Cortese, seien es junge Talente aus dem Opernstudio wie die begnadete Mezzo Kejti Karaj als Marquise Melibea, seien es bekannte Lieblinge des Ensembles wie beispielsweise die in Bestform singende Sophie Witte als Gräfin von Folleville sowie der fulminante Matthias Wippich als Lord Sydney oder neue Gesichter und Stimmen am Haus wie die phänomenale Sofia Poulopoulou als Corinna. Seien es Woongyi Lee, dessen Tenorstimme hier glänzte wie nie, Hayk Deinyan, Gereon Grundmann, Rafael Bruck, Kairschan Scholdybajew oder Miha Brkinjač sowie Arthur Meunier. Seien es mit funkensprühend szenischer Kraft überzeugend Janet Bartolova, Susanne Seefing und nicht zuletzt Gabriela Kuhn. Ja, seien es auch Mitglieder des Opernchores (Lisa Kaltenmeier-Kahraman, Anna Lautwein und Irakli Silagadze), auch schauspielerisch wirklich Freude bereitend, oder der stimmlich sehr begabte ägyptische Bariton George Gamal, der derzeit in Düsseldorf studiert, die sich hier solistisch beweisen durften. So ein Sängerfest muss man als Theater erst einmal stemmen.

[…] Die Umdeutung des Gesungenen, dessen Überlagerung mit Bildern und Szenen einer eigentlich ganz andersgearteten Geschichte, die aber herrlich humorvoll, regional und dabei sogar durchaus anrührend sein kann, ist der Schlüssel zu dieser sehr gelungenen Inszenierung. […] Im realistisch-surrealen Bühnenbild von Benita Roth (Bühne & Kostüme) lebt die Inszenierung liebevoll augenzwinkernd gezeichneten Bildern, die ihren Charme aus der Wechselwirkung der mit viel karikierendem Talent gezeichneten Figuren gewinnen. Kluge szenische Kniffe, wie Zeitlupe, Wiederholungen oder Slapstick sorgen für viel ästhetisches Leben auf der Bühne.

Die Figuren lernt das Publikum vor Beginn durch Steckbriefe kennen, die auf den Bühnenvorhang projiziert wurden. Ohnehin liefert das Regie-Team – Dank gebührt Operndirektor und Dramaturg Andreas Wendholz, dass er dieses Stück auf diese Weise an das Theater Krefeld und Mönchengladbach geholt hat – viel Subtext. Neckisch nutzt man Übertitel nicht nur für Übersetzungen des italienischen Textes, sondern auch für Kommentare zu Eigenheiten der Rossini-Oper oder für kleine Winks zur Story. Überhaupt ist die Inszenierung vollgeladen mit Verweisen und Andeutungen. […]

[…] Die Niederrheinischen Sinfoniker spielten mit viel Esprit, Lust und Spaß an Rossinis spezieller Komponierweise. Conti leitete sie von einem mittig stehenden Cembalo aus. Auf dem er persönlich die Rezitative begleitete. Das hatte schon Stil. Doch der König des Abends war der „Schön“-Gesang. Am Schluss gab es stehenden, lang anhaltenden Applaus und viele Bravo-Rufe.

Markus Lamers, Der Opernfreund, 18.03.24

Ein echter “Hingucker”!

In Krefeld hat der Regisseur Jan Eßinger die Geschichte etwas angepasst, denn alles beginnt mit einem Sensationsfund am Niederrhein.

[…] Eigentlich möchte man von diesem vergnüglichen Theaterabend inhaltlich auch gar nicht zu viel erzählen, denn diese Inszenierung wirkt auf den Besucher auch durch eine gewisse Situationskomik, die sich nur schwer in Worte fassen lässt. Verstärkt wird diese Komik durch immer wieder eingestreute humorvolle Übertitel, die das Werk durchaus ernst nehmen, aber dennoch nicht jedes Wort wörtlich übersetzen. Das wäre wohl auch gar nicht möglich, wenn sich im Gran pezzo concerto a 14 voci beispielsweise vierzehn Stimmen miteinander mischen. Stattdessen verweisen die Übertitel charmant darauf, dass dies in der Opernwelt wohl einmalig ist. Textliche Wiederholungen mit weiteren musikalischen Verzierungen werden offen im Übertitel als solche benannt, so dass der Besucher darüber schmunzeln und sich ganz dem Zauber der Musik Rossinis hingeben kann, statt lange Texte zu verfolgen. Unter der musikalischen Leitung von Giovanni Conti spielen die Niederrheinischen Sinfoniker einmal mehr präzise und harmonisch. Alle zwanzig Solisten namentlich aufzuführen, würde hier den Rahmen sprengen. Stellvertretend für das gesamte Ensemble sei daher Sofia Poulopoulou als Corinna genannt, die am Ende die große Schlussnummer mit Bravour meistert. Zum Ensemble ist sicher noch zu sagen, dass es im Verlaufe des Abends permanent etwas zu sehen gibt. Ständig ist eine Vielzahl von Künstlern auf der Bühne, die auch abseits der eigentlichen Haupthandlung ihre Rollen ausleben. Hier gibt es immer wieder einige interessante Details zu entdecken. Die Momente in denen Janet Bartolova als Delia auftritt, werden zum Beispiel sehr lange im Gedächtnis bleiben, auch wenn die Rolle vom reinen Gesangspart her eher klein angelegt ist. Die gesamte Personenführung ist vor allem zu Beginn des Abends so wunderbar, dass man sich irgendwie an Die lustigen Nibelungen aus dem Jahr 2011 erinnert fühlt, eine der bisher wohl besten Inszenierungen des Gemeinschaftstheaters Krefeld-Mönchengladbach.

Ein echter „Hingucker“ ist auch das Bühnenbild von Benita Roth. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier eine Ausgrabungsstätte in der niederrheinischen Landschaft geschaffen, auf der die Darsteller auf verschiedenen Erhebungen wunderbar agieren können. Auch die von ihr geschaffenen Kostüme gefallen und sorgen für eine klare Trennung zwischen den historischen und den heutigen Figuren. Am Ende des rund dreistündigen Premierenabends gab es gestern lang anhaltenden Applaus der zahlreichen Zuschauer, die alle Darsteller und das Regieteam lautstark für eine gelungene Erstaufführung am Theater Krefeld-Mönchengladbach feierten.

Thomas Molke, Online Musik Magazin, 18.03.24

Das Ensemble begeistert durch große Spielfreude

[…] Da einem heutigen Publikum die historischen Anspielungen und Bezüge der Oper größtenteils unverständlich sein dürften, haben sich moderne Regie-Teams die unterschiedlichsten Handlungsorte überlegt, an die sie das Stück verlegt haben. Das Regie-Team um Jan Eßinger wählt als Ort der Handlung eine archäologische Ausgrabungsstätte an Niederrhein.

[…] Sophie Witte gibt die Contessa di Folleville wunderbar exaltiert und punktet ebenfalls mit halsbrecherischen Koloraturen, nachdem sie zunächst mit leidenden Höhen und großartiger Komik den Verlust ihrer Garderobe beklagt hat. Gabriela Kuhn erträgt als Modestina die Launen ihrer Herrin sehr geduldig und überzeugt mit ironischem Spiel. Besonders beeindruckend ist, wenn Lord Sidney später seine Teetasse auf ihrer Haube abstellt, die sie dann den restlichen Verlauf des Stückes geschickt auf dem Kopf balanciert. Kejti Karaj ist als Marchesa Melibea in ihrem feuerroten Kleid eine Augenweide, so dass es nicht verwundert, dass sich der Forscher Alvaro in sie verliebt, was natürlich Libenskofs Eifersucht hervorruft. Patrick Kabongos Tenor als Libenskof klingt zunächst in den Höhen ein wenig angestrengt, steigert sich allerdings im Laufe des Abends und kann im weiteren Verlauf glänzen. Wunderbar spielt er den Kontrast zwischen eifersüchtigem Liebhaber und wehleidigem Mamasöhnchen aus, dem seine recht dominante Mutter Delia die Richtung vorgeben muss. Karaj verfügt als Melibea über einen satten Mezzosopran, der sehr verführerische Züge annimmt. Große Spielfreude entwickeln die beiden im Versöhnungsduett nach der Pause, in dem sie nicht nur stimmlich brillieren, sondern auch noch auf einem Hochsitz auf der linken Bühnenseite zu einem Schäferstündchen verschwinden. Rafael Bruck trägt es als Alvaro mit Fassung, dass er bei Melibea nicht landen kann und sein Sabotage-Akt somit umsonst war. Stimmlich überzeugt er mit virilem Bariton.

Sofia Poulopoulou begeistert als Corinna schon im Anschluss an das Sextett, wenn sie mit engelhaftem Gesang aus dem Off zur Harfe die Wogen zwischen den beiden Streithähnen glättet, mit kraftvollem, rundem Sopran. Da verwundert es nicht, dass Lord Sidney sich in sie verliebt und auch der Cavaliere Belfiore auf sie aufmerksam wird. Im Duett mit Woongyi Lee als Belfiore liefert sich Poulopoulou einen großartigen Schlagabtausch und weist ihn mit markanten Höhen in seine Schranken. Lee punktet mit tenoralem Schmelz und gibt den Schwerenöter sehr leidenschaftlich. Matthias Wippich verfügt als Lord Sidney über einen profunden Bass und spielt die leichte Unbeholfenheit des Briten mit großem Spielwitz aus. Auch beim “Dell’ aurea pianta” (“God Save The King”) im Finale punktet Wippich mit herrlicher Komik. Gereon Grundmann verleiht dem Barone di Trombonok profunde Tiefe. Hayk Deinyan bleibt als Don Profondo allerdings ein wenig blass und kann die Komik in der Katalog-Arie “Medaglie incomparabili”, in der Profondo die übrigen Mitreisenden karikiert, nicht richtig ausspielen. Die kleineren Rollen werden in der Personenregie von Eßinger ebenfalls aufgewertet und überzeugen allesamt durch große Spielfreude.

Ein weiterer musikalischer Höhepunkt ist das große Ensemble zu 14 Stimmen vor der Pause, in dem zunächst alle verzweifelt sind, weil die Reise nicht fortgesetzt werden kann, dann aber alle jubeln, weil sie beschließen, stattdessen nach Paris zu reisen. Der Brief, den Madama Cortese angeblich von ihrem Mann erhält, wird von dem Vogel gebracht, den Delia zuvor abgeschossen hat. Damit wird motiviert, dass Madama Cortese den übrigen nur etwas vormacht, denn wer schreibt im digitalen Zeitalter der Mobiltelefone noch Briefe? Die Solistinnen und Solisten finden dabei stimmlich zu einem furiosen Finale. Giovanni Conti bringt mit den Niederrheinischen Sinfonikern Rossinis atemberaubende Musik zum Sprudeln. Ein Überraschungsmoment für deutsche Ohren dürfte auch immer wieder sein, dass Rossini im Rahmen der traditionellen Melodien, die die einzelnen Gäste bei der Feier am Ende des Stückes auf ihre Heimat anstimmen, mit der Verwendung der Kaiserhymne, die Haydn Ende des 18. Jahrhunderts komponierte, bereits die Melodie der deutschen Nationalhymne vorweggenommen hat. So vergehen die knapp drei Stunden wie im Flug, und das Publikum feiert das Ensemble mit großem, verdientem Applaus.

Jan Eßinger findet eine kurzweilige, unterhaltsame Lesart für die absolut abstruse Geschichte. Das Ensemble begeistert durch große Spielfreude und macht deutlich, warum dieses verrückte Stück sich so großer Beliebtheit erfreut.

Thomas Hilgemeier, Theater:pur, 20.03.24

Das ist einfach eine Augenweide!

Jan Eßinger verlegt „Die Reise nach Reims“ an den Niederrhein. Das gelingt und ist ziemlich komisch.

[…] Es gelingt ihm insgesamt ein sehr unterhaltsamer Abend, der eine Lanze bricht für Rossinis doch immer noch eher selten gespieltes Werk.

Rossinis Reise nach Reims ist für das Personal ein vokales Teufelswerk voller Fallstricke. Denn hier kommt es auf jede noch so kleine Rolle an – in den Solostellen genauso wie in den Ensembles. Das ist höllisch, denn ein perfektes Miteinander ist Voraussetzung für‘s Gelingen. Und das klappt ganz hervorragend in Krefeld. Es ist erstaunlich, wie es dem Haus gelingt, ohne viele Gäste diesen Berg zu erklimmen. Das ist ganz großes Kino. Und deshalb verbietet dieser Abend auch Worte zu einzelnen Akteur*innen. Nur gemeinsam kann dieses Werk gestemmt werden. Theater:pur gratuliert Janet Bartolova, Miha Brkinjac, Rafael Bruck, Hayk Deinyan, George Gamal, Gereon Grundmann, Jeannette Wernecke, Patrick Kabongo, Lisa Kaltenmeier, Kejti Karaj, Gabriela Kuhn, Anna Lautwein, Woongyi Lee, Arthur Meunier, Sofia Poulopoulou, Kaischan Scholybajew, Susanne Seefing, Irakli Silagadze, Matthias Wippich und Sophie Witte. Das war ganz großartig und eine Demonstration dessen, was das gut aufeinander eingespielte Ensemble eines „ganz normalen“ Stadttheaters vermag.

Giovanni Conti leitet die Niederrheinischen Sinfoniker und trumpft dabei groß auf.Bei Rossini aber liegt die Wirkung oft im kleinen, feinen Detail. Gerade da arbeitet er Gefühle heraus und setzt auch ironische Spitzen. Davon hätten Conti und seine Musiker*innen gern etwas mehr zeigen können. Dem riesengroßen Premierenbeifall tat das keinen Abbruch.

Ernst Müller, Extra Tipp, 24.03.24

Ein riesiger Spaß!

[…] Die Aufführung im Krefelder Stadttheater stellt unter Beweis, dass eine gute Regie “aus nichts” sehr viel Gehaltvolles schaffen kann.

Und zwar einen überaus unterhaltsamen Theaterabend, prall gefüllt mit witzigen Einfällen, skurrilen Typen und opulenter Ausstattung. […]

Über der ganzen Aufführung liegt der Schleier der Satire (was im Libretto durchaus angelegt ist). Daran beteiligt werden sogar die Obertitel, die das gesungene Italienisch ins Deutsche übersetzen. Denn zuweilen schiebt Dramaturg Andreas Wendholz keck einen ironischen Kommentar zu diesem “Käfig voller Narren” dazwischen. Bühnenbildnerin Benita Roth hat den Figuren individuelle Kostüme angepasst. […]

Regisseur Jan Eßinger ist ein sensibler Spagat gelungen: dem Auge des Zuschauer durch bunte Ausstattung und ständige Bewegung der Figuren viel Abwechslung zu bieten, ohne zu überladen.

Im Gegenteil: die Sängerinnen und Sänger erhalten für ihre Arien stets ausreichend Raum. […] Ein optischer und musikalischer Rythmus, der Spannung verleiht.

Ein i-Tüpfelchen hält das Regiekonzept ebenfalls bereit: Die Landschaft stellt unseren Niederrhein dar und die Reisegsellschaft ist wundersam im Jahre 2024 gelandet und wartet auf den Einsatz der Zeitmaschine, um in die eigene Epoche zurückzukehren.

[…] Das Publikum der Premiere spendete rauschenden Beifall und zwar stehend.

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