Don José erinnert sich, seine Gedanken kreisen um Carmen. Seine verhängnisvolle Leidenschaft für diese heißblütige, verführerische Frau und seine rasende Eifersucht lassen ihn zum Mörder werden…
Dem pflichtbewussten Don José bleibt Carmens Persönlichkeit fremd. Ihre Kompromisslosigkeit, ihre Launen, ihre Rebellion gegen Gesetz und Hierarchie, ihr unbändiger Freiheitsdrang kollidieren mit seinem Besitzanspruch.
Dieses Konfliktpotential, die Unvereinbarkeit freien Lebens mit bürgerlichen Normen und Werten, das spanische Milieu, die Situation des Stierkampfes – all das reizte Robert North zu einer tänzerischen Adaption des Stoffes. So entwickelte er – fußend auf der 1847 erschienenen Novelle von Prosper Mérimée – in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Christopher Benstead ein eigenständiges Carmen-Ballett, dessen Tanz- und Raumkonzept eine perfekte Synthese mit der Bühnenmusik eingeht: Flamenco-Rhythmen und Gitarrenklänge charakterisieren Situationen und Protagonisten und bilden ein ideales Fundament für die spannungsgeladene Choreografie.
NEU: “Physical Introduction” zu KRMG.tanz 1: 28. September 2025, 17 Uhr, Theater Mönchengladbach (Balkonfoyer)
“Physical Introduction” vor der Ballettpremiere bietet Zuschauern jeden Alters unabhängig von eigener Tanzerfahrung eine einzigartige Gelegenheit, sich körperlich auf das Tanzerlebnis einzustimmen. Körper und Geist werden aktiviert, um die Sinne zu schärfen und eine tiefere Verbindung zur darauffolgenden Aufführung herzustellen. Dieses Programm schafft eine bewusste Vorbereitung, die das Erlebnis der Ballettvorstellung intensiviert und den Genuss für jeden Teilnehmer erhöht.
Wir bitten darum, für die Physical Introduction Socken zu tragen, und empfehlen bequeme Kleidung, in der man sich gut und gerne bewegt. Umkleidemöglichkeiten abseits der Toiletten sind nicht vorhanden.
Die Teilnehmerzahl ist aus Platzgründen begrenzt und die Teilnahme nur mit einer gültigen Eintrittskarte zur Premiere möglich. Anmeldungen per E-Mail bitte bis eine Woche vor der Premiere unter silvia.behnke@theater-kr-mg.de
Dirk Richerdt | Rheinische Post Mönchengladbach | 2. Oktober 2025Es knistert, es rauscht, Messer werden gezogen
Der ehemalige Ballettdirektor Robert North hat seine Premiere als Choreograf in Residenz am Theater Mönchengladbach gegeben: Sein Ballett „Carmen“ ist ein mitreißendes und furios-bewegtes Tanzdrama, das zwischen Liebe und Tod navigiert.
(…) Wie die etwa 90 Minuten dauernde, in rasch wechselnden Episoden durchtanzte Premiere eindrucksvoll zeigte, liefert Benstead die optimale Klangvorlage – mit Musik, die sich eng an der als Kulturerbe ausgezeichnete Welt des Flamenco anlehnte. (…)
Die Kostümbildnerin Luisa Spinatelli ließ sich bei Farben und Mustern der Kleider, Röcke, Mantillas und Flamenco-Schals von Gemälden von Goya und Gustave Doré inspirieren.
So wichtig die akustischen und visuellen Elemente für den Gesamteindruck dieses Balletts auch waren – die wichtigste Errungenschaft für den Erfolg des Abends steuerten die 24 Tänzerinnen und Tänzer selbst bei. Die Compagnie überrascht und überwältigt mit eleganten Gesten, geschmeidigen Pirouetten, federleicht anmutenden Hebefiguren, akrobatischen Sprüngen und fantasievollen Spielkombinationen.
Zuschauer konnten ein ästhetisches Schauspiel genießen – auch wenn dessen Inhalt zunächst so gar nicht fröhlich stimmen will: Da zieht Irene van Dijk in der Titelrolle alle Augen auf sich, wenn sie als „Femme fatale“ auf Männersammeljagd geht. Dass sie keine sanfte, friedfertige Person ist, sondern im Streit allzu schnell zu Gewalt neigt, zeigt sich schon früh bei der Arbeit in der Zigarrenfabrik. (…)
Für Don José ist es der Anfang seiner kriminellen Laufbahn. (…) Alessandro Borghesani springt in einer großartigen, psychologisch treffsicher austarierten Darstellung seiner Figur zwischen harmlos verwirrter Verliebtheit, jähen Eifersuchtsanfällen und brutalem Blutrausch. Doch am überzeugendsten offenbaren sich seine tänzerischen Qualitäten bei den explosiv aufgeladenen Begegnungen mit Carmen. Fast meint man das Knistern der Erotik zu hören. Die fesselnde visuelle Wirkung wird durch Gesangsduette der Flamenco-Expertin Márta Sebestyén mit dem Komponisten Benstead unterstützt. (…)