Musiktheater
Liebes Publikum,
für die kulturelle Identität einer Stadt hat ein lebendiges Theater nachweislich eine prägende Wirkung. Theater als Ort der künstlerischen Auseinandersetzung mit ewig gültigen wie aktuellen Themen, aber auch Theater als sozialer Treffpunkt einer Stadtgesellschaft. Theater als Ort, der Menschen berühren, unterhalten, sensibilisieren und nachdenklich machen kann oder zuweilen auch bewusst provoziert. Denn wo sonst in unserer zunehmend technisierten Welt haben wir noch den Freiraum, gemeinsam Utopien zu erleben, uns Gedankenspielen hinzugeben und dabei auch unsere Gesellschaft, unser Miteinander und unsere Zukunft auf intellektuellem Niveau und auf sinnliche Weise zu reflektieren?
Wenn wir in dieser Spielzeit das 75jährige Jubiläum der Theaterfusion von Krefeld und Mönchengladbach feiern, so ist hier nicht nur der ökonomische Zweckverband hervorzuheben, sondern auch der Erfolg, dass sich über diese lange Zeit zwei Städte mit diesem Theater als ihrem Gemeinschaftstheater identifizieren.
Und wie gestaltet man inhaltlich eine Jubiläumsspielzeit im Musiktheater? Sollte da zwangsläufig eine „Repräsentationsoper“ wie Die Meistersinger von Nürnberg oder Fidelio auf dem Programm stehen? Wir haben uns dagegen entschieden und möchten mit der Produktion von Mieczysław Weinbergs Die Passagierin bewusst eine Oper in den Fokus stellen, die Stellung bezieht in unserer gegenwärtigen gesellschaftlichen Verfassung, in der Antisemitismus und Geschichtsvergessenheit auf beunruhigende Weise wieder zunehmen.
Mit einer szenischen Umsetzung von Felix Mendelssohn Bartholdys alttestamentarischen Oratorium Elias geht es uns inhaltlich um eine Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen wie Machtmissbrauch, Umweltzerstörung und Fremdenfeindlichkeit, aber auch um eine neue performative Form, indem wir hier die aktive Mitwirkung verschiedener lokaler Chöre planen.
Unser Musiktheaterspielplan wird auch durch unser Ensemble bestimmt. Und welche Leistungsfähigkeit wir hier aufbieten können, davon können Sie sich in der kommenden Spielzeit nicht nur bei Rossinis komischer Oper Die Reise nach Reims (mit 20 Solorollen!) überzeugen, sondern auch in La traviata, Margarethe, Die Zauberflöte oder im Unterhaltungsgenre in Aufführungen von Ball im Savoy, Bargeflüster oder dem Broadway-Musical Sweeney Todd.
Wir freuen uns auf Sie!
Herzlichst
Andreas Wendholz
Operndirektor